„Frauen! Macht! Politik!“
Ministerin gibt Frauen Tipps
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Josefine Paul (Grüne) sprach in Solingen auch über negative Erfahrungen mit männlichen Kollegen.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Nach wie vor gibt es deutlich weniger Frauen als Männer in der Politik. Das Seminar „Frauen! Macht! Politik!“, eine Kooperation von Gleichstellungsstelle und Bergischer VHS, will das ändern. Eine Veranstaltung in der Gläsernen Werkstatt war am Samstag offizieller Auftakt für die Workshops.
In mehreren Modulen soll Frauen, die mithelfen möchten, das Leben in unserer Gesellschaft positiv zu gestalten, Rüst- und Handwerkszeug vermittelt werden, das ihnen die ersten Schritte in der Politik erleichtern soll.
„Frauen brauchen keine Nachhilfe, wenn es darum geht, sich politisch zu positionieren und zu äußern“, stellte Josefine Paul in ihrem Gastbeitrag fest, den sie vor rund 30 Gästen hielt. Aber es sei klug, sich gut vorzubereiten und zu wissen, dass Ratsvorlagen vor Bürokratie-Deutsch strotzten. Auch sei es wichtig, sich zuvor mit Strategien gegen „Hate Speech“ zu wappnen, denn solchen Angriffen seien Frauen nach wie vor ausgesetzt.
Die NRW-Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration zeigte sich rundum begeistert von dem Seminar-Projekt. Sie selbst sei mit 17 bei den Grünen eingetreten. „Für mich war klar, dass ich mich nicht über falsch oder schlecht laufende Dinge in diesem Land still ärgern möchte. Ich wollte helfen, sie zu verbessern“, erklärte sie ihre Motivation.
So sei der Brandanschlag von Solingen, der im Kontext zunehmend deutlich wahrnehmbarer, ausländerfeindlicher und rassistischer Tendenzen stand, ein „Aha-Erlebnis“ gewesen. „Mich gegen Gewalt und Hass zu positionieren und für echte Parität einzustehen, war und ist mir wichtig.“
Seit letztem Sommer ist die 41-jährige Chefin des „Chancen“-Ministeriums, wie sie selbst schmunzelnd die Behörde nennt, der sie vorsteht. Leicht sei dieser Weg als Frau wahrlich nicht immer gewesen, sagt sie freimütig im Gespräch. „Nach wie vor werden weibliche junge Personen auf dem politischen Spielfeld von älteren männlichen Kollegen von oben herab behandelt. Statt echter und hilfreicher Ratschläge gab und gibt es oft herablassende Bemerkungen.“
Sorgte die Pandemie für Rückschritte?
Man müsse als Frau nach wie vor besonders gut in den Themen drin sein, um ernst genommen zu werden. Geholfen, nachhaltig ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen und sich dauerhaft zu behaupten, habe ihr ein loyales Netzwerk. „Gerade in meiner Partei gibt es viele Frauen. Und wir unterstützen uns gegenseitig.“ Ein Hinweis, den sie auch am Samstag weitergab: „Haltet zusammen, das hilft.“
Dass es wichtig sei, mehr Frauen in die Politik zu holen, um ihnen mehr und nachdrücklicher Stimme zu verleihen, bestätigte auch SPD-Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Er beobachte mit Sorge, durch die Pandemie beflügelt, einen leichten Rückwärtstrend, was gleichberechtigte Teilhabe am Leben angehe. „Da muss gegengesteuert werden“, pflichtete ihm Josefine Paul bei. Es könne nicht sein, dass in Krisen schnell wieder alte Muster wie die, Frauenschultern doppelt oder gar dreifach zu beladen, wieder aufgerufen würden.
Seminare
Die Seminare der Reihe „Frauen! Macht! Politik!“ starten im August nach der Sommerpause. Die Reihe war ursprünglich für 12 Teilnehmerinnen konzipiert, wurde aber so geändert, dass alle angemeldeten 20 Frauen mitmachen können, so Sandra Ernst, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte. Zudem kündigte Heinz-Werner Würzler (VHS) einen zweiten Durchgang für Anfang 2024 an. Fragen und Anmeldungen per E-Mail.
gleichstellungsstelle@solingen.de
heinz-werner.wuerzler@bergische-vhs.de