Umzugsdienstleistungen bleiben bestehen

Mit Möbel Wolf verschwindet eine Menge Solinger Geschichte

Monika Wolf (l.) und ihrer Tochter Ramona fällt der Abschied vom Möbelgeschäft an der Rathausstraße schwer.
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Monika Wolf (l.) und ihrer Tochter Ramona fällt der Abschied vom Möbelgeschäft an der Rathausstraße schwer.

Das Geschäft an der Rathausstraße schließt nach 46 Jahren.

Von Manuel Böhnke

Solingen. Alte Möbel, Einrichtungsgegenstände und Kleidungsstücke wegzuschmeißen, fällt Monika Wolf schwer. „Das ist das Leben anderer Menschen“, sagt die 65-Jährige. Deshalb blickt sie dem 31. Mai mit Schrecken entgegen. An diesem Tag wird Möbel Wolf an der Rathausstraße zum letzten Mal öffnen. Was die rund 700 Quadratmeter große Fläche bis dahin nicht verlassen hat, landet im Container. Und damit eine Menge Geschichte.

1977 haben sich Monika Wolf und ihr Mann Gerd selbstständig gemacht. Das Paar mietete auf dem früheren Herder-Gelände Lagerflächen an, die zuvor die Kaffeerösterei Löhmer genutzt hatte. Sie spezialisierten sich auf Umzüge und Wohnungsauflösungen. Für was die Auftraggeber keine Verwendung hatten, arbeiteten die Solinger wenn nötig auf und boten es an der Rathausstraße zum Verkauf an.

Der Mietvertrag des Geschäfts wird nicht verlängert

Das Konzept ging auf. Rund 25 Beschäftigte zählte die Firma zu Hochzeiten. Auf bis zu drei Etagen wurden auch neue Möbel verkauft, selbst ein Küchenstudio zählte zum Angebot. Doch Billiganbieter und Konkurrenz im Internet erschwerten das Geschäft zunehmend. Selbst in den Online-Preiskampf einzusteigen, war für Monika Wolf keine Option.

Die Chefin betont, dass die Schließung des Möbelhauses keinen Einfluss auf das zweite Standbein des Betriebs hat. Dienstleistungen rund um das Thema Umzug wickelt das fünfköpfige Team zukünftig von der Brühler Straße aus ab. Und doch ist der Abschied vom Möbelhaus eine Prüfung für die 65-Jährige. Ganz freiwillig erfolgt er nicht: Der Mietvertrag wird nicht verlängert.

Ramona Wolf, die Tochter der Unternehmensgründer, versucht der Sache etwas Positives abzugewinnen: „Vielleicht ist das ein Zeichen, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen.“ Sie ist ebenfalls im Speditionsgewerbe tätig, wird den elterlichen Betrieb aber aller Voraussicht nach nicht übernehmen. Sie kennt das Möbelgeschäft von klein auf. Dementsprechend viele Emotionen sind im Spiel: „Hier ging es nie nur darum, den Lebensunterhalt zu bestreiten.“

Monika Wolf bestätigt das. Viele Kunden kennt sie seit Jahrzehnten, bediente Menschen, deren Großeltern bereits auf die Dienste des Unternehmens zurückgriffen. Vor allem Ältere kommen oft bei Möbel Wolf vorbei, um in Erinnerungen zu schwelgen. Dabei konnten sie bisweilen Schätzchen mit Bezug zu ihrer Heimatstadt entdecken – Gläser der Beckmann-Brauerei, alte Darstellungen von Liëwerfrauen oder Peter Hahn. Einige langjährige Wegbegleiter machen dieser Tage ihren letzten Besuch an der Rathausstraße. „Das ist sehr emotional.“

Noch ist das Geschäft voll: Schränke, Tische, Sessel, Betten, Kleidung, Porzellan, Gläser, Lampe, Wohnaccessoires – manches kostenfrei abzugeben, vieles reduziert.

In den 46 Jahren im Umzugs- und Entrümpelungsgeschäft hat die Inhaberin oft selbst angepackt. Sie bekam Einblick in unzählige Häuser und Wohnungen, mit vielen Einsätzen waren menschliche Schicksale verbunden – positiv wie negativ. Gerne erinnert sich die Inhaberin an die Zeit zurück, als Möbel Wolf half, Tschernobyl-Flüchtlinge zu versorgen. Auch 2015 leisteten das Team einen Beitrag, Geflüchteten auszustatten.

Schwere Gegenstände zu schleppen, sei nicht alleine eine Frage der Kraft, weiß Monika Wolf. „Du musst mit den Möbeln tanzen.“ Zumindest an der Rathausstraße steht demnächst der letzte Tanz an.

Nachrichten aus der bergischen Wirtschaft

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