Fantastische Reise

Galileum erlebt einen Besucherrekord

Dr. Frank Lungenstraß kann von der Schaltzentrale in der Kuppel des Planetariums aus die Bilderwelten für die Projektionen steuern.
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Dr. Frank Lungenstraß kann von der Schaltzentrale in der Kuppel des Planetariums aus die Bilderwelten für die Projektionen steuern.

Mehr als 10.000 Besucher wollten das Planetarium im ersten Quartal sehen.

Von Philipp Müller

Zum jetzt „genaueste Sternenhimmel in Deutschland“ gehören auch eindrucksvolle Aufnahmen der Erde und etwa der Milchstraße.

Solingen. Plötzlich taucht die Erde als blauer Planet im Planetarium des Galileums auf. Mit einem Mausklick startet Dr. Frank Lungenstraß eine fantastische Reise. Erst langsam und dann immer schneller wandert das „Raumschiff“ Galileum in zigfacher Lichtgeschwindigkeit an Galaxien vorbei. Das ist atemberaubend. Lungenstraße ist der Geschäftsführer der Walter-Horn-Gesellschaft, die die Sternwarte in Ohligs mit den technischen Highlights betreibt. Er berichtet, dass die Shows im Galileum, egal ob mit Bildungs- oder Unterhaltungsauftrag, allein im ersten Quartal 10 000 Menschen angezogen haben. „Das ist ein Rekord“, sagt er. Für das gesamte Jahr wird mit rund 40 000 Besuchenden gerechnet.

Gezeigt wurde die neue Technik auch bei einer Fachtagung, zu der 150 Leitungen anderer Sternwarten und Planetarien Anfang Mai nach Solingen gekommen waren. „Wir konnten schon Eindruck machen“, ist sich Lungenstraß sicher. Die gewachsene Zuschauernachfrage und solche Tagungen kann das Galileum managen, weil sich das Team vergrößert hat. So sind jetzt acht „Vorführer“ in der Lage, die komplizierte Technik zu bedienen. Doch eigentlich fungierten sie auch alle als Moderatoren, sagt Lungenstraß. Auch das Team von der Kasse bis zu anderen Bereichen im Planetarium sei seit der Eröffnung 2019 gewachsen.

Zuschauerplus verschafft finanziell mehr Möglichkeiten

Mit einer neuen Technik werden verschiedene Blicke auf das Weltall synchronisiert. So werden auch die Sternzeichen genauer dargestellt.

Die hohen Besuchszahlen sind auch aus einem weiteren Grund für die Walter-Horn-Gesellschaft wichtig. Die Einnahmen würden in diesem Jahr Spielraum schaffen, die Finanzierung angesichts steigender Zinsen besser steuern zu könne, erklärt Geschäftsführer Lungenstraße. Am Ende hatten das Planetarium in dem alten Gasbehälter, der neue Turm mit Sternwarte auf dem Dach und das Außengelände etwas mehr als 9 Millionen Euro gekostet. Die Summe kam durch Spenden und Fördergeld zusammen. Jedoch verblieb ein über Kredite finanzierter Eigenanteil, der aus dem Betrieb des Galileums getilgt wird. Halte der Besuchertrend an, strebt die Walter-Horn-Gesellschaft sogar Sondertilgungen der Kredite an.

Der Erfolg bei den Besuchenden komme nicht von ungefähr, betont der Geschäftsführer. Hinter allem stecke viel Arbeit. Ständig verbessere sich die Technik, um tolle Bilder und Videos projizieren zu können.

Das letzte Update der Software des Planetariums bedeute einen Quantensprung. „Wir können den genausten Sternenhimmel in Deutschland zeigen“, berichtet Frank Lungenstraß. Denn das Programm des Anbieters mit Spezialisten aus Japan und Frankreich ermögliche, dass die Bilderwelten der Video-Reisen durchs Weltall mit den Projektionen des Himmels, wie er von der Erde aus zu sehen ist, synchron laufen. Damit sieht sich das Galileum weit vorne.

Die neue Software für die Videoprojektionen im Galileum macht auch Zeitrafferaufnahmen sichtbar. Hier der Verlauf, wie Galaxien ziehen.

„Heute liegen hinter den Bildern bis zu 300 Millionen genau berechnete Objekte im Weltall“, sagt er. Diese werden aufwendig verschoben, wenn sich der Blickwinkel verändert. So entstehen die präzisen Reisen durchs All, die viel realistischer sind, als es die Filme etwa aus der Welt der Science-Fiction machen.

In der Summe stärkt das die Bedeutung des Galileums. Lungenstraß nennt ein Beispiel: Obwohl das Galileum einen kleinen Saal mit 84 Plätzen in der 12 Meter breiten Kuppel habe, dürfe man den Pink-Floyd-Film für Planetarien zeigen. „Da sind wir nur eins von 100 Häusern der weltweit 4000 Planetarien, die die Show zeigen dürfen.“ Das alles passt auch in die künftige Ausrichtung an der Tunnelstraße. Alles sei heute eine Frage von „Edutainenemt“. „Wir bringen Bildung und Unterhaltung zusammen.“

Programm

Shows für Kindergarten-Kinder und Shows für die Fans von Musik – die Vielfalt des Angebots ist groß. Dabei stehen Bildungsthemen neben solchen für Unterhaltung: galileum-solingen.de

Kommentar von Philipp Müller: Licht aus dem Weltall

philipp.mueller@solinger-tageblatt.de

Das Galileum wurde vor vier Jahren bei seiner Eröffnung als „Leuchtturm-Projekt“ bezeichnet, das nun an den Start geht. Dann kam Corona. Aber das erste Quartal 2023 zeigt: Die Idee der Walter-Horn-Gesellschaft, ein modernes, digitales Planetarium in Ohligs zu schaffen, hat an Attraktivität nicht verloren. D

as Team um Geschäftsführer Frank Lungenstraß steckt hinter den Kulissen viel Arbeit ins Galileum. Technisch immer eine Nase voraus zu sein, ist auch die richtige Strategie, wie die Besucherzahlen belegen. Das Ergebnis ist dann wirklich toll. Auf dem Schoß von James T. Kirk oder Darth Vader reisen alle in einem Tempo durchs All, das man sich eigentlich kaum vorstellen kann. In vier Jahren ist das Galileum der Leuchtturm geworden, den wir Solinger alle besuchen sollten.

Fazit: Es fällt heute viel Licht aus dem Weltall auf den ehemaligen Gasometer. Gibt es denn gar kein Haar in der Suppe? Offenbar nicht. Und das ist doch mal eine richtig gute Nachricht, nach der wir uns so oft sehnen.

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