Lkw hatte ätzende Substanz verloren
Gefahrgut: Großeinsatz am Piepersberg
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Anwohner mussten Fenster und Türen geschlossen halten.
Von Kristin Dowe
Solingen. Zu einem Gefahrguteinsatz im Gewerbegebiet Piepersberg in Gräfrath rückte nach einem Vollalarm am Donnerstagnachmittag gegen 14 Uhr eine Vielzahl an Kräften der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr Solingen aus. Ein mit einem IBC-Behälter beladener Lkw mit einem Fassungsvermögen von rund 800 Litern hatte auf einem Firmengrundstück Gas verloren. Nachdem zunächst unklar war, um welches Gemisch es sich genau handelte – die Rede war von sogenannten nitrosen, also Stickoxid enthaltenen Gasen – stellte sich am Abend heraus, dass eine Bromverbindung aus dem Behälter ausgetreten war.
Diese könne die Haut und Atemwege angreifen und zu Verätzungen führen, berichtete der stellvertretende Einsatzleiter Michael Einhoff von der Feuerwehr Solingen. „Wir haben deshalb auf allen Kanälen die Bevölkerung gewarnt.“ Die Einsatzleitung hatte der Solinger Feuerwehrchef Dr. Ottmar Müller.
„Der Fahrer ist mit leichten Blessuren davongekommen.“
Unter anderem wurden die Anwohner im Bereich der Unfallstelle über die Warnapps Nina und Katwarn gebeten, zu Hause zu bleiben und Türen und Fenster geschlossen zu halten, auch die Stadt hatte mit Sirenen alarmiert. Die Gefahrenzone erstreckte sich teilweise auch auf die Nachbarstädte Haan und Hilden. Vielen Solingern fiel zudem ein ungewöhnlicher Klang der Sirenen auf, an denen möglicherweise ein technischer Defekt vorlag. Zu den Hintergründen machte die Stadt am Donnerstag noch keine Angaben.
Die Wuppertaler Straße wurde während des Einsatzes gesperrt und ist inzwischen wieder für den Verkehr freigegeben. Die Straße Roggenkamp war einseitig in Richtung Haan gesperrt, in die Gegenrichtung aber frei. Der Fahrer des Lkw sei bei dem Vorfall leicht verletzt worden und werde medizinisch betreut. „Der Mann ist wohl mit leichten Blessuren davongekommen“, berichtet Einhoff.
Aufgrund der Gefahrenlage waren die Einsatzkräfte mit Vollschutzanzügen und Atemschutzgeräten ausgestattet. Ein Fachberater für Chemie sowie Mitarbeitende der Unteren Wasserbehörde Solingen hätten den Einsatz unterstützt. Messtrupps stellten Messungen an, um herauszufinden, um welche Substanz es sich handelte und in welcher Konzentration sie ausgetreten war. Ein Fachunternehmen sei nun beauftragt, den Behälter zu entsorgen. Die Stadt gab inzwischen Entwarnung. „Die Feuerwehr bleibt allerdings noch vor Ort, bis auch die Entsorgung soweit abgeschlossen ist“, so Einhoff. Der Einsatz zog sich noch bis in die Abendstunden.
Gasaustritt am Piepersberg




Hintergrund
Rund 120 Kräfte der Feuerwehr, darunter die Berufsfeuerwehr mit allen drei Wachen, die Löscheinheiten 6 aus Gräfrath und 7 aus Wald sowie der Umweltschutzzug waren an dem Einsatz beteiligt. Technische Unterstützung leistete ein Einsatzleitcontainer der Feuerwehr Wuppertal. Grundsätzlich soll es durch eine chemische Reaktion im Inneren des Containers zu dem Vorfall gekommen sein, so die Feuerwehr. Parallel zu dem Gefahrguteinsatz entwickelte sich gegen 16 Uhr auch eine Unwetterlage, die zum Vollalarm der Feuerwehr Solingen führte. Die Löscheinheiten 1 (Merscheid / Ohligs), 2 (Ruppelrath), 3 (Mangenberg), 5 (Böckerhof) und 8 (Burg) besetzten die verwaisten Wachen der Berufsfeuerwehr und arbeiteten mehrere Sturmeinsätze im Stadtgebiet ab.