Klimaschutz
Für grünen Wasserstoff braucht es mehr Tempo
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Experten diskutierten über die klimafreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Das Potenzial grünen Wasserstoffes ist groß. Einsatzgebiete sieht Max Schaller etwa in der Industrie und im Mobilitätssektor. Bis sich die Technologie durchsetzen kann, warten aber noch einige Hürden. Vor allem brauche es deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energien, um die klima- und umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen zu produzieren.
Schaller ist bei der Sunfire GmbH für die Geschäftsentwicklung zuständig. Am Donnerstagabend saß er in der Gläsernen Werkstatt auf dem Podium. Mit Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schwarberg und den beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Ingo Schäfer und Andreas Rimkus diskutierte er zum Thema „Wasserstoff – Zukunftsenergie für das Bergische Land?“. Die Sozialdemokraten hatten zu der Veranstaltung eingeladen, die Solinger Co-Vorsitzende Sabine Vischer-Kippenhahn moderierte.
Einigkeit herrschte über die Chancen, die grüner Wasserstoff bietet. Die sieht Andreas Rimkus, Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, vor allem in der Funktion der Technologie als Saisonalspeicher. Im Sommer, wenn dank Solaranlagen viel Energie aus regenerativen Quellen zur Verfügung steht, lässt sich der Stoff in Elektrolyseuren herstellen und für den Winter speichern. Auch sei denkbar, die Maschinen neben Windkraftanlagen aufzustellen, um die Produktion anzukurbeln.
Doch wie gelingt es, Privatkunden sowie die Wirtschaft zu versorgen? Diesbezüglich machte Andreas Schwarberg Mut. Er berichtete von Überlegungen, ein separates Wasserstoffnetz aufzubauen. Dies wäre jedoch zeit- und kostenintensiv. Stattdessen sei es möglich, das in Deutschland sehr gut ausgebaute Gasnetz zu nutzen.
Wie kann das Gasnetz beim Wasserstoff helfen?
Versuche haben gezeigt, dass es bereits heute umsetzbar ist, diesem bis zu 20 Prozent Wasserstoff beizumischen. Dieses Vorgehen würde den CO2-Ausstoß senken – gleichzeitig könnte das weit verzweigte Leitungsgeflecht als Speicher für Wasserstoff dienen.
Den Flaschenhals sieht der Stadtwerke-Chef eher in der Verfügbarkeit des klimafreundlichen Stoffs. Die Produktion müsse dort erfolgen, wo erneuerbare Energien in großem Maße verfügbar sind. „Das wird Deutschland nicht alleine bewerkstelligen können“, zeigte er sich überzeugt. Theoretisch müssten die Elektrolyseure dort stehen, wo grüner Strom am günstigsten verfügbar sei.
Wir müssen einen heimischen Markt mit einer starken Wasserstoffindustrie schaffen.
Das sah Max Schaller anders: „Wir müssen einen heimischen Markt mit einer starken Wasserstoffindustrie schaffen.“ Das könne, ergänzte Andreas Rimkus, Abhängigkeiten verringern.
Deutlich wurde: Die grüne Wasserstoffwirtschaft kann sich hierzulande nur entwickeln, wen parallel dazu der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben wird. Der, bemängelte Andreas Schwarberg, werde häufig durch komplizierte Vorgaben und Genehmigungsverfahren behindert.
Auch Max Schaller verwies darauf, dass die Politik die nötigen Rahmenbedingungen schaffen müsse. Privatleute und Unternehmen brauchen ebenso mehr Sicherheit für Investitionen wie Energieversorger beim Umbau ihrer Netze.
Die Bundesregierung hat das Ziel der Klimaneutralität ausgegeben
Die Bundestagsabgeordneten widersprachen nicht. Andreas Rimkus erinnerte an das Ziel der Bundesregierung, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Etwas mehr als 20 Jahre bleiben noch, um die Weichen zu stellen. Viele Maßnahmen hätte man bereits nach dem 2011 angekündigten Atomausstieg in die Wege leiten müssen, merkte Ingo Schäfer an.
Doch es bringe nichts, in den Rückspiegel zu schauen – nun brauche es Entschlossenheit. Der Solinger Politiker warb für beschleunigte Genehmigungsverfahren und Unterstützung für die Wissenschaft.
Diese Bemühungen sind aus Andreas Rimkus’ Sicht lohnenswert: „Wasserstoff kann helfen, unseren Wohlstand zu sichern, und dazu beitragen, dass wir Industrieland bleiben.“ Und dabei das Klima schützen.
Sunfire
Das Dresdener Unternehmen Sunfire hat in seinem Solinger Werk unlängst eine neue Galvanik-Linie in Betrieb genommen. Am Höhscheider Weg werden zentrale Bauteile von Elektrolyseuren beschichtet. Die Anlagen ermöglichen es, mit Strom aus regenerativen Energieträgern Wasserstoff zu erzeugen.