Digital

Ohne Glasfaseranschluss ruckelt das Internet

Wenn in vielen Solinger Haushalten das Internet genutzt wird, um etwa Filme zu schauen oder online zu spielen, dann kann es zu Datenstau kommen. Die Lösung wären mehr Glasfaseranschlüsse, doch das dauert.
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Wenn in vielen Solinger Haushalten das Internet genutzt wird, um etwa Filme zu schauen oder online zu spielen, dann kann es zu Datenstau kommen. Die Lösung wären mehr Glasfaseranschlüsse, doch das dauert.

Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit der digitalen Anschlüsse hängen auch von der Zahl der Nutzer ab.

Von Philipp Müller

Solingen. Das Internet und die dafür notwendigen Zuleitungen sind auch in Solingen ein großes Millionengeschäft. Immer größer werden die Datenmengen, die bewegt werden können. Und doch ruckelt es immer wieder. Wenn zum Feierabend zu Hause Filme gestreamt und die Playstations angeworfen werden, ist Betrieb in den Leitungen und es kommt hin und wieder zum Datenstau.

Die Lösung liegt im Ausbau für Glasfaseranschlüsse. Zuletzt hatte die Telekom im Januar angekündigt, knapp 100 Millionen Euro in Solingen zu investieren. 32 000 Adressen mit 80 000 Haushalten sollen davon profitieren. In der City läuft das bis zum Jahr 2025. Wann die restlichen Solinger Stadtteile ausgebaut werden, ist nicht bekannt.

Alles eine Frage, wie viel Wasser durchs Internetrohr fließt

Muss man bis dahin mit Überlastungen des Internets leben? Und was sind dafür die Gründe? Das Tageblatt fragte bei der Telekom nach. Sie betreibt die meisten Netze und vermietet sie auch an andere Anbieter weiter. Telekom-Sprecher Maik Exner erklärt zum Datenstau auf der Internetautobahn: „Generell können wir sagen, dass unsere Anschlüsse aufgrund der von uns verwendeten Technologie und Netztopologie nicht von dem von Ihnen beschriebenen Effekt betroffen sein sollten. Sowohl klassische (Super-)Vectoring-DSL-Anschlüsse, als auch Glasfaseranschlüsse halten ihre Up- und Downloadgeschwindigkeiten konstant. Auch in den auch verkehrsreicheren Zeiten des Tages und des Jahres.“

Kann das stimmen? Im Prinzip ja, erklärt Michael Voos. Der Solinger ist IT-Experte und Geschäftsführer der Firma M94. „Natürlich halten die Anschlüsse zwischen dem Endkunden und der Telekom-Infrastruktur in den Häuschen an der Straße, den KVZ-Kabelverzweigern, die Up- und Downloadrate.“ So weit die Theorie, in der Praxis gelte aber auch: „Entscheidend für die Bandbreite ist vielmehr: Wie ist der KVZ ans Internet angeschlossen? Und wie viele Kunden sind am KVZ angeschlossen und saugen über die Anbindung? Also spielt es natürlich eine Rolle, wie viele Kunden angeschlossen sind.“ Das räumt auch der Telekom-Sprecher ein und verweist auf andere Anschlussarten, die Solinger nutzen, wie etwa Internet über Kabelnetzanschluss, in dem es ruckeln könne.

Michael Voos versucht es mit einem Vergleich zu erklären: „Aber was nützt das größte Rohr, wenn man vorne kein Wasser rein schickt?“ Wie meint er das? Wäre das Internet eine Wasserleitung ins Haus mit zehn Parteien, sieht es so aus: Die Wasser-Telekom legt in den Keller ein Rohr, das liefert 100 Liter Wasser pro Sekunde, jedem Haushalt wird versprochen, dass er 10 Liter pro Sekunde erhält. Entsprechend viel Durchfluss hat der Wasserhahn etwa in der Küche. Drehen um 17 Uhr alle den einen Wasserhahn auf, funktioniert das problemlos. Doch springt jemand zusätzlich unter die Dusche, fällt der Druck schon ab. Der Vergleich hinkt natürlich, weil das Internet anders „fließt“. Durch die gleiche Leitung gibt es einen Gegenstrom: eine verschickte E-Mail oder ein paar Gigabit Fotos in die Cloud.

Im Haus würde man jetzt einfach größere Rohre verlegen und hoffen, dass mehr als 100 Liter pro Sekunde an Wasser angeliefert werden können. Aufs Internet bezogen ist da die Lösung eben Glasfaser, was gegenüber den klassischen Kupferleitungen noch viel mehr Datentransfer ermöglicht.

Was können die Solinger bis dahin tun? Der Telekom-Sprecher verweist darauf, die eigenen Tarife zu überprüfen. Sind genug Up- und Downloadraten für die persönlichen Zwecke gebucht? Auch spielt die eigene Technik eine Rolle. Lässt der Router im Haus, in der Wohnung überhaupt die gebuchten Internetgeschwindigkeiten zu? Ansonsten bleibt im Sinne von Michael Voos abzuwarten, wann die Netzanbieter mehr Internet-Wasser in die Rohre gießen.

Datengeschwindigkeit und Glasfaser

Eine kurze Übersicht, welche Dienste im Internet welche Datengeschwindigkeit benötigen. Angegeben wird die höchste Datenrate für die Nutzung (Quelle: Hinweise der Telekom):

Video in Ultra HD: 25 Mbit/s Download. Video in HD: 5 Mbit/s Download

Musik Streaming: 0,32 Mbit/s Download

Cloud-Gaming: 25 Mbit/s Download

Videokonferenz: 8 Mbit/s Download und 0,512 Mbit/s Upload

Glasfaserausbau: Wo die Telekom in der Innenstadt Glasfaser ausbaut, hat sie auf einer eigenen Seite zusammengefasst.

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