Noch keine Entscheidung

Photovoltaik auf dem Walder Stadtsaal noch möglich?

Das Drohnenfoto zeigt in der Mitte den Walder Stadtsaal. Die Eigentümer möchten die Photovoltaikanlage auf dem nach hinten weisenden Hauptdach installieren – auf der rechten Seite, die dem Biergarten zugewandt ist.
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Das Drohnenfoto zeigt in der Mitte den Walder Stadtsaal.

Stadt: Gespräche zwischen Denkmalschützern und Betreibern laufen. Die Vorstellungen sind sehr verschieden.

Von Björn Boch

Solingen. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass zu einer möglichen Photovoltaik-Anlage auf dem Walder Stadtsaal noch keine Entscheidung gefallen sei. Noch seien „erforderliche Angaben und Unterlagen nicht vollständig vorgelegt worden“, so Stadtsprecher Thomas Kraft. Es gebe bisher etwa keine Angaben dazu, wie groß die Anlage sein und auf welchen Dachteilen sie installiert werden solle.

Wie berichtet, wollen die neuen Betreiber des Stadtsaals auf dem Hauptdach eine Photovoltaik-Anlage installieren, um von den hohen Kosten – knapp 4000 Euro pro Monat für Strom und Gas – wegzukommen. Bei einer ersten Begehung mit Denkmalschützern sei aber eine Absage für das Hauptdach signalisiert worden. Das bestätigte die Verwaltung damals mit Bezug auf das Hauptdach und den Hinweis auf das „sichtbare Erscheinungsbild des Denkmals“, das nicht beeinträchtigt werden dürfe.

In der aktuellen Mitteilung verweist die Stadt auf laufende Absprachen zwischen Betreibern und Behörde. Und bringt erneut eine Alternative ins Spiel: „Aus Sicht der Verwaltung wurden rund 300 Quadratmeter Dachflächen abseits des Hauptdaches identifiziert, die für Solaranlagen geeignet erscheinen“, so Kraft. Diese Flächen würden zudem das Denkmal nur unwesentlich beeinträchtigen. Warum diese nicht infrage kommen sollen, sei nun von den Betreibern schlüssig darzulegen.

Ist der Standort überhaupt für Photovoltaik geeignet?

Ziel laut Stadt: „Eine Lösung finden, die für die Betreiber und für den Denkmalschutz zufriedenstellend ist.“ In der Mitteilung heißt es, dass der Stadtsaal insgesamt „als nur gering geeignet für Solar eingestuft“ sei – zumindest laut Solarkataster. Inwieweit eine Solaranlage realistisch geeignet sei, einen wirtschaftlichen Betrieb des Stadtsaals sicherzustellen, „sollte Gegenstand weiterer Prüfungen durch die Eigentümer sein“, so die Stadt.

Laut Mitbetreiber Marvin Oberlies ist das bereits geschehen. Ein Solar-Fachmann habe das Dach begutachtet und Photovoltaik für sinnvoll befunden – auf dem Hauptdach. Ein Statiker prüfe dort kommende Woche weiter. Die von der Stadt vorgeschlagene Fläche bezeichnet Oberlies als zu verschattet. Der Solar-Fachmann sei in Austausch mit den Denkmalschützern in Bezug auf fehlende Angaben.

Generell sei laut Stadt festzustellen, dass Anträge für Solaranlagen selten alle Unterlagen beinhalten, die für eine Beurteilung erforderlich sind. Es werde dringend empfohlen, vor Antragstellung Kontakt zur Unteren Denkmalbehörde aufzunehmen, um Lösungen zu finden: „Bei Denkmalschutz handelt es sich fast immer um Einzelfallbetrachtungen.“

In der Vergangenheit sei eine Reihe von Solaranlagen auf Denkmälern genehmigt worden – allein zehn im vergangenen Jahr. Für noch einmal so viele Objekte stehe eine Erlaubnis in Aussicht, weitere Anträge würden geprüft. Kraft: „Nur wenige Anträge mussten bisher ganz abgelehnt werden. In den meisten Fällen ließ sich eine denkmalverträgliche Lösung finden.“

E-Mail der Unteren Denkmalbehörde: denkmalpflege@solingen.de

Standpunkt von Björn Boch: Fall mit Signalwirkung

bjoern.boch@solinger-tageblatt.de

Geht es um Solaranlagen auf Denkmälern, sagen Denkmalschützer oft, dass solche Bauwerke nur zwei Prozent aller Gebäude ausmachen. Dieser Hinweis wäre zielführend, wäre auf den übrigen 98 Prozent Photovoltaik geplant oder installiert. Dann könnte man Denkmäler ausnehmen. Dem ist aber nicht so – weil oft Eignung oder Wille fehlen. Wie nun das Leben spielt, ist beim Walder Stadtsaal der Wille vorhanden.

Auf die Tageblatt-Berichterstattung und erste negative Signale der Denkmalschützer zum Solarprojekt gab es viele Reaktionen aus Leserschaft und Politik. Weshalb die Stadt nun versichert, dass nichts entschieden sei und die Suche nach einem Kompromiss laufe. Man kann Denkmalschützern nicht vorwerfen, für ihre Sache zu kämpfen – und die Betreiber müssen gewusst haben, worauf sie sich mit einem Denkmal einlassen. Doch der Fall hat Signalwirkung – eine gute Lösung muss her. Zur Not mit Hilfe höherer Ebenen.

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