Ehrenamt
Solingen hilft: Spenden „im sechsstelligen Bereich“
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Dr. Christoph Zenses und weitere Ehrenamtler koordinieren Hilfslieferungen in die Ukraine.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Alle ein bis zwei Wochen starten Transporte von Solingen in die Ukraine, um Medikamente oder dringend benötigtes Material und Hilfsmittel abzuliefern. Inzwischen 14 Transporte mit medizinischen Hilfsgütern für verschiedene Krankenhäuser hat Dr. Christoph Zenses, Vorsitzender des Vereins „Solingen hilft“, in mehr als 100 Tagen Krieg auf die Reise geschickt. „Wir arbeiten in enger Abstimmung mit ukrainischen Ärzten und Ärztinnen vor Ort und hier in Solingen, so dass der genaue Bedarf an überlebenswichtigen Dingen ermittelt und passgenau gekauft wird“, sagt Zenses.
Er ist für den Einkauf dieser Güter zuständig: „Häufig online bundesweit, weil vieles nicht mehr so leicht zu besorgen ist. Man spürt Engpässe.“ Solinger Apotheken, das Hospiz, Altenheime und andere Einrichtungen spenden medizinisches Material in Abstimmung mit dem Verein.
„Solingen hilft“ sei gut vernetzt in der Ukraine, nicht zuletzt durch eine Mitarbeiterin mit ukrainischen Wurzeln, deren Familie und viele Freunde dort leben, erläutert Zenses. „So beliefern wir nicht nur eine Stadt, sondern sind flächendeckend unterwegs“.
„Die Bedarfe ändern sich wöchentlich.“
Für die große Spendenbereitschaft in Solingen ist er sehr dankbar. „Bereits jetzt sind wir in Summe im sechsstelligen Bereich. Das Geld geht 1:1 direkt in die Hilfe“, sagt er. Möglich ist das durch die ausschließlich ehrenamtliche Tätigkeit der Vereinsmitglieder. Auch die Transporte sind gesponsert, so dass jeder Euro als Sachmittel vor Ort ankommt. Keine leichte Aufgabe, denn oft müssten die Materialien die letzten Kilometer zu Fuß transportiert werden, weil die Straßen zerstört sind.
In der Ukraine herrsche zunehmend Mangel an täglichen Medikamenten für die gesamte Bevölkerung, aber auch speziell in Kinderkliniken reiche es hinten und vorne nicht, führt Zenses aus. Waren es anfangs Akut-Medikamente und Verbands- oder OP-Material, herrscht jetzt Mangel bei Dauermedikamenten.
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Daneben werden beispielsweise Tourniquets zum Abdrehen der Arterien benötigt, Spezialverbände, um Schusswunden oder Granatsplittern gut versorgen zu können, Wundstiller, Schienen für Frakturen, Thorax-Drainagen, Bluttransfusionssets sowie Schmerzmittelampullen, Narkosen, Infusionen, Adrenalin. Mehr und mehr werden ganze Krankenhaus-Ausrüstungen für neue Feldlazarette gebraucht. „Die Bedarfe ändern sich wöchentlich“, sagt Zenses.
Derzeit gebe es Mangel in kleinen Krankenhäusern, die ihre gesamte Region versorgen. „Je ländlicher, je schlechter“, betont Zenses. „Schon immer waren diese Kliniken schlecht versorgt, aber nun sind sie häufig von Lieferungen abgeschnitten, obwohl der Bedarf riesig ist. Viele Schwerverletzte mit Brandverletzungen oder Amputationen werden einfach zu ihren Familien ins Dorf geschickt.“
Und auch das weitere Leid auf der Welt macht keine Pause. Zenses: „Parallel starten wir schon wieder in zwei Wochen nach Lesbos, da es das Camp mit Geflüchteten dort ja auch noch gibt. Unsere Hilfe läuft weiterhin mehrgleisig, umfangreich und aufwendig.“
Infos und Spendenmöglichkeit: www.solingen-hilft.de