Umweltschädlich
Seit 1. Januar verboten: Händler haben noch Plastiktüten übrig
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Kunden setzen stärker auf Mehrweg-Lösungen.
Von Kristin Dowe
Solingen. So richtig weiß Rainer Francke nicht, wo er mit den ungeliebten Beuteln jetzt hin soll, die er schon vor längerer Zeit in einer Kiste in den Keller seiner Buchhandlung „Bücherwald“ verfrachtet hat. Die Rede ist von Plastiktüten, die seit dem 1. Januar im Einzelhandel in Deutschland offiziell verboten sind. Zwar gingen sie bei vielen Solinger Händlern bereits vor dem Verbot schon länger nicht mehr über die Ladentheke, doch hier und dort gibt es eben noch Restbestände.
90 Prozent der Kunden bringen mittlerweile eine eigene Tasche mit.
„Ein paar Plastiktüten haben wir noch übrig und werden zumindest versuchen, sie noch irgendwie sinnvoll weiterzuverwenden“, sagt der Vorsitzende des Walder Werberings, der in seinem Geschäft in Wald inzwischen auf Papiertüten setzt. „Man muss allerdings sagen, dass wir auch die Papiertüten nur äußerst selten ausgeben, da 90 Prozent der Kunden mittlerweile eine eigene Tasche mitbringen.“
So gebe es kaum noch Nachfrage nach Plastiktüten. Auch in der Buchhandlung Kiekenap fänden sich nur vereinzelte Exemplare, berichtet Buchhändlerin Brigitte Kiekenap von der Ohligser Werbe- und Interessengemeinschaft (OWG). „Ich finde es zwar grundsätzlich sinnvoll, dass wir uns umorientieren und auf Plastiktüten verzichten. Allerdings sollte dann wenigstens klar geregelt sein, was mit den Restbeständen genau geschehen soll“, gibt sie zu bedenken. „Einfach so entsorgen können wir sie ja wohl kaum.“ Für die Kunden sei es ein Umstellungsprozess, ohne Plastiktüten auszukommen – gerade bei Büchern komme man bei regnerischem Wetter mit Papiertüten nicht weit. „Aber auch da gibt es natürlich Mehrwegtaschen als Alternative“, ist Kiekenap überzeugt.
In Mitte und Ohligs gibt es schon lange keine umweltschädlichen Plastiktüten mehr
Bezüglich des Umgangs mit Restbeständen wird ein Sprecher des Bundesumweltministeriums auf Nachfrage konkreter. So dürften alte Plastiktüten privat genutzt oder auch gespendet werden. „Wenn die verbliebenen Kunststofftragetaschen ordnungsgemäß entsorgt werden, dann müssen sie einer hochwertigen Verwertung nach den Vorgaben des Verpackungsgesetzes zugeführt werden.“
Ein Problem, das auf Detlef Amann wohl nicht zukommt, gibt der Vorsitzende des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W. I. R.) an: „Wir und auch viele andere Händler in Ohligs haben die Plastiktüten schon vor Jahren abgeschafft.“ An Kunden, die unbedingt eine Tasche benötigen, weil sie etwa eigene vergessen haben, werde in seinem Modegeschäft kostenlos eine Papiertüte ausgegeben.
Ein Verstoß gegen das Verbot kann als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld geahndet werden. Derweil hatte die Politik die Abschaffung schrittweise initiiert, so dass Plastiktüten seit 2016 nur gegen Bezahlung an Kunden ausgehändigt werden durften. Laut Angaben der Bundesregierung ist der Verbrauch seit 2015 um mehr als 60 Prozent gesunken – eine Zahl, die Umweltschützern Hoffnung geben dürfte. Dennoch ist der Anteil des Plastikmülls in Deutschland weiterhin deutlich zu hoch, der je nach Art der Verpackung mitunter Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte brauchen kann, um abgebaut zu werden.
Wilde Müllkippen sind Problem im Bergischen
Auch im Bergischen bleibt achtlos in der Natur entsorgter Plastikmüll ein Dauerproblem, beobachtet Dr. Jan Boomers von der Biologischen Station Mittlere Wupper. Die Stadt Solingen beseitigt 1041 wilde Müllkippen. Dieser richte auf zwei Arten erheblichen Schaden an: „Zum einen können Vögel beispielsweise Essensreste von weggeworfenen Plastikverpackungen picken und dabei Kleinstteile mitfressen, an denen sie verenden können. Zum anderen zerbröseln Verpackungen aus Plastik nach längerer Zeit einfach und richten dann im Erdreich weiteren Schaden an.“
Somit dürfte der Abschied von der Plastiktüte ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit sein. In unserer Serie „Natürlich nachhaltig“ dreht sich alles um Nahchaltigkeit in Solingen.
Hintergrund
Regelung: Während normale Plastiktüten seit dem 1. Januar verboten sind, bleiben nur sehr leichte sogenannte „Hemdchenbeutel“ von weniger als 15 Mikrometern Wandstärke weiterhin erlaubt. Diese werden etwa in Supermärkten in der Obst- und Gemüseabteilung verwendet.
Tipps: Ratschläge zur Plastikvermeidung gibt es auch hier.