Prozess
Elfjähriger sagt über Gewalt im Kinderzimmer aus
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Strafprozess wegen Kindesmisshandlung im Landgericht Wuppertal hat begonnen.
Von Dirk Lotze
Mit der Aussage eines elf Jahre alten Schülers aus Solingen im Zeugenstand hat das Landgericht Wuppertal einen Strafprozess gegen einen 41 Jahre alten, einschlägig vorbestraften Angeklagten wegen Kindesmisshandlung begonnen. Der Mann soll den körperlich weit unterlegenen Jungen im Sommer 2021 in dessen Kinderzimmer zunächst an den Schultern, dann am Hals gepackt und gewaltsam auf ein Kinderbett, an eine Zimmerwand und auf einen Sitzsack gedrückt haben. Der Junge berichtete von tagelangen Schmerzen im Anschluss.
Der Angeklagte war der neue Lebensgefährte der Mutter. Er ist inzwischen vorbestraft wegen Taten nach gleichem Muster an einem anderen Jungen, dem Sohnes einer früheren Lebenspartnerin. Der Prozess um diese älteren Geschehnisse lief gerade an, als es zu dem Übergriff auf den Elfjährigen gekommen sein soll.
Die neuen Vorwürfe bestreitet der Mann, das Gericht muss die Abläufe unabhängig aufklären. Der Junge erschien sichtlich nervös im Gericht, begleitet von seinem Vater und von einer Zeugenbetreuerin der Justiz.
Im Gerichtssaal: Zum Schutz des Jungen verhindert eine Stellwand Blickkontakt
Blickkontakt zum Angeklagten verhinderte eine Stellwand im Saal. Der Elfjährige machte seine Aussage leise, aber ruhig und gefasst: Die Mutter, der Angeklagte und er hätten gefrühstückt. Er habe ein halbes Brötchen gegessen und sei satt gewesen. Beide Erwachsene hätten verlangt, dass er mehr esse. Daraufhin sei er in sein Zimmer gegangen und habe an einer Spielkonsole gespielt. Der Angeklagte sei hinterhergekommen und habe das Steuergerät der Konsole an sich genommen – er sei „sauer“ gewesen.
Der Elfjährige legte sich aufs Bett und beschäftigt sich mit seinem Handy – worauf der Angeklagte auch dieses Gerät weggenommen haben soll. Die Gewalt sei eskaliert: „Er hat mich an der Schulter aufs Bett gedrückt. Dann hat er mich hochgezogen und gegen eine Wand gedrückt.“ Schlussendlich soll der Beschuldigte das Kind gewaltsam auf einen Sitzsack gedrückt haben. In früheren Aussagen hatte der Junge außerdem angegeben, dass der Angeklagte ihn auch als „schlechtes Kind“ oder „Dreckskind“ beschimpfte.
Offenbart hatte sich der Elfjährige mehrere Tage nach dem Vorfall gegenüber seinem Vater, der ihn für ein Wochenende abgeholt hatte. Zitternd und weinend soll der Junge im Auto von den Geschehnissen berichtet haben. Der Vater zögerte zwei Tage, erstattete dann aber Anzeige. Den Sohn brachte er nicht zur Mutter zurück. Bekannte hatten ihn über den damals beginnenden ersten Prozess gegen den Angeklagten informiert. Aufgrund dieses Urteils verbüßt der Angeklagte bereits vier Jahre Freiheitsstrafe wegen Kindesmisshandlung.