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Fahrradhandel: Saisonstart mit vollen Lagern
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Die Liefersituation hat sich entspannt. Die Nachfrage bleibt dank Leasingangeboten hoch.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Der Frühling steht vor der Tür. Und damit der Saisonstart für die Solinger Fahrradhändler. Dem blickt Heiko Legewie deutlich entspannter entgegen als in den vergangenen zwei Jahren. 2021 und 2022 war das Angebot wegen der coronabedingten Verwerfungen der Lieferketten begrenzt. Zwar gebe es für bestimmte Modelle noch immer lange Wartezeiten, doch die Lager seien voll. „Glücklicherweise können wir derzeit eine große Auswahl bieten“, sagt Legewie, Inhaber des Zweirad-Centers im Südpark. Das scheint nötig: Die Nachfrage sei ungebrochen hoch.
Das liegt nicht zuletzt an Leasingmodellen. Immer mehr Arbeitgeber bieten diese Möglichkeit an. Die Beschäftigten können ihr Wunschrad auswählen, die Leasingrate wird vom Lohn einbehalten. Durch die Gehaltsumwandlung ergeben sich steuerliche Vorzüge, der Arbeitnehmer spart Geld. „Für viele bietet sich dadurch erst die Möglichkeit, sich ein hochwertiges E-Bike zu kaufen“, betont Heiko Legewie.
Auch für die Unternehmen ergeben sich seiner Einschätzung nach Vorteile. Sie können mit dem Angebot um Mitarbeiter werben. Die wiederum tun etwas für ihre Gesundheit, tragen zum Klimaschutz bei. Zudem sinkt der Parkplatzbedarf der Firmen. „Wir beraten bei der Wahl der richtigen Leasinggesellschaft“, skizziert Legewie. Durchaus gebe es in diesem Bereich qualitative Unterschiede.
„E-Bikes haben einen höheren Wert, den viele erhalten möchten.“
„Von diesem Modell profitieren wir sehr“, bestätigt Regine Biernath. Sie ist Inhaberin des gleichnamigen Zweirad-Geschäfts an der Grünstraße. Auch dort hat sich die Liefersituation neuer Fahrräder etwas entspannt. In den kommenden Monaten könnte es wegen Problemen in China aber erneut zu Engpässen kommen, insbesondere bei Ersatzteilen. Heiko Legewie geht davon aus, dass sich die Situation erst Ende 2024 vollständig entspannt. Bis dahin könne es immer wieder „schwierige Phasen“ geben.
Einstweilen kann das 1980 gegründete Geschäft allerdings beinahe aus den Vollen schöpfen. Seit Anfang 2016 sitzt das Zweirad-Center Legewie im Südpark. Die mit 1000 Quadratmetern großzügige Verkaufsfläche erweise sich angesichts des E-Bike-Booms als Vorteil. Sie ermögliche, sowohl ein breites Angebot an klassischen Fahrrädern als auch an solchen mit Elektroantrieb zu präsentieren. Letztere nehmen bei Biernath einen immer größeren Stellenwert ein. „Normale Räder werden weniger, es gibt aber noch immer Hartgesottene“, sagt Regine Biernath schmunzelnd. Das beobachtet Heiko Legewie ebenfalls. Für viele sei die Entscheidung nicht nur eine Frage der Überzeugung, des Bedarfs oder der Muskelkraft, sondern auch vom Preis abhängig. Während herkömmliche Modelle in guter Qualität ab etwa 500 Euro erhältlich seien, müsse man für E-Bikes das Vierfache in die Hand nehmen. Unabhängig von den Präferenzen verweist Legewie auf die Bedeutung fachkundiger Beratung: „Das sind technisch anspruchsvolle Produkte, die man nicht irgendwo bestellen sollte.“
Werkstätten sind voll ausgelastet
Und doch verändert sich durch den Trend zum E-Bike etwas für das Team im Südpark. Die meisten Kunden hätten die betriebseigene Werkstatt früher nur bei Defekten aufgesucht, manche kamen alle fünf Jahre zur Inspektion. Heute sei das anders: „E-Bikes haben einen höheren Wert, den viele erhalten möchten.“ Sie kommen jährlich, lassen Motorupdates machen, Schrauben kontrollieren, die Schaltung nachstellen oder Verschleißteile wie Bremsen austauschen. Hinzu kommen sogenannte UVV-Prüfungen, bei denen die Verkehrssicherheit, insbesondere von Leasingmodellen, in Augenschein genommen wird.
Die Anforderungen für die Werkstatt-Mitarbeiter sind hoch, regelmäßig besuchen sie Schulungen. Derzeit geraten sie an ihre Kapazitätsgrenzen. Deshalb bietet das Unternehmen temporär lediglich Kunden, die ihre Räder bei Legewie gekauft haben, Reparaturen und Inspektionen an. Gerne würde Heiko Legewie zusätzliches Personal einstellen, doch geeignete Kräfte seien Mangelware. Ähnlich geht Biernath in Ohligs vor: Dort werden an einem Tag pro Woche fremde Räder repariert.
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