Interview der Woche
Herr Türk, wie schafft man als Polizist Kontakt zu muslimischen Institutionen?
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Emre Türk pflegt als Kontaktbeamter bei der Polizei Kontakt zu muslimischen Institutionen. Ein Interview über seine Arbeit, die Sicht auf Clankriminalität, Werbung für Werte und mehr.
Von Kristin Dowe
Das heißt, auf der einen Seite können wir durch Transparenz und Verständnis für gesetzliches Handeln Vertrauen in die Arbeit der Polizei schaffen.
Auf der anderen Seite können wir, falls vorhanden, Vorbehalte und Berührungsängste gegenüber der Polizei reduzieren. Damit möchten wir gleichzeitig ein besseres Verständnis für die Sorgen und Ängste der Menschen mit Migrationshintergrund entwickeln.
Bei meiner Arbeit beschränke ich mich übrigens nicht nur auf muslimische Einrichtungen, sondern stehe auch mit Synagogen, Versammlungsstätten für christliche Araber, Moscheevereinen und Schulen in Kontakt, deren Schülerschaft einen hohen Migrationsanteil aufweist.
Insgesamt brauchen wir ein gut funktionierendes Netzwerk von Polizei, religiösen Gemeinden, zivilgesellschaftlichen Beratungsstellen, Trägern der Präventionsarbeit und städtischen Einrichtungen. Neben Präventionsarbeit biete ich auch Vorträge an zu Themen wie zum Beispiel religiöser Extremismus an.
Darüber hinaus sind öfters Vorträge zu polizeispezifischen Themen erwünscht, oder Vereine oder Einzelpersonen melden sich mit Hinweisen zu polizeilichen Ermittlungen bei uns.
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Wir möchten nicht, dass kulturelle Missverständnisse unsere Arbeit unnötig erschweren.
Ich verstehe meine Funktion somit als eine besondere Form der Öffentlichkeitsarbeit, die Vorbehalte und Ängste gegenüber der Polizei abbaut.
Im Übrigen ist es meine Kolleginnen und Kollegen nicht immer einfach, bei vielen Einsätzen mit Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft konfrontiert zu sein. Wir möchten nicht, dass kulturelle Missverständnisse unsere Arbeit unnötig erschweren. Mit meiner Arbeit kann ich da manchmal einen Perspektivwechsel ermöglichen.
Aus meinen alltäglichen Gesprächen mit Musliminnen und Muslimen kann ich Ihnen versichern, dass das polizeiliche Vorgehen gegen solche Strukturen sehr befürwortet wird.
Eine Distanz zu bestimmten Bevölkerungsgruppen – egal, ob Muslime oder Nicht-Muslime – kann sich eine zukunftsorientierte Polizei nicht leisten.
Und eine Distanz zu bestimmten Bevölkerungsgruppen – egal, ob Muslime oder Nicht-Muslime – kann sich eine zukunftsorientierte Polizei nicht leisten.
Außerdem machen die Kontaktbeamten landesweit Werbung für die Werte unserer Gesellschaft. In anderen Bundesländern gibt es Polizeibeamte, die teilweise vergleichbare Aufgaben wie ich haben.
Emre Türk: Kontaktbeamter für muslimische Institutionen
Emre Türk (34) ist Kriminaloberkommissar und seit 2018 Kontaktbeamter für muslimische Institutionen bei der Polizei Wuppertal. Organisatorisch wird seine Funktion der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zugeordnet. Unter anderem war er in Solingen im Streifendienst sowie als Sachbearbeiter bei der Kriminalpolizei tätig.
An allen Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen gibt es seit 2005 „Kontaktbeamtinnen und Kontaktbeamte für muslimische Institutionen“ (KMI).