Umbau
„Knife“: Große Pläne für die Messermacher-Messe in Solingen
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Kein Geld für großen Umbau, deshalb speckt das Klingenmuseum seine Pläne ab. Trotzdem könnten sie Strahlkraft für Solingen in die ganze Welt bekommen - dank neuer Ideen für die Messermacher-Messe „Knife“.
Von Philipp Müller und Andreas Tews
Solingen. Weil der erhoffte Millionen-Zuschuss ausbleibt, muss das Deutsche Klingenmuseum in Gräfrath bei seinen Umbauplänen kräftig abspecken. Teile des ursprünglichen Konzepts würden aber umgesetzt, kündigte Museumsleiter Dr. Sixt Wetzler vier Wochen nach der enttäuschenden Nachricht an.
Eine wichtige Rolle bei der Neuausrichtung des Museums soll neben Veränderungen bei der Ausstellung auch die Messermacher-Messe „Knife“ spielen. Sie soll zu einer Plattform werden, auf der sich die Kunden der Solinger Besteck- und Messerhersteller treffen können. Zielgruppe: nationale und internationale Händler.
Die „Knife“ wäre nach Wetzlers Meinung das passende Umfeld für ein solches Treffen. Deren zweite Auflage findet in diesem Jahr am 6. und 7. Mai im Theater und Konzerthaus statt. Er sei wegen der „Knife“ bereits mit Dr. Karl-Peter Born von Güde und Jens-Heinrich Beckmann vom Industrieverband Schneid- und Haushaltwaren (IVSH) im Austausch. 2023 werde sich ein neues Konzept noch nicht umsetzen lassen. Aber mit dem Jubiläumsjahr 2024, dann wird die Klingenstadt 650 Jahre alt, gebe es einen Ansporn für die Zukunft.
Die Idee für einen solchen Treffpunkt von Händlern, Kunden und Herstellern hatte Born im Zusammenhang mit der kommenden Frankfurter Messe „Ambiente“ aufgebracht. Die startet am 3. Februar, doch viele Solinger Namen fehlen dort – unter anderem Güde, aber auch Zwilling und Wüsthof.
Born hatte gegenüber dem Solinger Tageblatt erklärt: Die Hersteller in der Klingenstadt sollten sich lieber zusammenschließen und die Händler nach Solingen einladen. Sie könnten dann zeitgleich Einblick in ihre Unternehmen gewähren und dazu in der Klingenstadt einen Treff organisieren. Er ist sich sicher: „Wir haben genug Potenzial hier.“
Knife Solingen: Trends für Endverbraucher und Händler
Das sieht auch Sixt Wetzler so. Er berichtet, dass diese Idee zur Strategie der „Knife“ passe, weil in den kommenden Jahren das Format ausgebaut werden könne, um Händler wie Endverbraucher gleichermaßen stärker anzusprechen. Er wirft als Fazit in den Raum: „Wo, wenn nicht in Solingen, wäre der richtige Ort für die maßgebliche europäische Messe zum Thema Klingen und Schneidwaren?“
Schon nach der ersten „Knife“ im Jahr 2022 im Theater und Konzerthaus berichtete Wetzler von guter Zusammenarbeit mit den heimischen Herstellern. Es interessierten sich zunehmend Messermacher aus aller Welt, erklärte er. Er hielt es nicht für unrealistisch, dass die „Knife“ zu einer in Europa wichtigen Marke für die Zunft der Manufakturen von Messern werde.
Ob Borns Vorschlag und die Ambitionen der „Knife“ zu einer „Solingen-Ambiente“ führen können, dem will der Museumsleiter nicht vorgreifen. Zunächst stünden ergebnisoffene Gespräche an, um für alle Beteiligten das beste Ergebnis zu ermöglichen.
Klingenmuseum: Kleiner Umbau statt große Sanierung
Die „Knife“ sieht Wetzler eng mit dem Klingenmuseum verbunden. Dass der erhoffte 2,6-Millionen-Euro-Zuschuss für dessen Sanierung und Neuausrichtung jetzt ausbleibt, habe ihn zwar enttäuscht, erklärte der Museumsleiter in der Bezirksvertretung Gräfrath. Er will dies aber als Herausforderung annehmen. Ein kleinerer Umbau passe vielleicht sogar besser in die Zeit, sagte er und erklärte: „Es wird vielleicht eine neue Art der Neuausrichtung – ein Umbau statt eines Umbruchs.“ Dies gebe ihm und den Planern die Freiheit, Neues zu schaffen.
Für abgespeckte Pläne habe er mit Museumsexperten einen neuen Weg ermittelt, erklärte Wetzler. Wie genau der aussieht, will er aber noch nicht öffentlich machen, da noch nichts hundertprozentig sicher sei. Wetzler: „Es ist frustrierend, Dinge anzukündigen, die am Ende vielleicht nicht kommen.“
Erste Details der neuen Pläne
Einige Details verriet er aber doch: Auf jeden Fall werde das Museum einen zweiten Eingang auf der Rückseite, hin zum Klosterhof, erhalten. Dies solle ein Zeichen sein, dass sich die Einrichtung zum Stadtteil öffnen werde. Auf der rückwärtigen Seite solle unterhalb des Museums zudem ein öffentlich zugänglicher Bereich entstehen, der Lust auf das Museum mache. Auch stehe das Museum als Raum der Begegnung zur Verfügung.
Auf dem Neujahrsempfang der Freunde des Klingenmuseums zeigte sich auch der Verein enttäuscht von der Entwicklung (). Für die Neuausrichtung des Museums stehen nach Wetzlers Angaben im städtischen Haushaltsentwurf 400 000 Euro – gestückelt bis zum Jahr 2025 – für die neuen Projekte zur Aufwertung des Museums zur Verfügung. „Wir hoffen, dass wir damit zurechtkommen“, sagte Wetzler in der Bezirksvertretung.
Budget
Das Deutsche Klingenmuseum in Gräfrath hat nach Angaben von Leiter Dr. Sixt Wetzler derzeit für das laufende Geschäft ein Budget von jährlich 750.000 Euro. Es zählt im Schnitt 20.000 Besucher pro Jahr. Hinzu kommen Veranstaltungen.
Standpunkt von Philipp Müller: Das Beste draus machen
Während im Rathaus noch Ratlosigkeit herrscht, warum der Bund den Umbau des Deutschen Klingenmuseums nicht unterstützt hat, macht sich das Team um Museumsleiter Sixt Wetzler bereits auf die Reise. Das Motto für den alternativen Weg ist dabei: „Das Beste draus machen“. Und das ist gut so.
Den Kopf in den Sand stecken, das hilft niemandem weiter. Neu ist die Idee, die Messermachermesse „Knife“ im kommenden Jahr durch eine Art Leistungsschau der hiesigen Hersteller aufzuwerten. Signale, dass das Potenzial hat, gibt zumindest Dr. Peter Born von Güde. Er gilt mit seiner Manufaktur in Sachen Marketing schon lange als Vorreiter in der Klingenstadt. Aktuelle Hersteller und das Museum gemeinsam denken, das ist ein garantiert lohnender Ansatz. Das sollte schnell zu Ergebnissen führen.
650 Jahre Solingen im kommenden Jahr wäre ein guter Anlass für den Auftakt.