Veranstaltung findet erst wieder 2024 statt

Dürpelfest: So reagieren Schausteller, Vereine und Co. auf die Absage

Die Düsseldorfer Straße wird derzeit umgebaut und steht als Austragungsort für das Dürpelfest nicht zur Verfügung.
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Die Düsseldorfer Straße wird derzeit umgebaut und steht als Austragungsort für das Dürpelfest nicht zur Verfügung.

Die Stadt und die Ohligser Werbe- und Interessengemeinschaft (OWG) begründen ihre Entscheidung zur Absage.

Von Manuel Böhnke und Philipp Müller

Solingen. Das für Mai geplante Dürpelfest fällt aus. Das gaben Stadt sowie Ohligser Werbe- und Interessengemeinschaft (OWG) in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt. Die Entscheidung sei eine „logische, wenn auch traurige Konsequenz“. Im kommenden Jahr soll die traditionsreiche Veranstaltung wieder im Herzen des Stadtteils stattfinden.

Hintergrund der Absage ist die Großbaustelle in der Ohligser Fußgängerzone. Dass die Düsseldorfer Straße wegen der Arbeiten nicht für das Fest zur Verfügung steht, sei „seit vielen Monaten bekannt“. Seit Oktober stand das Veranstalterteam der OWG deshalb in Kontakt mit der Verwaltung, Sicherheitskräften, Schaustellern und Vereinen.

Zunächst habe man die Idee verfolgt, die Veranstaltung auf kleinerer Fläche stattfinden zu lassen. „In der weiteren Ausarbeitung wurde deutlich, dass das wegen der zu erwartenden Besucherströme aus Sicherheitsgründen nicht zu verantworten ist“, erklären die Verantwortlichen. In Nebenstraßen auszuweichen, habe sich ebenfalls als nicht praktikabel erwiesen, vor allem wegen Sicherheitsbedenken.

„Alle Seiten wussten, dass es schwierig wird.“

Brigitte Kiekenap, OWG-Vorsitzende

Zuletzt hatte das Rathaus die Obere Hildener Straße als Ausweichfläche ins Spiel gebracht. Die OWG kritisierte den Vorstoß. Einerseits werde dieser Ort dem Dürpel-Charakter als Stadtteilfest nicht gerecht. Andererseits fehle die nötige Infrastruktur für Wasser und Strom entlang der dreispurigen Umgehungsstraße. Das sei letztlich ausschlaggebend gewesen, auch diesen Vorschlag nicht weiter zu verfolgen, bekräftigt Brigitte Kiekenap auf ST-Anfrage. Auf Notstromaggregate und weitere technische Hilfsmittel zurückgreifen, sei zu teuer und ein Widerspruch zu den Bemühungen für eine möglichst nachhaltige Veranstaltung. „Mit hohem Aufwand könnte man das Dürpelfest am Nordpol stattfinden lassen – aber wäre das sinnvoll?“, fragt Kiekenap.

Die OWG-Vorsitzende möchte nach der Absage keine schmutzige Wäsche waschen, verzichtet auf Schuldzuweisungen. „Alle Seiten wussten, dass es schwierig wird. Wir wollten es realisieren, sind aber an den Umständen gescheitert.“ Positiv bewertet Kiekenap die Aussage der Stadt, dass sie „den Organisatoren die volle Unterstützung im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ für die Ausgabe im kommenden Jahr zusagt.

Auch Schausteller und Vereine erreichte die Nachricht am Nachmittag

2024 soll die Traditionsveranstaltung vom 24. bis zum 26. Mai stattfinden. Ordnungsdezernent Jan Welzel (CDU) erklärt: „Wir alle freuen uns auf das Dürpelfest 2024, wie immer im Herzen von Ohligs. Und dann in einer schönen und neu gestalteten Fußgängerzone.“

Schausteller und Vereine erreichte die Nachricht ebenfalls am Nachmittag. Frank Decker, seit Jahrzehnten auf dem Dürpelfest vertreten, sagt: „Das ist eine vernünftige Entscheidung, auch wenn ich da gerne Geld verdient hätte.“ Die Obere Hildener Straße wäre eine Ersatzfläche mit vielen Unbekannten gewesen. Claus Schäfer bespielt mit der Band Der letzte Schrei seit vielen Jahren die Grünstraße. Er ist traurig, kann die OWG jedoch verstehen. Nun gelte es, den Blick nach vorne zu richten und 2024 alles vernünftig durchzuführen.

