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Sexualisierte Gewalt: „Wir müssen aufhören, den Fehler in uns selbst zu suchen“
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Gläserne Werkstatt zeigt Kleidung und Geschichten von Frauen und Mädchen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Ein Minirock ist nicht unter den zwölf Outfits, die seit Freitag in den Schaufenstern der Gläsernen Werkstatt zu sehen sind: Beatrix Wilmes, Journalistin und Filmemacherin, hat mit Jeans und schlichtem Top, Jogginghose und Hoodie, Blümchenkleid oder Nachthemd eine Ausstellung kuratiert, die nun auf Einladung der Gleichstellungsstelle in Solingen zu sehen ist.
„Was hattest Du an?“ ist ihr Titel und greift damit einen Satz auf, den sich Frauen wohl auch heute noch gelegentlich anhören müssen, wenn sie Opfer einer Vergewaltigung wurden. „Eine völlig unangebrachte Verdrehung der Rollen. Der Täter wird mit dieser Formulierung unterschwellig zum Opfer seines Triebes, sie impliziert Verständnis, weil Frauen, die Miniröcke tragen, ja irgendwie auch mit selbst schuld seien“, sagt Beatrix Wilmes.
Opfer sind zwischen sechs und 80 Jahre alt
Sex aber sei immer nur das Werkzeug, der Zweck eines gewaltsamen Übergriffs sei Machtdarstellung und mit dem Körper erzwungene Demütigung der Frau. Die gezeigte Kleidung gehörte Frauen beziehungsweise Mädchen im Alter von sechs bis über 80 Jahren. „Wir müssen aufhören, den Fehler in uns selbst zu suchen“ ist ein Statement der betroffenen Frauen, die ihre Kleidung für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Alle zwölf Kleidungsstücke haben einen QR-Code, mit dem man ihre jeweilige Geschichte abrufen kann. „Die Ausstellung zeigt keine zerbrochenen Opfer, sondern mutige Frauen, die sich gegen die Demütigung stellen, indem sie die Vergewaltiger öffentlich anklagen“, erklärt Wilmes.
Hier finden Frauen Hilfe nach sexueller Gewalt
Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Fenster mit Solinger Bezug, in dem die Anonyme Spurensicherung (ASS) vorgestellt wird. Ein Netzwerk aus Frauenberatungsstelle, Städtischem Klinikum, Rechtsmedizinischem Institut der Uni Düsseldorf und Gleichstellungsstelle haben im Klinikum eine Anlaufstelle geschaffen, die Frauen nach sexualisierter Gewalt medizinische wie psychische Hilfe garantiert.
„Beweisspuren wie zum Beispiel Sperma werden bis zu zehn Jahren eingefroren und somit aufgehoben, um im Fall juristischer Schritte zur Verfügung zu stehen“, erläutert Dorothea Grabe, Gleichstellungsbeauftragte am Klinikum.
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