Deutsche Meisterschaft

Diese Pizza zählt zu den besten im Land

Tonino Pisano (l.) zeigt die Pizza-Kreation, mit der er in Hamburg den zweiten Platz belegte. Sein Chef Erdogan Aytemür präsentiert den Pokal, den es für das gute Abschneiden gab.
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Tonino Pisano (l.) zeigt die Pizza-Kreation, mit der er in Hamburg den zweiten Platz belegte. Sein Chef Erdogan Aytemür präsentiert den Pokal, den es für das gute Abschneiden gab.

Eine Eigenkreation brachte Tonino Pisano bei der Deutschen Meisterschaft den zweiten Platz ein.

Von Manuel Böhnke

Solingen. Wenn Tonino Pisano über seine Leidenschaft spricht, versprüht er eine Menge Amore. Es klingt, als erinnere er sich an seine erste Liebe. Mit den Händen formt er eine Kugel, zieht sie zur Brust. Den Teig müsse man wie ein Baby behandeln. Der 52-Jährige strahlt, sucht im Gesicht seines Gegenübers nach Bestätigung. „Ohne Herz kannst du doch keine Pizza machen“, sagt er. Das hat Pisano offensichtlich bewiesen: In der vergangenen Woche belegte der Wahl-Solinger bei der Deutschen Meisterschaft der Pizzabäcker den zweiten Platz.

Der Wettkampf fand bei der Internorga statt, einer Fachmesse für Gastronomie und Hotellerie in Hamburg. In zwei Kategorien traten die Teilnehmer gegeneinander an. Die einen buken moderne neapolitanische Pizza. Die andere Gruppe – Classica Gourmet – konnte ihrer Kreativität bei der Wahl der selbst mitgebrachten Zutaten freien Lauf lassen.

„Ich probiere viel zu Hause aus.“

Tonino Pisano, Pizzabäcker

Dafür hat sich Tonino Pisano entschieden. „Ich probiere viel zu Hause aus“, erzählt er. Mit Orange, Rucola und frischem Fenchel habe er in der Vergangenheit beispielsweise experimentiert. In der Hansestadt trat er mit einer anderen Kreation an. Die Grundlage bildeten neben dem Teig, der zuvor 72 Stunden lang ruhen musste, eine Soße aus gelben Tomaten, etwas Basilikum und geräucherter Provolone, ein italienischer Hartkäse. Für wenige Minuten kam diese Mischung in den 300 bis 350 Grad heißen Ofen. Nach dem Backen verfeinerte Pisano die Pizza mit Mortadella, Burrata, rohen Tomaten, Pistaziencreme und einigen zerkleinerten Pistazien.

Gerade einmal eine Viertelstunde Zeit hatten die Teilnehmer inklusive des Backens. „Das war sehr stressig“, erzählt der 52-Jährige. Teil der Aufgabe sei zudem gewesen, den Arbeitsplatz sauber zu hinterlassen. Erst danach gab die Fachjury ihr Urteil ab. Mit einer Spitzenplatzierung habe er nicht gerechnet, bekennt der Pizzabäcker. Er sei bereits auf dem Weg zum Ausgang gewesen, als er über die Lautsprecher seinen Namen hörte. Der zweite Platz hinter einem Kollegen aus Vilshofen an der Donau geht für Tonino Pisano mit Gutscheinen für Fachgeschäfte der Branche einher.

Es mag paradox klingen, doch der 52-Jährige betreibt kein eigenes Restaurant in der Klingenstadt. Stattdessen hilft er an den Wochenenden bei Bedarf in der Pizzeria „O’live“ am Fronhof aus. Dort schaffen es immer wieder einige seiner Kreationen auf die Sonderkarten – so ist es auch mit der preisgekrönten Pizza geplant, sagt Chef Erdogan Aytemür.

1990 wagte er zum ersten Mal das Abenteuer Deutschland

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Tonino Pisano für ihn. Der gebürtige Italiener kam in Butera auf Sizilien zur Welt. Als junger Mann ging er nach Genua, um als Bäcker zu arbeiten. Dort beschäftigte er sich unter anderem mit der berühmten Focaccia der Stadt. 1990 wagte er zum ersten Mal das Abenteuer Deutschland. Nach fünf Jahren in Köln zog es in zurück in die Heimat, ehe er 2010 einen neuen Versuch in Solingen startete. Zunächst arbeitete er bei „La Capannina“ an der Kasinostraße, dann heuerte er in der O’live an.

Dort lernte er Umberto Napolitano kennen. Der Gründer der Pizza-Schule hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition guter italienischer Küche in Deutschland zu vermitteln. Erdogan Aytemür und sein Team ließen sich von ihm beraten, in Seminaren die Kunst der Pizza Napoletana näherbringen. Damit die gelingt, brauche es vor allem Zeit für den Teig, gute Zutaten – und eben eine große Portion Liebe.

Umberto Napolitano berät mit seinem Unternehmen nicht nur, er hat auch die deutsche Pizza-Nationalmannschaft gegründet. Sie misst sich international, bei Europa- und Weltmeisterschaften. Tonino Pisano vertrat das Team bislang unter anderem in Parma und London.

Der 52-Jährige ist glücklich, seiner Leidenschaft nachzugehen. Einen Wunsch hat er sich bislang noch nicht erfüllt: den von der eigenen Pizzeria. Das finanzielle Risiko und die hohe Arbeitsbelastung der Selbstständigkeit schrecken ihn ab. Begraben möchte er seinen Traum allerdings noch nicht. Schließlich sind große Emotionen im Spiel.

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