Umgestaltung
Der Doppelkreisel in Ohligs könnte bald Geschichte sein
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Für einen zentralen Knotenpunkt im Ohligser Zentrum gibt es neue Pläne.
Von Björn Boch und Manuel Böhnke
Solingen. Ohligs erhält aller Voraussicht nach einen neuen Platz. In einer Sondersitzung am kommenden Montag legt die Verwaltung der zuständigen Bezirksvertretung (BV) einen Vorschlag für die Umgestaltung des Doppelkreises im Bereich Lenne-, West-, Emscher- und Lippestraße vor. Durch eine neue Verkehrsführung soll ein Freiraum entstehen, unter anderem für Außengastronomie.
„Wir begrüßen das uneingeschränkt“, betont Dr. Jörg Wacker. Er ist Präsident der Ohligser Jongens. Seit 2019 setzt sich der Verein im Schulterschluss mit der Politik vor Ort dafür ein, die Aufenthaltsqualität im Ohligser Westen zu steigern. Zentrale Bausteine des Projektes waren von Beginn an Veränderungen rund um den Doppelkreisel.
Der erste Schritt in diese Richtung wurde im Herbst mit der Entscheidung über die zukünftige Buslinienführung gemacht. Nach diesem Entschluss könne die Umgestaltung des Knotens erfolgen, erklärt die Verwaltung.
Grundlage ist eine Machbarkeitsstudie des Ingenieurbüros Brilon, Bondzio und Weiser. Aus dieser sind mehrere Varianten entstanden, um den Bereich aufzuwerten.
Welche Variante soll umgesetzt werden?
Die präferierte sieht einen Kreisverkehr mit 19 Metern Durchmesser im Bereich Lenne-, West- und Emscherstraße vor. Die Einbahnregelung der Emscherstraße soll umgedreht werden. Gleiches gilt für die Lippestraße. Sie und die nördliche Weststraße – aus Richtung Düsseldorfer Straße kommend – werden vom restlichen Knotenpunkt getrennt.
Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass sich durch den Umbau „die Fußgängerführung und Wegebeziehungen deutlich verbessern“. Auf die Erreichbarkeit des Quartiers wirke sich die Maßnahme kaum negativ aus. Vor allem entsteht dadurch eine rund 360 Quadratmeter große Freifläche.
„Da kann man richtig viel draus machen“, sagt Jörg Wacker. Er erinnert an die vier angrenzenden Gastronomiebetriebe. „Bei der Gestaltung des Platzes stehen die Jongens zur Verfügung“, betont er.
Da kann man richtig viel draus machen.
Mittel für das Vorhaben, dessen Schwerpunkt auf Entsiegelung und Freiraumgestaltung liegt, stehen im Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept Ohligs bereit. Um diese abrufen zu können, müssen die Weichen in diesem Jahr gestellt werden. Die Stadt geht von Kosten in Höhe von rund 400 000 Euro aus. Der nicht förderfähige Teil ist im Haushalt für das Jahr 2023 enthalten.
Weitere rund 310 000 Euro werden Schätzungen zufolge für den Umbau der Lennestraße fällig. Diese soll zukünftig über eine vier Meter breite Fahrbahn verfügen, der Radverkehr entgegen der Einbahnstraße geführt werden. Dadurch entstünden breitere Gehwege – und damit Platz für größere Aufenthaltsflächen und Begrünung.
Welche Maßnahmen sollen noch umgesetzt werden?
Das bewirtschaftete Parken würde entfallen, eine Lieferzone ist vorgesehen. Diese Maßnahme könne erst im zweiten Schritt erfolgen, heißt es aus dem Rathaus. Voraussetzung ist, entsprechende Mittel im Haushalt bereitzustellen.
Was sagt die Politik zu den Plänen?
Der Politik gefallen die Pläne. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Marc Westkämper (CDU) ist froh, „dass in unseren zweieinhalb Jahre alten Antrag endlich Bewegung kommt“. Es sei gut, dass die Maßnahme schnell umgesetzt werden muss, da die Fördermittel sonst ausliefen.
Er erhofft sich eine Aufwertung des Viertels und Aufschwung für die Gastronomie. Der Platz könne auch für andere Veranstaltungen genutzt werden. „Wir werden darauf hinweisen, dass an Strom- und Wasseranschlüsse gedacht wird.“
Die SPD begrüßt ebenfalls, dass die Verwaltung einen Vorschlag eingebracht hat, der zeitnah umgesetzt werden soll. Der Fraktionsvorsitzende in der BV, Martin Schlücking, hebt „die Führung des Radverkehrs über die Lennestraße“ positiv hervor. Noch zu beraten sei die Einrichtung eines Behindertenparkplatzes auf der Lennestraße in Richtung Markt. „Grundsätzlich finden wir die Planungen gut.“
Welche Detailfragen sind noch offen?
Die Grünen begrüßen, „dass der vorgeschlagene Umbau spürbar zum Flanieren und Verweilen einlädt“. Zudem biete er Begrünungspotenzial und führe zu eindeutigerer Wegeführung für alle Verkehrsteilnehmer. Kurzum: „Die Aufenthaltsqualität wird deutlich steigen.“ Zu klären seien Detailfragen, unter anderem zur Verbindung für Radfahrer zwischen Lippe- und Lennestraße.
Hintergrund
Busse: Bislang fahren fünf Buslinien durch das Ohligser Zentrum. Der neue Nahverkehrsplan sieht eine Reduzierung auf zwei vor: 691 und 783.
Sitzung: Die Sondersitzung der Bezirksvertretung Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid findet am Montag, 27. März, ab 17 Uhr im Kasino des Verwaltungsgebäudes Bonner Straße 100 statt.
Standpunkt von Manuel Böhnke: Dranbleiben lohnt sich
Plötzlich könnte alles ganz schnell gehen. Spricht sich die Bezirksvertretung Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid am Montag für den Vorschlag der Verwaltung aus – und davon ist auszugehen –, dürfte die Umgestaltung des Doppelkreisels schon bald Form annehmen.
Damit nimmt das Projekt endlich das Tempo auf, das die Befürworterinnen und Befürworter lange vermissten. Im Mai 2019 griffen die Stadtteilpolitiker den Vorschlag der Ohligser Jongens auf und beauftragten das Rathaus, den Umbau der Verkehrsinseln zu prüfen. Ziemlich genau vier Jahre, zahlreiche Diskussionen und eine testweise Sperrung der Lennestraße später scheint das Ziel in greifbarer Nähe. Das beweist: Für Engagement braucht es bisweilen Geduld – doch Dranbleiben lohnt sich.
Das Projekt bedeutet für Ohligs einen weiteren Schub. Läuft alles nach Plan, werden innerhalb weniger Monate drei zentrale Projekte im dortigen Zentrum abgeschlossen: Marktplatz, Fußgängerzone und Doppelkreisel. Die Weichen für die Zukunft sind gestellt.