Ausschuss
Politische Mehrheit für Schulpläne zeichnet sich ab
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Schulausschuss diskutiert mögliche neue Gesamtschule – erneut Kritik an Kommunikation der Verwaltung.
Von Anja Kriskofski
Solingen. Für die Gründung einer fünften Gesamtschule am Schulzentrum Vogelsang, das Auslaufen der Sekundarschule und den Umzug der Realschule Vogelsang zeichnet sich eine politische Mehrheit ab. Im Schulausschuss wurden die Pläne, die die Schulverwaltung im April vorgestellt hat, erstmals diskutiert. Eine Entscheidung soll Mitte Juni fallen. An dem Vorhaben gibt es jedoch auch massive Kritik. Zur Sitzung waren auch Elternvertreterinnen von Realschule und Gymnasium Vogelsang sowie von der Sekundarschule erschienen. Sie erhielten jedoch kein Rederecht.
Ihren ursprünglichen Plan hatte die Schulverwaltung aufgrund der Kritik überarbeitet. Jetzt ist vorgesehen: Die Sekundarschule soll ab 2024 auslaufen, die neue Gesamtschule zunächst im Sekundarschul-Gebäude an der Guntherstraße aufgebaut werden. Wenn der Abriss und Neubau des Schulzentrums frühestens im Schuljahr 2027/28 startet, werden Gymnasium und Realschule in Ausweichstandorte ausgelagert. Die auf drei Züge verkleinerte Realschule soll nach Fertigstellung des neuen Schulzentrums zur Guntherstraße umziehen.
Diese Pläne unterstütze man, sagte Niklas Geßner, schulpolitischer Sprecher der Grünen. Er lobte die „hervorragende Arbeit, die an der Sekundarschule und an der Realschule geleistet wird“. Aufgabe der Politik sei jedoch, die Schullandschaft fit für die Zukunft zu machen. Alina Alexandra Nefissi von der SPD betonte, dass mehr Schulraum geschaffen werden müsse: „Wir brauchen eine weitere große Schule. Wir wissen, dass wir einigen etwas zumuten, aber das ist ohne Alternative.“
„Wir wünschen uns mehr Respekt, Fairness und Austausch.“
CDU-Sprecher Torsten Küster signalisierte ebenfalls Zustimmung. „Wir müssen überlegen, wo wir möglichst viele Schüler versorgen.“ Es gebe kaum Schulgebäude, die neun oder zehn Klassenzüge umfassen. Kritik äußerte Küster an der Kommunikation: „Ich hätte mir gewünscht, dass der Oberbürgermeister zu einem Runden Tisch eingeladen hätte, um die Menschen mitzunehmen.“ Daniel Schirm (FDP) sagte: „Dialog wäre besser gewesen.“ Es sei viel Vertrauen verspielt worden. Bislang habe die Verwaltung nur Indizien geliefert. „Sollten sich diese Indizien aber bewahrheiten, gehen wir mit.“
Andere sparten ebenfalls nicht an Kritik: „Es kann nicht sein, dass die Realschule so mit Füßen getreten wird“, erklärte CDU-Vertreter Thomas Braun, selbst Lehrer der Realschule Vogelsang. Die Anmeldungen zeigten, dass in der zweiten Anmelderunde die Gesamtschule nicht gewollt sei: „Dann wird die Realschule oder das Gymnasium angepeilt.“ Die „sehr unglückliche Kommunikation“ der Stadtverwaltung bemängelten auch Antonia Depner von der Stadtschulpflegschaft und Yannick David Monschau von der Bezirksschülervertretung. „Wir wünschen uns mehr Respekt, Fairness und rechtzeitigen Austausch“, mahnte Elternvertreterin Depner an. „Warum glauben Sie nicht mehr ans Schulzentrum Vogelsang?“
Es fehlten Plätze, auch in der Sekundarstufe I, antwortete Schuldezernentin Dagmar Becker (Grüne). Laut Verwaltung müssten ab 2028 jährlich 200 Schüler mehr untergebracht werden. Die Vorschläge basierten auf dem Elternwunsch nach Gesamtschulplätzen. Dass die Stadtverwaltung nicht sensibel genug kommuniziert habe, wies sie zurück. Nach der Entscheidung des Verwaltungsvorstands habe sie am nächsten Tag die Schulleitungen informiert.
Eine Online-Petition für den Erhalt des Schulzentrums Vogelsang mit Gymnasium und Realschule haben rund 2200 Menschen unterschrieben. „Mir fehlt eine öffentliche Diskussion“, sagte Falk Hülkenberg, Mit-Initiator der Petition, der die Unterschriften an den Schulausschussvorsitzenden Raoul Brattig (FDP) übergab. Dass sie kein Rederecht bekommen habe, spiegele die Kommunikation wider, sagte Dr. Sabine Krause von der Schulpflegschaft der Sekundarschule im ST-Gespräch. Sie kritisierte das geplante Aus für die Schule. „Die meisten Kinder dort haben eine Hauptschulempfehlung, aber viele machen einen höheren Abschluss. Die Sekundarschule gibt ihnen als einzige eine Möglichkeit, und diese Schule schließen wir.“
Kommentar von Anja Kriskofski: Zu Wort kommen lassen
Die Stadt Solingen steht vor der schwierigen Aufgabe, ab 2028 jedes Jahr 200 Schüler mehr unterzubringen als jetzt. Das will sie mit einer größtmöglichen Gesamtschule am Standort Vogelsang erreichen. So sollen die Baukosten von 185 Millionen Euro (nach jetzigem Stand) für das neue Schulzentrum möglichst gut eingesetzt werden.
Egal, wie man zu diesen Plänen steht: Bei der Kommunikation und beim Austausch mit den Betroffenen ist vieles nicht rund gelaufen. Es hätte dem Schulausschuss deshalb gut zu Gesicht gestanden, die Sitzung zu unterbrechen, die Elternvertreter zu Wort kommen zu lassen und sich ihre Bedenken anzuhören.
Stattdessen entsteht der Eindruck, dass eine breite Diskussion über die Pläne nicht erwünscht ist. Dabei wollen Stadtverwaltung und Fraktionen die Bürgerbeteiligung doch sonst immer so hoch halten. Und Akzeptanz in der breiten Bevölkerung wird wichtig sein, wenn eine neue Gesamtschule erfolgreich an den Start gehen soll.