ST vor Ort
So genießen die Höhscheider ihr Kleingarten-Idyll
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Der Kleingartenverein Gabelsberger Straße ist eine grüne Oase mitten in Höhscheid – und die größte Anlage der Stadt.
Von Simone Theyßen-Speich
Solingen. Hortensien blühen mit den Geranien um die Wette, Johannis- und Stachelbeeren werden schon geerntet, und überall wird gewerkelt und gepflanzt. Der Kleingartenverein Gabelsberger Straße ist eine Oase mitten in Höhscheid. Mit 158 Parzellen ist er der größte KGV in Solingen.
Für die Öffentlichkeit ist die Anlage aber seit einigen Jahren nicht mehr geöffnet. „Der kommunale Versicherer und die Stadt können nicht dafür aufkommen, wenn hier etwas passiert“, erklärt der neue Vorsitzende Gürkan Tanburaci. Deshalb bleiben die insgesamt acht Tore rings um die Anlage geschlossen. Nur die Pächter der Parzellen haben Schlüssel.
2016 hatte es an mehrere Stellen auf dem Gelände Erdeinbrüche gegeben. Die Gärten waren nämlich in den 1930er Jahren auf einer stillgelegten Ziegelei entstanden, deren Abraumfeld mit Lößboden aufgeschüttet worden war. „Teilweise ist das unterirdische Erdreich ins Rutschen geraten oder die Tunnel, in denen früher die Ziegel getrocknet wurden, sind eingestürzt“, erklärt Wolfgang Bennert, Kassenprüfer im Verein, die ungewöhnlichen Löcher. „Von einem Tag auf den anderen lag etwa ein drei mal drei Meter großes Erdbeerfeld zwei Meter tiefer“, schildert Bennert, der seit 42 Jahren seinen Garten dort hat, einen der Schäden.
Jetzt bleibt der Kleingarten also abgeschlossen. Aber das habe auch seine Vorteile, so die Vorstandsmitglieder. „Seitdem gibt es weniger Verschmutzung“, hat die stellvertretende Vorsitzende Nicole Schramm festgestellt. Andererseits hätten Spaziergänger, die abends mit ihren Hunden noch eine Runde drehten, auch für ein Stückchen mehr Sicherheit gesorgt. Seit das nicht mehr der Fall ist, hätten Diebstähle zugenommen.
Wie die einzelnen Parzellen gestaltet werden müssen, dafür gibt es an der Gabelsberger Straße wie in allen Kleingartenvereinen klare Vorgaben. Ein Drittel muss Nutzgarten sein, ein Drittel Ziergarten und ein Drittel für Laube, Rasen und Terrasse. Über die jüngsten Auflagen des Stadtverbandes ist man in Höhscheid aber nicht begeistert. „Die Obstbäume sollen beispielsweise auf maximal drei Meter Höhe, Hecken auf 1,25 Meter beschnitten werden“, nennt Wolfgang Bennert eine der neuen Regeln. „Die Bäume wären dann extrem gestutzt und nicht mehr hoch genug für Nistkästen, und in den Hecken brüten doch Vögel“, kritisiert Bennert die Vorgaben.
Nicht ganz glücklich sind die Kleingärtner auch über die aktuelle Situation des Weinsberger Bachs. Dieser wurde vor einigen Jahren aufwendig von der Stadt renaturiert und soll eigentlich oberirdisch durch die Anlage fließen. Davon ist aber nichts zu sehen – und das liege nicht nur am trockenen Sommerwetter, so die Gärtner. Der Wasserlauf soll aus dem alten Teich der Beckmann-Brauerei durch ein Rohr unter der Bismarckstraße bis zu einem Wasserbecken in der Anlage fließen, dann oberirdisch durch die Kleingartenanlage bis ins Regenrückhaltebecken. „Wir hoffen, dass die Stadt die Pflege des Bachlaufs wieder vorantreibt“, so die Vorstandsmitglieder.
Aber auch ohne Wasserlauf fühlen sich die Kleingärtner wohl an der Gabelsberger Straße. Etliche junge Familien mit Kindern seien in den vergangenen Jahren hinzugestoßen. Aktuell sind alle Parzellen verpachtet, die Nachfrage ist groß. „Für 300 Euro Pacht im Jahr hat man hier ja auch eine tolle Oase mitten in der Stadt“, so Wolfgang Bennert.
Serie: Morgen geht es der ST-Stadtteilserie um die Motorradgruppe „The Living
Dead“.