Konzepte für die Innenstadt
Leerstand in der City: Warum nicht Schulen einziehen lassen?
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Aus einem Problem eine Lösung machen: Schulraum fehlt, viele Einzelhandelsflächen sind verwaist. Doch die Auflagen für Schulstandorte sind hoch.
Von Anja Kriskofski
Solingen. In Solingen fehlt Schulraum. So braucht der Stadtteil Mitte mindestens eine neue Grundschule, eigentlich sogar zwei. Auch in der Sekundarstufe II muss erweitert werden.
Gleichzeitig gibt es in der Innenstadt viel Leerstand. Beim Jahresempfang des Sprecherrats der Schulen stellte der Architekt Urs Walter Ideen für die schulische Nutzung leerstehender City-Immobilien vor.
Ein Beispiel ist Lübeck. Dort wird das ehemalige Karstadt-Gebäude derzeit umgebaut, um künftig Räume für die vier Gymnasien zu beherbergen. In Solingen-Mitte wird der Gebäudekomplex, in dem ehemals Galeria Kaufhof und P&C untergebracht waren, abgerissen und neu bebaut.
Aber könnten andere Leerstände in der City für Schulen genutzt werden? Die Stadtverwaltung prüfe bereits seit einigen Monaten konkret, leerstehende Gebäude als Übergangslösungen zu nutzen, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus.
Warum können Schulen nicht einfach in leerstehende Gewerberäume ziehen?
Einfach wäre das nicht. So seien die Anforderungen an Schulraum relativ hoch, erklärt Stadtsprecherin Stefanie Mergehenn: „Schulen sind Sonderbauten mit erhöhten Anforderungen an Brandschutz und Sicherheit.“ Vorgaben gebe es von der Anzahl der Klassenräume bis hin zu Bewegungsflächen – und sogar Parkplätzen. Schon alleine aus diesem Grund komme nicht jedes leerstehende Gebäude infrage.
Schulverwaltungsleiter Oliver Vogt nennt Zahlen: Für eine dreizügige Schule würden 3500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche benötigt mit besonderen Vorgaben für Toiletten, Barrierefreiheit, Inklusion und Mensa.
Die größte Herausforderung wäre die Schulhofnutzung. In der Innenstadt sehen wir keine Flächen dafür.
„Die größte Herausforderung ist aus schulfachlicher Sicht die Frage einer Schulhofnutzung.“ Beim Beispiel der dreizügigen Schule wären das etwa 2000 Quadratmeter. „Gerade in der sehr eng bebauten Innenstadt sehen wir derzeit keine Flächen, die als Schulhof genutzt werden könnten.“
Für den Grundschulbereich hält man es für schwierig, dort Schulraum zu schaffen. Anders sieht es bei der Sekundarstufe I und II aus. Die Anmietung von Gebäuden müsse jedoch gut überlegt und geplant werden, sagt Vogt: „Grundsätzlich sind wir aber für solche Überlegungen offen und würden entsprechende Räume sehr genau prüfen.“
Der Stadtplaner und Architekt Dr. Holger Pump-Uhlmann hat am Konzept „City 2030“ mitgewirkt. Innerstädtische Gewerbeflächen für Schulen zu nutzen, müsse man gut abwägen, sagt er. „Das kann funktionieren, aber es gibt noch nicht so viele Erfahrungen.“ Neben Auflagen unter anderem zum Brandschutz, zur Barrierefreiheit und zu Pausenflächen müsse auch geprüft werden: Ist die City der richtige Standort?
Bei innerstädtischen Schulen könne das Umfeld für Probleme sorgen, gibt er zu bedenken. „Das muss man sich aus pädagogischer Sicht genau anschauen.“ In Lübeck soll der ehemalige Karstadt für die Oberstufe genutzt werden. „Es sieht aber anders aus, wenn es um jüngere Schüler geht.“
Was halten Pädagogen von Innenstadt-Immobilien als Schulstandort?
Pädagogen können sich City-Immobilien als Standort für Schulen durchaus vorstellen. Das sei eine „klasse Idee“, findet Dirk Bortmann von der Solinger Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Umbauten seien deutlich schneller umsetzbar als ein Neubau.
„Wir brauchen in der Innenstadt dringend Schulraum.“ Diese sei durch Dutzende Buslinien gut erreichbar, Einrichtungen wie die Stadtbibliothek seien direkt nebenan. „Es hakt beim Thema Turnhalle. Aber vielleicht ließen sich Bewegungsräume finden.“
Es ist folgerichtig, dass derartige Möglichkeiten geprüft und dann auch genutzt werden.
Auch Jens Merten vom Verband Bildung und Erziehung hält die Idee für reizvoll, auch wenn Umbauten komplex werden dürften. „Es stehen in den nächsten Jahren wegweisende Veränderungen an, denn unser Bildungssystem ist in vielen Bereichen am Limit. Insofern ist es nur folgerichtig, dass derartige Möglichkeiten gewissenhaft geprüft und dann auch genutzt werden.“
Wegen gestiegener Geburtenzahlen und Zuzügen wird mehr Schulraum in Solingen benötigt, vor allem in der Primarstufe und der Sekundarstufe I. In Mitte ist der Neubau einer zusätzlichen Grundschule fest eingeplant. Eine weitere wäre nach Ansicht der Schulverwaltung nötig.