Prozess am Landgericht
Messerattacke in Ohligs: Angeklagte berufen sich auf Notwehr
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Ein 31-jähriger Mann erlitt nach einem Streit an einer Ohligser Gaststätte lebensgefährliche Verletzungen. Nun müssen sich vier Tatverdächtige vor Gericht verantworten.
Von Dirk Lotze
Solingen. Im Fall um lebensgefährliche Messerstiche auf einen 31 Jahre alten Mann an einer Ohligser Gaststätte soll die Aggression vom später Verletzten ausgegangen sein. Grund für das Ausufern des Streits sei gewesen, dass er eine Pistole gezogen habe. Das erklärten zwei der vier Angeklagten im Strafprozess vor dem Landgericht Wuppertal: „Warum hatte er eine Pistole dabei, wenn er uns nicht erschießen wollte?“ Umgekehrt habe man keine Waffen einsetzen wollen.
Angeklagt des gemeinschaftlichen, versuchten Totschlags sind vier Brüder aus Solingen im Alter von 20, 23, 28 und 31 Jahren. Sie sitzen sämtlich in Untersuchungshaft. Zwei von ihnen waren nach der Attacke vom Morgen des 15. Mai 2022 abgetaucht.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, sie hätten ein Messer und einen Schlagring zu einem Treffen mit ihrem Gegner mitgenommen, um ihn zu töten. Wie Sicherheitsvideos vom Tatort, einer Gaststätte, zeigen, floh der später Verletzte während eines Gerangels vom Gehweg vor dem Haus in das Lokal. Den Bildern zufolge holte er eine Pistole aus seiner Hose und versuchte, zu laden. Die Angreifer prügelten auf ihn ein; der jüngste Bruder soll siebenmal auf den Rücken des 31-Jährigen eingestochen haben. Als der Verletzte seine Waffe ausrichtete, hätten die Angreifer ihre Tat abgebrochen.
Den Aussagen der beiden älteren Angeklagten zufolge reicht der Streit bis 2019 zurück. Der 31-Jährige sei neidisch auf das Geschäft der Brüder mit einem Friseursalon gewesen. Er habe sich als „Rocker“ bezeichnet und mit Hintermännern gedroht.
Am Abend vor dem Geschehen an dem Lokal habe ein Unbekannter einen der Brüder angerufen und Verbindungen zu organisierter Kriminalität benannt. Er habe sie zu einem Treffen mit dem 31-Jährigen am späteren Tatort aufgefordert.
Einer der Angeklagten dazu: „Wir haben erst einen vorgeschickt, um zu sehen, ob da nicht was Größeres auf uns wartet.“ Mit zwei Autos sei man schließlich zum Treffen gefahren. Weiter soll der Verletzte im Kampf mehrfach abgedrückt haben: „Ich habe es dreimal klicken gehört“, sagte der 28-Jährige. Er und der jüngste Bruder hätten während ihrer Flucht über das Geschehen und die Messerstiche geredet: „Er hat mir gesagt, er hat sofort aufgehört, als er merkte, dass die Waffe nicht funktionierte.“
Die beiden jüngeren Angeklagten schweigen zum Tatablauf. Das Landgericht will am 13. Februar 2023 weiter verhandeln.