Solinger Tradition

Liewerfrau: Statue enthüllt und Weg eröffnet

Der Projektverantwortliche Lutz Peters (l.) und OB Tim Kurzbach bei der Enthüllung der „Liewerfrau“-Statue. Das 2,75 Meter hohe Werk kommt aus dem 3D-Drucker der Solinger Firma Excit 3D.
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Der Projektverantwortliche Lutz Peters (l.) und OB Tim Kurzbach bei der Enthüllung der „Liewerfrau“-Statue. Das 2,75 Meter hohe Werk kommt aus dem 3D-Drucker der Solinger Firma Excit 3D.

Die 16 Kilometer lange Wanderung über den Liewerfrauenweg ist ein Ausflug in die Geschichte der Klingenstadt.

Von Jutta Schreiber-Lenz und Björn Boch

Solingen. Der Solinger Liewerfrauenweg ist seit Donnerstag offiziell eröffnet. Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Staatssekretär Daniel Sieveke vom Heimatministerium NRW und Dr. Erik Werdel – Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises und Vorsitzender des „Bergischen Wanderlandes“ – schnitten gemeinsam das symbolische Band durch und gaben den rund 16 Kilometer langen Rundwanderweg für Geschichtsinteressierte und Wanderer frei.

Bereits jetzt hat der Weg mit Zerstörungswütigen zu kämpfen. Informationstafeln sind laut Stadt vorige Woche gedruckt und am Mittwoch angebracht worden – zumindest neun von zehn Tafeln. „Am Standort Spielplatz Glockenstraße wurde leider das bereits aufgestellte Trägergerüst aus Holz gestohlen. Das Rechtsamt wird Anzeige gegen Unbekannt erstatten“, so Lutz Peters, Pressesprecher der Stadt und Projektleiter für den Liewerfrauenweg.

Liewerfrauen-Statue kommt aus dem 3D-Drucker

Die etwa 16 Kilometer lange Strecke ist zugleich der 25. Bergische Streifzug des Bergischen Wanderlandes und zeichnet symbolisch die Transportwege der Lieferfrauen nach. Damit bekommen sie ein Denkmal besonderer Art – zusätzlich zur gleichfalls enthüllten Statue in Form einer Liewerfrau aus dem 3D-Drucker der Solinger Firma Excit 3D.

Als Lieferfrauen (mundartlich: Liewerfrauen) bezeichnete man in Solingen Frauen, die Klingen- und Scherenteile zwischen den Kontoren der Stahlwarenkaufleute und den Schleifwerkstätten an den Flüssen hin- und hertrugen – in der Regel in einem großen Korb auf dem Kopf. Bis zu drei Stunden dauerten die Märsche, bei denen viele Höhenmeter bewältigt werden mussten. Die Körbe voller Klingen waren oft rund 25 Kilogramm schwer und unhandlich. Diese Strapaze konkret erfahrbar zu machen, sei ein Anliegen des Weges, sagte Peters.

Der nun eingeweihte Weg führt vom Startpunkt im hinteren Teil des Gründer- und Technologiezentrums (GuT) an der Grünewalder Straße – durch ein nur in diese Richtung zu öffnendes Tor – ins Pilghauser Bachtal. Vorbei an ehemaligen Kotten geht es hinunter zur Wupper, vorbei an Schirpenbruch, Ölmühle und Wipperkotten und dann steil den Hang hinauf zurück in die Stadt und wieder zum GuT. Informationstafeln geben Einblicke in die Historie: Alle sind zusätzlich versehen mit einer „Kinderfrage“, so dass auch kleine Wanderer Lust auf die Geschichte der Liewerfrauen bekommen.

Förderintention „geradezu mustergültig“ umgesetzt

Der mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbare Weg erzählt Solinger Industrie- und Kulturgeschichte und erschließt die spezifische Solinger Topographie mit ihrem kontrastreichen Wechsel von urbaner Landschaft, Bachtal und Mittelgebirgslandschaft.

Start und Endpunkt der Wanderung ist zugleich das ehemalige Lieferkontor der Stahlwarenfabrik Friedr. Herder Abr. Sohn. Dort ist auch die zum Wanderweg gehörende Dauerausstellung zu sehen (). Das historische Kontor gibt exemplarisch einen Eindruck von diesen Annahmestellen, an denen die Liewerfrauen ihre mühselig geschleppte Ware abgeben und bewerten ließen. Entsprechend der befundenen Qualität der dort begutachteten Klingen wurde bezahlt.

OB Kurzbach freute sich über den ersten Solinger Wanderweg, der auch eine Geschichte erzählt. „Unsere Stadt ist an vielen Stellen wie ein Freilichtmuseum, und wer dem Liewerfrauenweg folgt, der kann die historische Entwicklung der Klingenstadt nachvollziehen.“

Wanderweg und Ausstellung im Lieferkontor sind mit Geld vom Land gefördert worden. Das Gesamtvolumen betrug 312 000 Euro, von denen das Land NRW 90 Prozent trägt. Staatssekretär Daniel Sieveke bescheinigte dem Projekt, umfassend, kompetent und sensibel die Geschichte der Solinger Liewerfrauen zu vermitteln und erlebbar zu machen. Die Förderintention zu Heimat und Heimatgeschichte werde „geradezu mustergültig“ umgesetzt.

Ausstellung

Was: Die Ausstellung im früheren Lieferkontor von Friedr. Herder Abr. Sohn beantwortet Fragen zur Schneidwarenindustrie und zu Liewerfrauen.

Tag der Offenen Tür: An Himmelfahrt, 18. Mai, ist von 11 bis 16 Uhr Tag der offenen Tür im GuT (Gründer- und Technologiezentrum), Grünewalder Straße 29-31

Termine:Ab Samstag, 6. Mai, kann das Lieferkontor donnerstags, samstags und sonntags von 10.30 bis 14 Uhr besucht werden. Termine können zudem mit Sandra Perinelli-Hallaç, Tel. (02 12) 2 90 34 17 und per E-Mail vereinbart werden.

tourist-info@solingen.de

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