Merscheid
Kabarettist Wilfried Schmickler poltert in der Cobra los
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Wilfried Schmickler präsentierte in Solingen sein Programm „Es hört nicht auf“.
Von Holger Hoeck
Solingen. Auch das noch so einigermaßen junge Jahr hat angesichts verschiedener Ereignisse eher einen suboptimalen Beginn hingelegt. Oder wie es Kabarettist Wilfried Schmickler ausdrückt: „Das neue Jahr hat genauso katastrophal angefangen, wie das vorherige zu Ende gegangen ist. Da war die zusammengeböllerte Silvesternacht, die Schlacht um Lützerath, in immergrünen Wintersportgebieten dröhnten die Schneekanonen, und die Nato will Frieden in der Ukraine schaffen mit mehr und mehr Waffen.“
Dennoch freute er sich, mit seinem aktuellen Programm „Es hört nicht auf“ Gast im Kulturzentrum Cobra zu sein, wo der Preisträger des Kabarett- und Theaterpreises der Walder Theatertage von rund 300 Zuschauern im ausverkauften Saal empfangen wurde.
Wer den ehemaligen Mit-Gastgeber der WDR-Mitternachtsspitzen kennt, weiß, dass er seine Pointen oft subtil, poetisch oder gar in Liedern verpackt, bisweilen jedoch auch wütend, provokant, ja mitunter beleidigend daherkommen kann. Da steht Fifa-Präsident Gianni Infantino als „selbstgefälliger Drecksack“ König Fußball vor, „der ganz und gar verkommen ist zu einem despotischen Lumpensack, dessen maßlose Gier nur noch übertroffen wird durch seine widerwärtige Bestechlichkeit.“
Auch an der politischen Parteienlandschaft spart Schmickler nicht mit Kritik und Häme, schließt indes die Grünen, die „endlich wieder in der Bundesregierung sind“, von seinem verbalen Rundumschlag aus. Dagegen kriegen die einstigen Volksvertreter von Merkel („die Raute Nimmermatt“) über Laschet bis hin zum vermeintlichen CDU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg mit seiner von Plagiaten durchzogenen Doktorarbeit posthum ihr Fett weg: „Bei dem Pudding, den der in der Birne hat, habe ich gedacht, er hat den Dr. Oetker.“ Auch der Alltagsmensch in seinen SUV, mit denen morgens beim Bäcker die Müslibrötchen gekauft werden, sowie die Fleisch- und Wurstwarenesser („ich bin ja selbst einer, denn ich schaffe es nicht, Vegetarier zu werden“) bekommen den imaginären Zeigefinger des 68-jährigen gebürtigen Leverkuseners gezeigt.
Botschaft nach rund zweistündiger Abrechnung
Nach knapp zweistündiger bissiger Abrechnung richtet Wilfried Schmickler eine mitmenschliche Botschaft ans versammelte Volk. „Wir ersaufen im Müll, Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Krieg und Hunger, und skrupellose Wirtschaftsverbrecher plündern diesen Planeten. Angesichts dessen sollten wir uns im Alltag das Leben doch nicht gegenseitig schwer machen, indem wir jeden Anstand und Respekt voreinander verlieren.“
Preisträger
Kabarettpreis: Wilfried Schmickler ist vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt er im November in Solingen den von den Walder Theatertagen erstmals verliehenen Kabarett- und Theaterpreis. Mit dem Nachwuchspreis „Aufgefallen“ war Eva Karl Faltermeier von den Theatertagen ausgezeichnet worden.