Einschulung
Grundschulen müssen Kinder ablehnen
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1589 Jungen und Mädchen sind angemeldet – weitere 140 werden die erste Klasse wiederholen. Mehr als die Hälfte der 21 Solinger Grundschulen hat mehr mehr Anmeldungen als Plätze.
Von Anja Kriskofski
Solingen. In den Solinger Grundschulen wird es im kommenden Schuljahr noch voller. Für den Start im August 2023 seien 1589 Jungen und Mädchen angemeldet worden, sagt Oliver Vogt, Leiter der Schulverwaltung. Hinzu kämen vermutlich rund 140 Kinder, die die erste Klasse wiederholen. 1767 Kinder waren im vergangenen Sommer eingeschult worden – ein Rekordwert. „Elf Grundschulen haben diesmal Überhänge“, erklärt Vogt. Mehr als die Hälfte der 21 Solinger Grundschulen hat also mehr mehr Anmeldungen als Plätze. Die Schulen Klauberg, Bogenstraße und Yorckstraße bildeten eine Klasse mehr als eigentlich vorgesehen. Andere wollen die Klassenstärke freiwillig auf bis zu 30 Kinder hochsetzen. Dennoch müssten mehrere Schulen auch Kinder ablehnen. „Die Beratungsgespräche mit den Eltern laufen.“
Das könnte auch Kinder treffen, die an der wohnortnächsten Grundschule angemeldet sind. „Zunächst werden die Kinder abgelehnt, die keinen Anspruch auf einen Platz in der Grundschule haben. Aber wir können nicht ausschließen, dass die Kapazitäten auch für Kinder mit Anspruch nicht ausreichen“, sagt Vogt. „Die Situation ist leider wie sie ist.“ Man wolle jedoch erreichen, dass Grundschüler „nicht quer durch die Stadt geschickt werden, wie das zum Beispiel in Köln der Fall ist“. Ziel sei, einen Platz an einer Schule in der Nähe anzubieten.
Die Grundschule Klauberg bildet deshalb zum zweiten Mal in Folge sechs Eingangsklassen. „Die Alternative wäre gewesen, dass Familien sonst durch halb Solingen zu einer anderen Schule fahren müssen. Das wäre eine Katastrophe“, sagt Rektorin Alexandra Neugebauer. Um die zusätzliche Klasse unterbringen zu können, werde künftig ein Raum der offenen Ganztagsbetreuung (OGS) vormittags für den Unterricht genutzt. Die Schule bekomme zudem eine zusätzliche Klassenlehrerin. Dass es bereits in diesem Schuljahr sechs erste Klassen gibt, laufe gut. „Wir haben zum Beispiel versetzte Pausen.“
Bei 123 Kindern wird nochder Förderbedarf geprüft
Petra Schrader, Leiterin der Grundschule Böckerhof, musste zwölf Kinder ablehnen, weil nicht genug Plätze zur Verfügung standen. „Die Kinder gehörten alle nicht zum Einzugsgebiet. Wir haben schon bei den Anmeldungen darauf hingewiesen, dass es ein starker Jahrgang ist.“ Sie habe den Familien mitgeteilt, an welchen Schulen in der Nähe es noch freie Plätze gebe.
Verstärkt hat sich der Trend, dass mehr Kinder die erste Klasse wiederholen. 131 Kinder waren es 2022, jetzt werden es laut Oliver Vogt wohl rund 140. „Diese kommen zu den 1589 noch hinzu.“
„Das ist kein Sitzenbleiben“, betont Sabine Riffi, Rektorin der Grundschule Uhlandstraße und Mitglied im Schulleiter-Sprecherrat. „Die Schuleingangsphase kann bis zu drei Jahre dauern.“ Es mache sich bemerkbar, dass die gute Vorbereitung fehle, wenn Kinder durch die Corona-Pandemie die Kita weniger regelmäßig besucht hätten, sagt Rektorin Petra Schrader.
Unter den 1589 angemeldeten Kindern seien neben Geflüchteten auch 123 Jungen und Mädchen, bei denen ein Antrag auf sonderpädagogische Förderung vorliege, erklärt Oliver Vogt. Diese Verfahren seien noch nicht abgeschlossen. „In der Vergangenheit war es so, dass rund die Hälfte der Kinder dann an einer Förderschule eingeschult wurde.“
Das Platzproblem an den Grundschulen werde sich noch verschärfen. „In den nächsten drei Jahren werden jedes Jahr mehr Kinder eingeschult als im Durchschnitt vergangener Jahre. Wir brauchen deshalb dringend eine neue Grundschule.“ Geplant ist die an der Augustastraße in Mitte, die Machbarkeitsstudie laufe, so Vogt. „Wir gehen davon aus, dass wir sie im Idealfall 2026 eröffnen können, sonst 2027. Das würde extrem helfen.“ Bis es soweit ist, müssen Alternativen her. „Für nächstes Jahr arbeitet die Schulverwaltung an einer Lösung“, kündigt er an. Aktuell gebe es noch einen Puffer von 25 freien Plätzen.| Standpunkt
Schulentwicklungsplanung
Grundschulen: Eine neue Grundschule in Mitte ist geplant, eine weitere ist aus Sicht der Stadtverwaltung nötig. Erweiterungen soll es zunächst an sechs Grundschulen geben. Laut Oliver Vogt sollen im Sommer 2024 die Baumaßnahmen an den Schulen Weyer, Uhlandstraße, Kreuzweg und Schützenstraße starten.
Offene Ganztagsbetreuung: Drei zusätzliche OGS-Gruppen sollen zum neuen Schuljahr eingerichtet werden.
Standpunkt von Anja Kriskofski: Lösung ist überfällig
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