Die umfangreiche Ausstellung ist bis zum 14. Februar im Foyer des Pina-Bausch-Saales zu sehen.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Der Kunstgenuss begann am Sonntag bereits mit der Feierstunde, die der Ausstellungseröffnung vorangestellt war: Mit mehreren Pop-Klassikern legte Erwin Paech musikalisch eine atmosphärisch passende Basis für alles Weitere. Nach einer knappen halben Stunde strömten die rund 250 Kunstfreunde, die das Auditorium für die Begrüßungs- und Dankesreden von Veranstaltern, Bürgermeisterin und Dezernentin gebildet hatten, ins Foyer des Pina-Bausch-Saales. Dort hängen die rund 180 Arbeiten, die Solinger und Wuppertaler Künstler für die diesjährige Ausstellung „Kunstgenuss 60 plus“ eingereicht hatten.
Er freue sich jedes Jahr wieder auf das Projekt, sagte Timm Kronenberg von City-Art-Project. Seit etlichen Jahren organisiert er das Projekt in Kooperation mit Kulturmanagement und Seniorenbüro. Es sei toll, mit den Malenden über ihre Werke zu kommunizieren, und immer wieder verblüffend und beeindruckend, welche große Vielfalt an Stilen, Motiven und Ideen zu sehen sei.
„Kreativität ist nicht an das Lebensalter gekoppelt“, betonte Bürgermeisterin Ioanna Zacharaki (SPD). Kulturdezernentin und Stadtdirektorin Dagmar Becker (Grüne) erinnerte an die Anfänge des Projektes vor mehr als 30 Jahren, das unter dem schlichten Arbeitstitel „Senioren malen“ bei der Bergischen Volkshochschule gestartet war. „Kunstgenuss 60 plus“ sei ein viel passenderer Name, fand sie. „Schließlich betont er den genießerischen Aspekt, sowohl beim Künstler als auch beim Betrachter: den Moment des freudigen, schönen Innehaltens, wenn man mit dem Werk in stillen, inneren Dialog tritt.“
Ines Munke beispielsweise zeigt zwei Arbeiten, die spontan durch ihre optimistische Ausdruckskraft fesseln: Sowohl ihren knallroten Mohnblumen als auch dem Landschaftsbild „Idylle“ hat sie mit viel, zum Teil regelrecht gespachtelter Farbe Relief-Charakter verliehen. Sie male „drauflos“, verriet die Hobby- Künstlerin, die schon seit vielen Jahren auch immer wieder ausstellt, zum Beispiel in den Güterhallen.
Sabine Schulz- Wolff begutachtete die Arbeiten ihrer Schützlinge im Gerhard-Berting-Heim, wo die pensionierte Kunstlehrerin des Humboldtgymnasiums Malangebote für Bewohner betreut. Einer von ihnen, Umek Bogan, ist nach einem Schlaganfall auf einen Rollstuhl angewiesen und kann „nicht mehr so lange am Stück einen Pinsel bedienen“, wie er sagt. Umso faszinierender sind seine völlig autark entstandenen abstrakten Werke, die vor Fantasie, Energie und Experimentierlust nur so zu sprühen scheinen. So hat er nicht nur Farbe, sondern zum Beispiel auch Aluminiumfolie verwendet, um die Wirkung zu erzeugen, die er sich vorstellte.
Margit Schlemper hat sich floralen Motiven gewidmet. „Gartenlust“ nennt sie zum Beispiel den violetten Kelch einer Blüte, in der Staubgefäße, Pollenkörner und Narben wie auf einer makroskopischen Fotografie erkennbar sind. Ein Blickfang ist Lothar Ruthmanns Persil-Uhr, die er, umringt von Blumen, Schmetterling und Biene, als „Frühlingserwachen“ präsentiert.
Nicht nur Gemälde sind zu sehen. Zu Engeln zusammengestellte Hölzer mit Keramikknöpfen als Köpfe oder die „Klapp-Fotografien“ von Ulli Steinküller tragen zur ausgestellten Vielfalt bei.
Ausstellung
Die Ausstellung „Kunstgenuss 60 plus“ ist bis zum 14. Februar im Foyer des Pina-Bausch-Saales zu sehen. Sie kann dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr sowie mittwochs von 9 bis 12 Uhr kostenfrei besucht werden (8. Februar geschlossen). Der Zugang erfolgt über den Bühneneingang des Theater und Konzerthauses (erreichbar über den Parkplatz P 5 an der Teschestraße).