Betreuungsplätze

Kita-Mangel: Eltern packen selbst an - und werden ausgebremst

Die Vorstandsmitglieder (v. l.) Isabell Gzolkos, Julia Heydkamp und Michelle Maessen und einige der zukünftigen Eltern hoffen, dass ihre Kinder spätestens zum 1. August in das Haus der „Kuckesberger Zwerge“ einziehen können.
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Die Vorstandsmitglieder (v. l.) Isabell Gzolkos, Julia Heydkamp und Michelle Maessen und einige der zukünftigen Eltern hoffen, dass ihre Kinder spätestens zum 1. August in das Haus der „Kuckesberger Zwerge“ einziehen können.

Kuckesberger Zwerge wollen am 1. August starten. Die Bürokratie droht nun, das zu verhindern.

Von Simone Theyßen-Speich

Solingen. Vor zwei Jahren haben sich engagierte Eltern zusammengetan, um eine neue Kita am Kuckesberg zu gründen. Damals war die Tochter von Julia Heydkamp zwei Jahre, ihr Sohn fünf Wochen alt, der Sohn von Michelle Maessen ein Jahr. Der Mangel an Kita-Plätzen hatte die jungen Frauen damals motiviert, selbst aktiv zu werden.

Jetzt sind die Kinder der „Gründungsmütter“ alle zwei Jahre älter. Die ursprünglich geplante Eröffnung der „Kuckesberger Zwerge“ im Sommer 2022 hatte nicht geklappt. Für den 1. August hat die Stadt jetzt den Start der zweigruppigen Kita in Ohligs vorgesehen.

Der Bedarf ist bei aktuell 900 fehlenden Kita-Plätzen in der Stadt weiter riesig. Die 25 Plätze in Ohligs sind dabei fest eingeplant.

Dem Haus in der Hofschaft Kuckesberg, das der Stadt gehört, ist die zukünftige Nutzung aber noch nicht anzusehen. Das Gebäude ist komplett entkernt – mehr aber nicht. Auf dem Gelände türmt sich Bauschutt.

Warum geht es nicht voran?

Das Material, das verbaut werden soll, unter anderem neue Fenster, ist da. Ohne Bauantrag kann der Investor, die Immobilien GmbH Lorenz + Lorenz aus Paderborn, aber nicht weitermachen.

„Die Eltern verlassen sich auf die Zusagen, wir haben sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen können, denen wir aber noch keine Arbeitsverträge geben können – alles hängt in der Schwebe“, fürchtet Julia Heydkamp um den Zeitplan.

Gemeinsam mit Michelle Maessen, Isabell Czolkos und Marieke Jaspers bildet sie den Vorstand der Kuckesberger Elterninitiative.

Wir gehen weiter davon aus, dass die Einrichtung zum 1. August startet.

Christoph Steinebach, Kita-Planung der Stadt

„Wir gehen immer noch davon aus, dass die Einrichtung zum 1. August starten wird. Es gibt tatsächlich noch Abstimmungsbedarf zwischen Investor und Stadt, dieser soll aber kurzfristig behoben werden“, erklärt Christoph Steinebach, bei der Stadt für die Kita-Planung zuständig, auf ST-Anfrage.

Dieser Abstimmungsbedarf ranke sich immer wieder um neue Dinge, kritisieren die Eltern. „Erst musste die Fensterhöhe geändert werden, dann wegen einer Kastanie auf dem Außengelände auf die zweite Feuertreppe nach draußen verzichtet werden, was wieder zu Plan-Änderungen im Obergeschoss des Hauses geführt hat“, listet Michelle Maessen die Gründe für die Verzögerungen auf.

Das wird jetzt richtig knapp.

Initiatorin Julia Heydkamp

Die Baufirma brauche aber mindestens drei Monate, um das Haus fertigzustellen. „Das wird jetzt langsam richtig knapp“, rechnet Julia Heydkamp vor. Zumal der Betrieb eigentlich mit der Eingewöhnungsphase im Juli starten sollte, damit alle Eltern ab dem 1. August Verlässlichkeit für ihren Beruf haben.

18 Kinder über drei Jahre sollen zukünftig im Obergeschoss des Hauses ihr Domizil beziehen, sieben Unter-Dreijährige im Erdgeschoss. Achim Daniels ist einer der Väter, der eine Zusage für seinen vierjährigen Sohn hat. „Ich habe bislang meinen Sohn betreut, habe jetzt eine feste Jobzusage für den 1. August bei einem Unternehmen in Monheim, es hängt jetzt alles von dem Kita-Platz ab“, schildert er seine Situation.

Woran hängt die Betriebserlaubnis?

Weil der Bauantrag noch bei der Stadt hängt, kann der Investor nicht weiter bauen. Ohne festen Fertigstellungstermin kann die Elterninitiative aber keinen Mietvertrag mit dem Investor schließen und keine Betriebserlaubnis beantragen. Die wiederum ist notwendig für die Verträge mit Eltern und Mitarbeitern aber auch für die Fördermittel vom Landschaftsverband, etwa für die Ausstattung der Küche, betont Isabell Czolkos.

„Wir sind hoch motiviert, machen gerne etwas für unsere Kinder und die Stadt, aber jetzt brauchen wir eine feste Zusage“ betont Julia Heydkamp. „So langsam sind wir am Ende unserer Kräfte.“

Kita-Gebäude

Kuckesberg: Das Haus wurde der Stadt mit der Auflage, dort etwas für Kinder anzubieten, vermacht. Fünf Jahre stand es zuletzt leer. Als die ersten Eltern 2019 auf der Suche nach Kita-Plätzen waren, wurden sie von der Stadt in ihrer Idee, dort selbst eine Elterninitiative zu gründen, bestärkt.

Kita-Planung: Neben den Kuckesberger Zwergen soll auch die Kita Glückspilze, die schon Vorläufer-Gruppen an der Elsa-Brändström-Straße hat, im Sommer an der Schwabenstraße mit sechs Gruppen starten. In dem dann freien Ausweichquartier könnte Pinocchio 4 mit Vorläufergruppen beginnen.

Standpunkt von Simone Theyßen-Speich: Anpacken, Gas geben!

simone.theyssen-speich@solinger-tageblatt.de

Besondere Umstände erfordern besonderes Handeln. Und bei dem derzeitigen Mangel an Kita-Plätzen sollte wirklich alles drangesetzt werden, um weitere Betreuungsplätze für Kinder zu schaffen. Erst recht, wenn engagierte Eltern die Mühen auf sich genommen haben, eine Elterninitiative zu gründen, sich um die Planung des Hausumbaus und die Suche nach Personal zu kümmern. Das alles steht auf dem Spiel, wenn die Stadt nicht schnell handelt und den Bauantrag auf den Weg bringt, damit die Baufirma mit den Ausbauarbeiten beginnen kann.

Bis zum 1. August ist es nicht mehr lang hin. Und schon jetzt brauchen alle Beteiligten Planungssicherheit. Die Eltern, die eine Zusage für den Platz haben und bei denen meist auch der berufliche Wiedereinstieg von der Betreuung abhängt. Und auch die zukünftigen Mitarbeiter, die schon gesucht und gefunden sind, und die bei dem derzeitigen Fachkräftemangel auch nicht ewig auf die Vertragsunterzeichnung warten werden. Also: anpacken, Gas geben, damit die Kuckesberger Zwerge loslegen können.

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