Yorik Heiber, kaufmännischer Leiter des TSV Aufderhöhe, erklärt, die Absage führe zu erheblichen finanziellen Einbußen bei den beteiligten Abteilungen Volleyball und Handball. „Das ist für den Verein eine Hiobsbotschaft.“ Beate Globisch, stellvertretende Vorsitzende des Ohligser Turnvereins, verweist ebenfalls auf nun fehlende Einnahmen. Sie kann die Entscheidung der OWG allerdings nachvollziehen. „Es wäre jetzt schön, wenn die Vereine etwa bei einer Einweihungsparty für den neuen Ohligser Marktplatz einbezogen werden.“

Für Timm Kronenberg hatte sich die Entscheidung abgezeichnet. Er ist mit seinem City-Art-Project am Ende der Düsseldorfer Straße mit einer Bühne vertreten und arbeitet eng mit der OWG zusammen. Er sieht unüberwindbare technische Hürden für die Obere Hildener Straße. „Das hätte vielleicht Reiz gehabt, aber was nicht geht, geht nicht.“

Der OWG entsteht durch die Absage kein wirtschaftlicher Schaden. „Uns war klar, dass es in diesem Jahr problematisch wird“, sagt Brigitte Kiekenap. Deshalb sei der Verein bislang keine finanziellen Risiken eingegangen.

Fragen zum Zeitplan

Nach der Pressemitteilung hatte das Tageblatt Fragen zum Zeitplan und zu den Absprachen an die Stadtverwaltung gerichtet. Etwa, was sich seit Oktober und den Beratungen geändert habe. Welche neuen Parameter es gebe, aufgrund derer eine kleinere Fläche doch ausschied. Ob die Baustellen nicht gut geplant oder die Planungen nicht gut kommuniziert wurden – oder ob die OWG an unrealistischen Plänen für die Düsseldorfer Straße festgehalten habe. „Kurzum: Warum wurde nicht direkt und intensiver über Alternativen zur Fußgängerzone nachgedacht? (. . .) Und abschließend nochmal zur Sicherheit: Sind Sie sich als Stadt wirklich ganz sicher, dass Sie bis Mitte Mai 2024 in Ohligs fertig sind und es keinen Plan B für das Fest braucht?“ Eine Antwort auf die Fragen, die wir am Nachmittag kurz nach der Pressemitteilung verschickt haben, gab es nicht mehr. bjb

Standpunkt von Manuel Böhnke: Viele Fragen offen

manuel.boehnke@solinger-tageblatt.de

Nun ist es offiziell: Das Dürpelfest fällt 2023 aus. Das dürfte bei Schaustellern, Vereinen und vielen Solingern für lange Gesichter sorgen. Zu Zehntausenden waren sie 2022 zum Comeback nach der Corona-Krise gepilgert. Das unterstreicht: Das Volksfest ist eine Institution, weit über Ohligs hinaus. Umso erstaunlicher ist der einträchtige Ton der von Stadt und Werbegemeinschaft verkündeten Absage. Tenor: Hat nicht sollen sein, versuchen wir es 2024 wieder.

Der Prozess, der zu dieser Entscheidung führte, wirft aber Fragen auf: Wurde zu lange an einer falschen Idee festgehalten? Gab es widersprüchliche Aussagen aus dem Rathaus hinsichtlich der Umsetzbarkeit angesichts des Umbaus der Fußgängerzone? Wann und wie haben sich die Vorzeichen verändert, da Fakten zur Düsseldorfer Straße „lange bekannt“ waren? Und wie kann es sein, dass die offenbar einzige Alternative laut Verwaltung eine ungeeignete Umgehungsstraße ist?

Es bleibt zu hoffen, dass das Dürpelfest den Ausfall genauso unbeschadet übersteht wie die Corona-Pause.

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