Geschichte

Erinnerungen an Karstadt sind noch präsent

Schwelgten mit ihren Partnerinnen in Erinnerungen (v. l.): Achim Hegemann, Volker Winterstein, Gerhard Rothe und Norbert Stark.
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Schwelgten mit ihren Partnerinnen in Erinnerungen (v. l.): Achim Hegemann, Volker Winterstein, Gerhard Rothe und Norbert Stark.

Vier ehemalige Abteilungsleiter treffen sich fast 15 Jahre nach der Schließung des Kaufhauses.

Von Karl-Rainer Broch

Solingen. Vor fast 15 Jahren wurde die Solinger Karstadt-Filiale geschlossen. Doch noch heute treffen sich frühere Abteilungsleiter und tauschen Erinnerungen aus. Vergangene Woche gab es in der Gaststätte Löhdorf nach zehn Jahren Unterbrechung wieder eine Zusammenkunft, allerdings nur mit vier Ehemaligen samt Partnerinnen. Der fünfte – Hubert Edelkamp, Leiter der Lebensmittelabteilung – starb im Januar.

Mit diesen kulinarischen Angeboten lockte die Karstadt-Gastronomie 1984 Gäste an.

Gerhard Rothe, zuständig für die gesamte Gastronomie mit Restaurant, Kuchentheke, Imbiss und Personalkantine, hatte 1964 bei Karstadt angefangen und war nach mehreren Stationen nach Solingen gekommen. Dort lebte er sich schnell ein: „Wir lieferten Büfetts an das Wuppertaler Polizeipräsidium, die Stadtwerke bei der Eröffnung des Gebäudes in Untengönrath, die Stadt und auch an die Feuerwehr.“ Da er mit allen gute Beziehungen pflegte, wurde Rothe sogar Ehrenmitglied der Polizei.

Er erinnerte sich auch an die Bergischen Wochen im Restaurant: „Da gab es frischen Panhas von Metzger Theo Kohllöffel und Pferdewürstchen aus der Metzgerei. Vor allem Panhas war damals sehr beliebt.“ Das Restaurant war oft bereits nach einer Stunde voll besetzt und die Kuchentheke mit Kirschstreusel, Bienenstich und Holländer Schnittchen fand sogar Kunden aus Wuppertal.

Zusammen mit den anderen Abteilungsleitern, dem verstorbenen Hubert Edelkamp, Achim Hegemann, Volker Winterstein und Norbert Stark, traf er sich monatlich. Einmal im Jahr machten sie ihren „Herrenausflug“ über drei bis vier Tage und besuchten touristische Ziele in Rosenheim, Juist, an der Mosel oder in Bamberg, aber auch Tschechien und Polen. Rothe erzählte: „In Prag haben wir eine Brauerei besichtigt und waren natürlich auch in Pilsen.“

„Viele erzählen mir, dass sie das Restaurant vermissen.“

Gerhard Rothe, früher zuständig für die Karstadt-Gastronomie

Bedauernswert findet er es, dass es in Solingen kaum noch einheimische Wirte gibt und so viele Dönerbuden entstanden sind: „Er gibt keine Hausmannskost mehr und bergische Küche kann man nur noch in wenigen Restaurants genießen.“ Als Erinnerung zeigte er eine Speisekarte aus dem Oktober 1984. Da gab es Graupensuppe mit Rindfleischeinlage für 3,95 DM und als teuerstes Gericht Schweinepfeffer mit Knödeln und Apfelmus für 7,50 DM.

An die früheren Karstadt-Zeiten in der Innenstadt erinnern unter anderem alte Namensschilder.

Norbert Stark hatte bei Karstadt die Elektroabteilung unter sich, er war bei der Schließung noch dabei und hat am 31. August 2008 als letzte Maßnahme den Schlüssel zum Kaufhaus ins Schloss gesteckt und umgedreht.

An die Karstadt-Möbelabteilung können sich nur wenige Solinger erinnern. Achim Hegemann als Leiter wechselte nach dem Ende des Möbelangebotes bis zu seinem Vorruhestand in die Betten- und Stoff- und schließlich in die Schreibwarenabteilung: „Das Ende der Möbelabteilung haben wir mit Schnaps als ‚Möbelbeize‘ begossen“, erinnerte er sich.

Volker Winterstein kam als junger Fleischermeister in die Lebensmittelabteilung, war drei Jahre in Solingen, wechselte nach Remscheid-Lennep und kam nach acht Jahren zurück. „Wir hatten mit der Karstadt-Metzgerei einen Riesenbetrieb, 25 Leute nur in der Fleischerei, sieben Metzger und 18 Frauen, die für das Verpacken der Ware zuständig waren.“ In den 1980er Jahren gab es wegen der Fleischskandale zwar einen Rückgang, der sich aber wieder erholte. „Der Anteil an Vegetariern in den 1960er Jahren war mit zwei Prozent gering, hat sich heute stark erhöht und ist immer mehr steigend.“

Alle vier ehemaligen Abteilungsleiter beobachten die Entwicklung Solingens mit Sorge, da neben Karstadt auch der Kaufhof seine Filiale geschlossen hat. Gerhard Rothe kann die Schließung auch heute noch nicht begreifen: „Viele Leute erzählen mir, dass sie das Restaurant vermissen.“

Geschichte

Eröffnung: Die Grundsteinlegung des Karstadt-Hochhauses in der Innenstadt erfolgte am 27. Mai 1968. Am 2. Oktober 1969 wurde das Einkaufszentrum Solingen mit der Karstadt-Filiale als Hauptmieter eröffnet.

Schließung und Abriss: Am 31. August 2008 schloss das Karstadt-Kaufhaus, 120 Beschäftigte verloren ihren Job. Das 68 Meter hohe Hochhaus wurde am 18. Dezember 2011 gesprengt und machte dem Hofgarten Platz.

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