Engagement für Kinder
Kakar darf bald wieder nach Hause
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Solinger Kliniken helfen Kindern aus Kriegsgebieten: Junge erlitt durch eine Granate einen schweren Beckenbruch.
Von Holger Hoeck
Solingen. Es war vermutlich die Explosion einer Granate, durch die der heute zwölfjährige Kakar Quadratullah aus Afghanistan eine schwerwiegende Verletzung erlitt, die vor Ort jedoch über mehrere Jahre nur provisorisch behandelt werden konnte.
Über das Friedensdorf International wurde daher vor einigen Monaten eine Anfrage an das Klinikum Solingen gestellt. Und nach mehreren erfolgreich verlaufenen Behandlungen kann der junge Afghane nun in wenigen Tagen in seine Heimat zurückkehren.
Kakar Quadratullah genoss die Abwechslung in seinem Krankenzimmer im Kinderzentrum, als Prof. Markus Heuser, Chefarzt der Klinik für Urologie, mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Kai Sturmfels, dem medizinischen Geschäftsführer Prof. Thomas Standl und Dr. Martin Eversmeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung, bei ihm vorbeischaute. Ebenso dabei war Kinderkrankenschwester Britta Heß. Und auch der Solinger Friedensdorf-Botschafter Uli Preuss wollte wissen, wie es dem Jungen geht.
Markus Heuser blickte auf den Behandlungsverlauf zurück und erläuterte den Anwesenden die notwendigen Eingriffe auch anhand von Röntgenaufnahmen. „Kakar hatte durch die Explosion eine komplexe Beckenfraktur erlitten. Dabei wurde das Becken so deformiert, dass die Harnröhre von der Prostata abgerissen wurde. Das Kind wurde zudem die ganze Zeit offensichtlich nur mit einem Bauchdeckenkatheter versorgt.“
Leider gebe es immer weniger unterstützende Kliniken
Eine erste Diagnostik im Januar schuf weitere Fakten, die in einer Operation mündeten. „Wenn das Becken gut steht, kann man die Harnröhre normalerweise wieder hochziehen und anschließen. Das war bei ihm leider nicht so einfach möglich, da der Defekt durchbaut war mit einem Ersatzknochen, der sich nach Frakturen bilden kann.“
Mit Unterstützung eines Unfallchirurgen, der den Knochen abtragen musste, gelang schließlich der Eingriff, bei dem auch zwei Katheter gesetzt wurden. „Die Harnröhre ist jetzt wieder an die Prostata angeschlossen, allerdings steht das Becken immer noch nicht richtig. Er kann zwar wieder laufen, wird jedoch noch eine Weile inkontinent sein.“
Passt zum Thema: Zwischen den OPs ist Zeit zum Malen
Uli Preuss dankte Markus Heuser und dem gesamten Krankenhaus-Team für die große Hilfe. „Wir sind glücklich, dass es Kliniken wie Ihre gibt, die bereit sind, freiwillig und unentgeltlich zu helfen. Das ist eine tolle Botschaft, gerade in dieser Zeit, wo es leider immer weniger unterstützende Kliniken gibt.“ Im Bergischen Land sei die Tendenz indes positiv. „Alleine im März und April wurden bisher fünf Kinder in verschiedenen Kliniken behandelt.“
Seit 1967 ist das Friedensdorf aktiv und hat seitdem annähernd 30 kriegerische Auseinandersetzungen erleben müssen, bei denen Kinder zur medizinischen Versorgung nach Deutschland gebracht wurden, bevor sie anschließend zu ihren Familien zurückkehren konnten.