Bildung
Gewerkschaft der Lehrer kritisiert volle Inklusionsklassen
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Die Klassenstärke an den Solinger Grundschulen wird heraufgesetzt.
Von Anja Kriskofski
Solingen. Die Solinger Grundschulen werden im kommenden Schuljahr voll. 1767 Kinder werden ab August die Eingangsklassen besuchen – so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das betrifft auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Denn auch in den Klassen des Gemeinsamen Lernens (GL) sollen künftig bis zu 29 Jungen und Mädchen unterrichtet werden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Solingen äußert daran scharfe Kritik. Schon bei einer Klassengröße von 25 Kindern seien eine optimale Förderung und zufriedenstellender Unterricht kaum noch leistbar, erst recht nicht in Inklusionsklassen, bemängelt die GEW.
„Viele Kolleginnen und Kollegen sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit durch den seit vielen Jahren bestehenden Lehrkräftemangel und die zusätzlichen Herausforderungen der Corona-Pandemie“, sagt Julia Bemboom, Vorsitzende der Fachgruppe Grundschule bei der GEW. „Umso unglaublicher ist es, dass die Schulverwaltung es nicht geschafft hat, rechtzeitig auf steigende Schülerzahlen zu reagieren.“
Solingen: 131 Jungen und Mädchen wiederholen die erste Klasse
Gerade Kinder mit Förderbedarf brauchten eine individuelle Betreuung. „Für ein Kind mit emotional-sozialen Schwierigkeiten zum Beispiel ist der Lärm in großen Klassen schwer auszuhalten.“ Auch die Gefahr, dass immer mehr Lehrkräfte „ausgebrannt“ würden, sei sehr hoch. Bemboom: „Wünschenswert wären Klassen mit 23 oder 24 Kindern.“ Die GEW fordert, nach anderen Lösungen zu suchen.
Dass nicht rechtzeitig reagiert worden sei, weist die Schulverwaltung zurück. Die steigenden Schülerzahlen seien im Schulentwicklungsplan prognostiziert worden. Dass wohl 131 Schülerinnen und Schüler die erste Klasse wiederholen, sei nicht vorhersehbar gewesen: Die schulischen und sozialen Defizite seien auf die pandemiebedingten Einschnitte zurückzuführen, heißt es von der Stadt. „Dies stellt eine bislang nicht dagewesene Situation dar.“
Die Beschränkung der Klassenstärke in GL-Klassen auf 25 Kinder werde erstmalig aufgehoben. „Somit wird dem Wunsch vieler Eltern Rechnung getragen, ihr Kind in vielen Fällen dennoch an der nächstgelegenen Grundschule anzumelden. Die Schulverwaltung ist sich der Auswirkungen dieser Entscheidung für die Schulen bewusst.“ Derzeit werde geprüft, welche Unterstützung den besonders belasteten Schulen geboten werden könnte. Erweiterungen der Grundschulen, besonders in Mitte, seien in den nächsten Jahren geplant.