Prävention
Jobcenter nimmt Gesundheit in den Fokus
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Im Integrationsprogramm 2022 wird beschrieben, wie Leistungsbezieher auf den Arbeitsmarkt zurückfinden sollen.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Um knapp 10.000 erwerbsfähige Leistungsberechtigte kümmert sich das Solinger Jobcenter. Fast ein Viertel von ihnen hat gesundheitlichen Einschränkungen. „Arbeitslosigkeit wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus“, betont Günter Engels, Sachgebietsleiter Markt und Integration. Die Corona-Pandemie habe das Problem verschärft. Gesundheitliche Prävention ist deshalb eines von drei Schwerpunktthemen im Integrationsprogramm 2022 des Jobcenters.
Die Behörde nimmt die Aufgaben der Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II) wahr. Eine der Hauptaufgaben ist es, erwerbsfähige Leistungsbezieher auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. „Dabei gehen wir in diesem Jahr andere Wege“, erklärt Este Brugger, stellvertretende Stadtdienstleiterin. Das Jobcenter nehme vor allem die Kundinnen und Kunden in den Fokus, die Arbeit aufnehmen können und wollen.
Es gibt nur wenige Menschen, die wirklich nicht arbeiten möchten.
„Es gibt nur wenige Menschen, die wirklich nicht arbeiten möchten“, betont Brugger. Bei der überwiegenden Mehrheit liegen Hemmnisse vor, etwa Sorgearbeit für die Familie. Oder eben gesundheitliche Einschränkungen. „Dabei spielen in zunehmendem Maße psychische Probleme eine Rolle“, berichtet Günter Engels. Präventive, für Leistungsberechtigte kostenfreie Angebote gibt es unter anderem von den Gesetzlichen Krankenversicherungen. Das Projekt zur Verzahnung von Gesundheits- und Arbeitsförderung ermöglicht es dem Jobcenter zudem, eigene Kurse zu organisieren.
Coronabedingt sei das in den zurückliegenden zwei Jahren schwierig gewesen, nun werde das Angebot jedoch wieder vorsichtig hochgefahren, berichtet Engels. Das sei dringend notwendig, denn: „Der Bedarf ist da.“ Unter anderem seien Bewegungsformate und verschiedene Beratungsmöglichkeiten vorgesehen. In diesem wie in anderen Bereichen kooperiert das Jobcenter mit Trägern vor Ort. „Die Zusammenarbeit funktioniert gut“, lobt Este Brugger.
Im Integrationsprogramm geht es auch um Geschlechtergleichstellung
Zweiter Schwerpunkt des Integrationsprogramms ist die Gleichstellung von Männern und Frauen. „Kindererziehung und Haushalt bleiben noch immer häufig an den Müttern hängen“, schildert Sara Piludu ihre Erfahrung. Die Beauftragte für Chancengleichheit berichtet, dass sich Frauen, die mit Kindern und einem Partner zusammenleben, schlechter vermitteln lassen als Alleinerziehende. Das müsse sich ändern. Ein Schlüssel dabei sei, die Bedarfsgemeinschaften als Ganzes zu betrachten. „Man muss ganz genau schauen, woran es hapert und welche Potenziale es gibt“, sagt Piludu.
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Es sei wichtig, sich von klassischen Rollenbildern zu lösen: „Wenn die Frau besser qualifiziert ist, liegt es auf der Hand, dass sie arbeiten geht, während der Mann die Care-Arbeit übernimmt.“
Erst die Corona-Pandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine – die Wirtschaft steht unter Druck. Das erschwert die Situation Arbeitssuchender, vor allem wenn sie sich im Langzeitleistungsbezug befinden. Das ist der Fall, wenn eine erwerbsfähige Person von den zurückliegenden 24 Monaten mindestens 21 Grundsicherung bezogen hat. In Solingen trifft das auf rund 70 Prozent der Betroffenen zu.
Betroffene sollen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben
Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, ist der dritte Schwerpunkt des Integrationsprogramms. Dafür gebe es verschiedene Instrumente, sagt Este Brugger. Ein wichtiger Faktor sei berufliche Weiterbildung: „Qualifizierung ist der Schlüssel.“ In diesem Bereich sei es notwendig, das Bewusstsein der Jobcenter-Belegschaft für die vorhandenen Angebote zu schärfen.
Positiv bewertet Brugger, dass nach Terminvereinbarung wieder persönliche Gespräche im Jobcenter möglich sind: „In manchen Situationen braucht es direkten Kontakt.“
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Budget
26,17 Millionen Euro stehen dem Jobcenter für die Eingliederung und Betreuung erwerbsfähiger Leistungsberechtigter zur Verfügung, das sind mehr als 400 000 Euro weniger als im Vorjahr. 12,51 Millionen Euro entfallen auf Mittel für die Integration auf dem Arbeitsmarkt, 13,66 Millionen Euro auf Verwaltungsmittel wie Personal- und Sachkosten.