Hobby
Häkel-Tiere sollen Menschen Freude bereiten
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Sabine Münch verteilt ihre Geschenke Ostersonntag im Botanischen Garten – sie häkelt auch für die Bestattung von Sternenkindern.
Von Simone Theyßen-Speich
Solingen. Sabine Münch häkelt den ganzen Tag – und auch nachts, weil sie oft nicht gut schlafen kann. Seit dem Tod ihres Mannes – er starb vor zehn Monaten – hat die 50-Jährige in dem Hobby wieder etwas innere Ruhe gefunden. Und sie möchte damit auch anderen Menschen eine Freude bereiten. „Ich weiß, dass es vielen Menschen derzeit nicht gut geht, dass sie vielleicht wie ich einen Schicksalsschlag erlebt haben. Mit meinen kleinen Geschenken möchte ich ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern“, erzählt die Walderin.
Derzeit hat sie ein großes Projekt. Bis Ostern möchte sie möglichst viele kleine Oster-Tiere häkeln. Die wird sie dann am Ostersonntag im Botanischen Garten aufhängen. Jeder, der daran vorbeikommt und sich daran erfreut, darf sich ein kleines Geschenk kostenlos mitnehmen. „Ich habe schon mit dem Vorstand der Stiftung Botanischer Garten gesprochen, gemeinsam werden wir einen geeigneten Baum oder Strauch für die Aktion aussuchen“, so Münch.
130 kleine Oster-Figuren hat sie seit Anfang Februar schon gehäkelt, weitere sollen folgen. So sind mit viel Liebe fürs Detail Hasen und Küken entstanden, kleine Möhren, aus denen ein Hase schaut, Narzissen in kleinen Blumentöpfen oder Schafe mit einem flauschigen Fell aus Häkel-Luftmaschen. In wetterfesten Tütchen verpackt, werden sie im Botanischen Garten aufgehängt.
Häkel-Figuren zum Mitnehmen zu verteilen, das macht Sabine Münch schon länger. „Ich habe seit vergangenem Jahr immer ein paar Geschenke dabei, die ich auslege, im Geschäft, an der Bushaltestelle, auf der Parkbank. Ein Erklärzettel ist auch dabei.“ „Sorgenwurm“, „Glückskäfer“ oder „Sonnenschein“ heißen die Figürchen, die Freude bringen sollen. Auf dem Walder Weihnachtsmarkt hat sie zuletzt einen ganzen Weihnachtsbaum mit Häkel-Schneemännern dekoriert.
Kleidung für die Bestattung von „Sternenkindern“
In den acht Jahren, in denen sie ihren kranken Mann gepflegt hat, bekamen auch Therapeuten und Pfleger, die täglich ins Haus kamen, ein gehäkeltes Dankeschön zu Weihnachten. In dieser Phase hatte sie mit dem Häkeln begonnen. „Zuerst habe ich viel ausprobiert, aber mit Anleitungen aus dem Internet können viele schöne Dinge entstehen“, erzählt die 50-Jährige. „Retro-Hühner-Eierwärmer, wie man sie schon in den 70er-Jahren auf dem Frühstückstisch kannte, waren meine ersten Versuche.“
Aber auch ein sehr ernstes Projekt unterstützt Sabine Münch mit ihren Handarbeiten. Die Aktion Sternenkinder kümmert sich um Familien, deren Kinder vor, während oder kurz nach der Geburt versterben. „Für die Bestattung dieser Babys häkel ich kleine Schlafsäcke, passende Schühchen und Mützen. Jedes Set stelle ich zweimal her, einmal für die Bestattung und einmal als Erinnerung für die Eltern“, beschreibt sie ihr liebevolles Engagement, um den Familien Trost zu spenden. Auch für die „Sternenkinder“-Aktion entstehen oft kleine Tiere – immer eines für das verstorbene Baby und eines für die Eltern oder Geschwisterkinder.
Für diese Aktion, aber auch für ihre Oster-Tiere freut sich Sabine Münch immer über Wolle-Spenden. „Es kommt ja doch immer einiges an Materialkosten zusammen“, erzählt sie mit Blick auf ihre kleine Witwenrente.
Parallel versucht die gelernte Hauswirtschafterin, nach der langen Phase der Pflege ihres Mannes über das Projekt „Bergauf“ auch wieder beruflich Fuß zu fassen. „Kontakt mit Menschen, das würde ich mir in meinem zukünftigen Beruf wünschen“, erzählt sie. Bis Ostern ist sie aber noch gut beschäftigt. Sie plant, noch viele Tiere für die Aktion im Botanischen Garten zu häkeln.
Kontakt für Woll-Spenden:
tatilo@web.de
Ostereiersuche
Eine weitere Aktion im Botanischen Garten ist die Ostereiersuche für Kinder zwischen vier und zehn Jahren. Die Veranstaltung der Stiftung Botanischer Garten am Ostersonntag ist bereits ausgebucht.