Umzug von Realschule und Sekundarschule
Mehr als 2000 sind gegen Schulpläne
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Am Schulzentrum Vogelsang soll eine Gesamtschule entstehen.
Solingen. Mehr als 2000 Menschen haben die Petition zum Schulzentrum Vogelsang bereits unterschrieben. Hintergrund ist das Vorhaben der Stadt Solingen, am Vogelsang eine fünfte Gesamtschule zu gründen, die Realschule an den Schulstandort Central zu verlagern und die Sekundarschule auslaufen zu lassen. Initiiert wurde die Petition vom Freundeskreis des Gymnasiums Vogelsang (siehe unten). Der Stadtverwaltung werden darin Intransparenz und undemokratisches Handeln vorgeworfen. Zudem fordern die Initiatoren für das Schulzentrum mit Gymnasium und Realschule eine Bestandsgarantie. Bei den Elternvertretern der drei betroffenen Schulen ist der Ärger groß. „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen“, sagt Patricia Reich, Schulpflegschaftsvorsitzende der Realschule Vogelsang. „Wir hatten keine Chance, unsere Belange einzubringen.“ Man sei in engem Austausch mit den Pflegschaften der beiden anderen Schulen.
Besonders betroffen ist die Sekundarschule, die ab 2024 gar keine Schüler mehr aufnehmen, zum Vogelsang umziehen und bis 2029 auslaufen soll. „Unsere Kinder haben in den vergangenen Jahren den Umbau ihrer Schule miterlebt. Nun müssen sie miterleben, dass das nicht für sie war. Das ist sehr bitter“, sagt Carmela Lorenz, Pflegschaftsvorsitzende der Sekundarschule. Sie fürchtet, dass die Schüler, die bewusst an einer kleiner Schule angemeldet worden seien, im großen Schulzentrum Vogelsang untergehen. Denn während die Sekundarschule ausläuft, soll ab 2024 parallel dazu die neue Gesamtschule aufgebaut werden. „Wir sind gegen die Auflösung der Sekundarschule, weil die Bedürfnisse unserer Kinder an anderen Schulen nicht erfüllt werden“, sagt die stellvertretende Pflegschaftsvorsitzende Dr. Sabine Krause. Die Sekundarschule sei von Anfang nicht genug unterstützt worden.
Nach Meinung von Patricia Reich von der Realschule Vogelsang sind die Pläne der Stadtverwaltung in vielerlei Hinsicht „noch nicht ausgegoren“, unter anderem, weil der Umzug bereits 2024 geplant sei. Zwei Schulen innerhalb von sechs Wochen zu verlagern – die Realschule zum Central, die Sekundarschule zum Vogelsang – sei sportlich, sagt Reich. Hinzu komme: Das Gebäude am Central sei für die Realschule zu klein. Sie kritisiert zudem, dass Schüler von Realschule und Gymnasium ab 2024 getrennt würden. „Dabei sind der Standort und die Durchlässigkeit zwischen den beiden Schulformen für Eltern ausschlaggebend. Da wird ein gut funktionierendes System kaputt gemacht.“
Das kritisiert auch Kahraman Celik, Schulpflegschaftsvorsitzender des Gymnasiums Vogelsang: „Seit 44 Jahren sind Gymnasium und Realschule gemeinsam ein Erfolgsmodell. Wir befürchten, dass zusammengewachsene Strukturen auseinandergerissen werden.“
Pflegschaften der drei Schulen planen gemeinsame Aktionen
Die Schulpflegschaft des Gymnasiums hat ein Positionspapier verfasst. „Als Eltern von schulpflichtigen Kindern sind wir irritiert, dass wir in eine so weitreichende Entscheidung, die viele Tausend Familien beeinflusst, überhaupt nicht einbezogen wurden“, heißt es unter anderem. Wegen des geplanten Neubaus gebe es ohnehin viel Unruhe. Jetzt komme ein weiterer Unsicherheitsfaktor dazu. Angesichts des anstehenden Neubaus des Schulzentrums lohne sich ein Umzug von Realschule und Sekundarschule nicht, argumentiert die Pflegschaft. Sie fordert, den Elternwillen zu berücksichtigen. Celik: „Wir sind nicht gegen eine neue Gesamtschule, aber wir wollen den Dialog.“ Eine neue Gesamtschule könnte doch an einem anderen Standort gegründet werden, sagt Patricia Reich.
Die Schulpflegschaften der drei Schulen planen nun gemeinsame Aktionen. So ist unter anderem eine Podiumsdiskussion angedacht. Auch bei den Schülern und Schülerinnen sorgen die Pläne für Aufruhr. „Die Stimmung ist angespannt“, sagt Ahin Hasan, Schülersprecherin des Gymnasiums Vogelsang. Die Kontakte zur Realschule seien eng. Hasan selbst hat die zehnte Klasse an der Realschule abgeschlossen, bevor sie ans Gymnasium wechselte. „Wir wollen, dass die Realschule in unserem Gebäude bleibt.“ Beide Schülervertretungen wollten sich gemeinsam dafür einsetzen.
Petition
„Wir haben das Gefühl, dass der Prozess nicht demokratisch abläuft“, sagt Falk Hülkenberg, Vorsitzender des Freundeskreises des Gymnasiums Vogelsang. Der Verein hat die Petition gestartet. Es werde vonseiten der Stadtverwaltung versucht, Fakten zu schaffen, kritisiert Hülkenberg. „Wir glauben, dass Realschule und Gymnasium sich toll ergänzen, und wünschen uns eine gemeinsame Zukunft.“ Man wolle mit der Stadt die Diskussion führen, warum beide Schulen nicht erweitert werden, statt eine neue Gesamtschule zu gründen.
Standpunkt von Anja Kriskofski: Diskussion ist nötig
Der Gründung der vierten Solinger Gesamtschule in Höhscheid gingen Jahre der Diskussion voraus. Bei der fünften könnte es ganz schnell gehen. Die Pläne haben viele regelrecht überrumpelt – vor allem die Lehrkräfte, Schüler und Eltern an den drei betroffenen Schulen. Die Sekundarschule steht vor dem Aus, die Realschule vor einem Umzug. Und auch das Gymnasium wird sich neu finden müssen. Einbezogen wurden die Schulen in die Pläne nicht, die bis Sommer von der Politik abgesegnet werden sollen. Der Ärger der Betroffenen ist deshalb verständlich. Sie werfen zurecht einige Fragen auf.
Warum wird eine neue Schule gegründet und nicht die vorhandenen Schulen am Vogelsang erweitert? Braucht Solingen angesichts von vier Gesamtschulen, vier Gymnasien und drei Berufskollegs eine weitere gymnasiale Oberstufe? Passen drei Schulen, wenn auch nur für eine Übergangszeit, ins Schulzentrum Vogelsang? Warum wurde mit den Betroffenen nicht gesprochen? Darüber sollte spätestens im Schulausschuss offen diskutiert werden.