Endspiel
Solingens Fußballerinnen freuen sich aufs EM-Finale
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Solinger Spielerinnen verfolgen die EM intensiv – Fahnen, Autokorso oder Public Viewing sind in der Stadt eher Fehlanzeige.
Von Moritz Jonas
Solingen. Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen macht bei der Europameisterschaft in England gerade ordentlich auf sich aufmerksam. Den 2:1-Sieg im Halbfinale über Frankreich sahen mehr als 12 Millionen Menschen live im Fernsehen. Ähnliche Quoten dürften auch am Sonntag beim Finale zu erwarten sein, dann trifft Deutschland um 18 Uhr im Wembley-Stadion auf die Gastgeberinnen. Trotz des jetzt schon großen Erfolges ist das EM-Fieber in der Klingenstadt kaum angekommen.
Ich rechne nicht mit einem übermäßigen Andrang.
Anders als bei den großen Turnieren der Männer, ist das Stadtbild nicht von schwarz-rot-goldenen Fahnen oder hupenden Autos nach den Siegen der deutschen Mannschaft geprägt. Auch das zu solchen Anlässen so beliebte Public Viewing wird am Sonntag wohl eher im privaten Raum stattfinden. „Wir werden das Spiel zeigen, aber ich rechne nicht mit einem übermäßigen Andrang“, sagt Volker Brandt, Inhaber des Brandys’s. Viele weitere Solinger Fußballkneipen bleiben sogar gänzlich geschlossen.
In der Frauenfußball-Szene der Stadt ist die Freude über die Ereignisse im Mutterland des Fußballs hingegen sehr groß. „Ich habe die Spiele des Turniers bisher mit großem Spaß verfolgt“, berichtet René Langer, Trainer der Damen des TSV Solingen. Auch seine Spielerinnen verfolgen die Partien intensiv, wie Stürmerin Alina Scheben erzählt: „Ich schaue das Turnier sehr aktiv, auch die Spiele, die die deutsche Mannschaft nicht spielt.“ Scheben und ihre Mitspielerinnen würden das Finale, genauso wie auch schon das Halbfinale, gemeinsam verfolgen, berichtet Langer.
Frauenfußball soll in auch Solingen prominenter werden
Für die Vereine in Solingen ist es aber nicht nur schön, dass der Fußball der Frauen endlich auf einer für ihn würdigen Bühne repräsentiert wird, sie wünschen sich gleichzeitig, dass daraus auch eine positive Entwicklung im lokalen Bereich entsteht.
„Ich erhoffe mir davon schon einen positiven Effekt“, sagt Andreas Schneider, Trainer der neugegründeten Damenmannschaft des BV Gräfrath. Vielleicht hießen die Vorbilder dann bald mal Lina Magull und Alexandra Popp und nicht mehr nur noch Messi und Ronaldo, so Schneider weiter.
Ein Verein, der den positiven Trend dieser EM schon bemerkt haben will, ist Solingen-Wald 03. Auch dort wird in diesem Jahr erstmals eine Damenmannschaft an den Start geschickt. „Wir hatten schon vor der EM einige Anfragen, seit die deutsche Mannschaft aber so erfolgreich ist, hat sich das Postfach noch mehr gefüllt“, meint Simon Brams, 1. Vorsitzender der Sportvereinigung.
Andere Vereine sehen darin die Chance, den vermeintlichen Abwärtstrend des Frauenfußballs in Solingen umkehren zu können. In den letzten zehn Jahren sei das Interesse am Frauenfußball stark zurückgegangen, ob der vielen Alternativen, glaubt der Trainer der Damen des SV Solingen, Michael Kettenbach. Etwas anders sieht das sein Trainerkollege René Langer: „Ich glaube, der Frauenfußball hat in den letzten Jahren schon an Aufmerksamkeit gewonnen und ist auf einem guten Weg“.
Bei der Frage nach den Chancen der deutschen Mannschaft im Endspiel sind sich hingegen alle einig. „Die Mannschaft kommt so sympathisch rüber, denen kann man nur den Sieg wünschen“, sagt Schneider. „Die Chancen für einen deutschen Erfolg stehen nicht schlecht“, führt Kettenbach an.
Langer hat unterdessen schon das Mittel zum Sieg ausgemacht: „Die Engländerinnen haben bisher noch keine Erfahrungen mit dem deutschen Pressing gemacht, das könnte am Ende der Schlüssel zu einem knappen Sieg für Deutschland sein“. Diesen Optimismus teilt auch seine Torjägerin. Denn sie sei sich sicher, dass Deutschland mit viel Rückenwind in Wembley antreten werde und sie deshalb auch als Europameisterinnen den Platz verlassen würden, prophezeit Scheben.