Prozess

Messerangriff in Ohligs: Zeugen und Videos widersprechen sich

Das Landgericht in Wuppertal.
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Das Landgericht in Wuppertal.

Was geschah im Mai 2022 in einer Kneipe? Der Prozess wurde am Dienstag fortgesetzt: Details und wie es weitergeht.

Von Dirk Lotze

Solingen. Nach lebensgefährlichen Messerstichen in einer Ohligser Gaststätte war es der Blick eines der Männer, der sich der Wirtin (34) eingebrannt habe. Das berichteten im Landgericht Wuppertal eine Polizistin und ein Polizist, die die Frau nach der Tat vernommen hatten.

Sie war aus nächster Nähe Augenzeugin geworden, wie ihr Verlobter (31) mit Stichen in den Oberkörper schwer verletzt wurde.

Aufgelöst habe sie über den jüngsten von vier angeklagten Brüdern (21 bis 32 Jahre alt) gesagt: „Er hat mich angesehen, als er ihn abgestochen hat.“ Und: „Es war, als hätte er ein Stück Fleisch vor sich.“

Nach dem Geschehen vom Morgen des 15. Mai 2022 waren zwei der vier Angeklagten zunächst auf der Flucht; derzeit sitzen sie sämtlich in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie gemeinsam ihr Opfer töten wollten.

Was haben die angeklagten Brüder bislang ausgesagt?

Zwei der Brüder haben ausgesagt, es habe seit Jahren Streit gegeben. Der 31-Jährige habe mit Kontakten zu kriminellen Rockern angegeben. Sie hätten sich lediglich verteidigt und ihn erst angegriffen, als er in ihrer Gegenwart eine scharfe Pistole gezogen habe.

Der gesamte Ablauf der Tatnacht wurde von Sicherheitskameras im Lokal aufgezeichnet. Der Geschädigte muss sich für die Waffe in einem eigenen Strafverfahren verantworten.

Die Richterinnen und Richter befragen die Polizisten, nachdem im Prozess der Verletzte und die Wirtin schweigen – um den Mann nicht strafrechtlich zu belasten. Bei früheren Vernehmungen durch die Polizei hatten sich beide geäußert.

Inwiefern widersprechen die Angaben der Frau den Sicherheitsvideos?

Was die Beamten bezeugen, sind Angaben der Frau, denen die Sicherheitsvideos in wesentlichen Punkten widersprechen: Den Bildern zufolge stach einer der Angeklagten – die Frau habe gesagt, drei hätten jeweils mit Messern unterschiedliche Körperseiten attackiert und verletzt.

Eine Pistole habe die Frau nicht erwähnt. Dabei sollen weitere Videos zeigen, wie sie die Waffe einem vertrauten Gast gibt. Dieser berichtete der Polizei, er habe sie reinigen und verschwinden lassen sollen.

Die Anwälte der vier Angeklagten kritisierten, die Beamten seien den offensichtlichen Widersprüchen nicht nachgegangen. Sie hätten die Wirtin nicht mit den Videos konfrontiert und keine Erläuterung gefordert. Einer der Verteidiger erklärte zu den Ergebnissen der Polizeiarbeit: „Das ist alles dürftig, aber es ist die Grundlage dafür, dass mein Mandant seit elf Monaten in Haft sitzt.“ Er forderte dessen umgehende Entlassung.

Das Gericht will am 19. April weiter verhandeln und weitere Polizisten und Zeugen befragen.

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