Nostalgie
Flippermuseum lädt zum „Shoot Again“ ein
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
75 blinkende und spielbereite Schätzchen von Heiner Herriger stehen in einem Museum an der Goerdelerstraße.
Von Philipp Müller
Solingen. In der ehemaligen Spielhalle an der Goerdelerstraße gegenüber dem Amtsgericht blinkt, brummt und bimmelt es wieder. Doch keine Geldspielautomaten locken. Es sind gleich 75 nostalgische Flipper, die im Eigentum von Heiner Herriger sind, die mit Licht und Ton ihr Leben verkünden. Die Geräte hat er dem gemeinnützigen Verein „Flippermuseum Solingen Shoot Again“ zur Verfügung gestellt, der in den Räumen das Museum eröffnet hat.
Und nicht nur das: Viele der alten und jungen Schätzchen sind komplett spielbereit. Für 12 Euro kann man zunächst nur freitags von 15 bis 20 Uhr so lange die Stahlkugel unter den Glasscheiben hin und her schießen, wie man will, dazu stehen die Geräte auf „Freispiel“. 3,50 Euro kostet „nur gucken, nicht anfassen“.
Viel Nostalgie schwebtdurch das Flippermuseum
Die meisten der Flipper stammen aus der Zeit der 1960er bis 1990er Jahre. Da standen sie noch in vielen Gaststätten, Spielhallen, Imbissstuben und auch anderen Einrichtungen. Verschwunden sind nicht alle. Denn Zug um Zug erwarb Herriger, der als IT-Fachmann für die Uni Duisburg arbeitet, alte Flipper. Rund 1500 Euro kostet ein ausgedienter Flipper im Schnitt. Aber das ist der Preis vor Corona gewesen. Heute liege der Anschaffungspreis bei 5000 Euro. „Viele haben sich in Corona Flipper für zu Hause gekauft“, sagt der Sammler. So schwebt viel Nostalgie im Flippermuseum. Apollo 12 landet, KISS geben ein Flipperkonzert, Arnie brüllt als „Last Action Hero“, Hulk Hogan lädt zum Stahlkugel-Wrestling.
Martin Schmelzer ist mit seinem Sohn gekommen. „Du bist zwei Stunden hier und die Zeit geht so schnell vorüber“, berichtet er begeistert. Für Kinder gibt es kleine Böcke, damit sie an die Flipper kommen. Die 50-Jährigen und Älteren seien im Grunde die Hauptzielgruppe, erklärt Museumsleiter Herriger. Doch auch die Kleinen sind zu begeistern. „Erst ziehen die einen Hals. Dann fangen sie an zu spielen und sind die Letzten, die gehen wollen.“
Dass das Flippermuseum in die ehemalige Spielhalle einziehen konnte, ist dem Anmietungsfonds WIN (Wagen.Investieren.Nutzen.) zu verdanken. Die Stadt ermöglicht Interessenten, leerstehende Ladenlokale günstig anzumieten. Das sei im Falle des Museums aber nur bis zum Jahresende 2023 möglich, berichtet Herriger. Finde sich nicht ein Sponsor oder eine neue, günstige und große Halle, könne das Aus des Museums drohen, sagt er. Denn die reguläre Miete für die Räume an der Goerdelerstraße kann der Verein nicht aufbringen.
Doch die verbleibenden Monate sind von großen Plänen geprägt. So wollen die sechs aktiven Vereinsmitglieder weitere Flipper instand setzten. Sie haben dabei Hilfe von einem Techniker aus Leichlingen, der Platinen, die das Innenleben der Flipper steuern, komplett nachbauen kann oder sogar neu entwirft. „Auch Ersatzteile gibt es“, sagt Herriger. Geplant sind Familientage im Museum. Das zur Spielhalle gehörende Café soll auch öffnen, wenn sich ein Betreiber findet. Außerdem soll an einer Turnierserie gearbeitet werden. Nicht nur das „Solinger Open“ ist denkbar. Eventuell kommt die Flipper-Bundesliga in die Klingenstadt. Nachschub an Flippern könnte es geben. Noch gibt es pro Quartal ein neues Gerät.
Infos zum Museum in der Goerdelerstraße 11-15:
flippermuseum-solingen.de
Mehr Fotos unter:
www.solinger-tageblatt.de
Flipper-Historie
Bereits 1871 entwickelte der Erfinder Montague Redgrave aus Ohio eine erste dem Flipper ähnliche Maschine. Solche Bagatellespiele verbesserte 1947 die Firma Gottlieb um den Flipperhebel, mit dem die Kugel geschossen wird. Vorher wurden die Flipperautomaten teilweise angehoben. „Humpty Dumpty“ hieß der erste echte Flipper.