Wald
Karfreitag kann die Prozession starten
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Mitglieder der Missione Cattolica Italiana spielen Karfreitag in Wald den Kreuzweg Jesu nach.
Von Holger Hoeck
Solingen. Am Karfreitag wird der Kreuzweg von Jesus Christus wieder lebendig. Traditionell ziehen aktive Gemeindemitglieder der Missione Cattolica Italiana rund zwei Stunden mit einer Prozession durch Wald, bevor in der katholischen Kirche St. Katharina das Laienspiel sein Finale finden wird. Mehrere Hundert Zuschauer werden am Wegesrand erwartet.
Mit der Karfreitagsprozession setzt die italienische Gemeinde, der aktuell rund 8000 Christen angehören, das Ritual aus der Vor-Corona-Zeit fort. „Die Prozession ist in Italien gelebte Tradition und wurde vor über 30 Jahren auch nach Solingen übertragen. Sie ist für uns ein Ausdruck unseres Glaubens und wichtiger Bestandteil unseres Gemeindelebens“, erklärt Falk Witzmann, Vorsitzender der gemeindlichen Gruppe „Passione vivente“ (Leidensweg Christi).
Jesus lässt sich schon länger Bart und Haare wachsen
Zurückgehend auf den Begründer der italienischen Auswandererseelsorge, Giovanni Battista Scalabrini (1997 selig- und 2022 heiliggesprochen), gründete sich die Missione 1973, als viele italienische Gastarbeiter in der Region sesshaft wurden und dem Wunsch nacheiferten, ihren persönlichen Glauben auch hier leben zu wollen. „Sie wurde dann schnell zum Treffpunkt insbesondere vieler Älterer und schenkt bis heute vielen ein Gefühl von Gemeinschaft. Die Idee mit der Prozession entwickelte sich dann damals auch recht schnell“, weiß der 46-jährige hauptberufliche Projektleiter zu berichten.
Rund 40 Mitstreiter wirken bei der Prozession mit und schlüpfen dabei in die Rollen von Jesus, Maria, Pilatus, Barabbas oder Maria Magdalena wie auch von Aposteln, Hohepriestern oder Soldaten. Die Vergabe der einzelnen Rollen stelle unter den interessierten Darstellern kein Problem dar, betont Witzmann. „Gelegentlich kommt es zwar zu kurzen Diskussionen, aber eigentlich läuft es sehr harmonisch ab. Viele übernehmen zudem schon seit Jahren die gleiche Rolle.“
Erst im Januar fand das Haupttreffen mit der Aufteilung der Rollen statt; danach fanden vier Proben im Zwei-Wochen-Rhythmus statt. Am vergangenen Sonntag erfolgte schließlich die Generalprobe.
Was geschah am Karfreitag?
Acht Stationen wird die Prozession morgen umfassen. Start wird um 15 Uhr im Walder Startpark mit der Gefangennahme Jesu sein. Über die Poststraße und dem Walder Kirchplatz zieht die Gruppe zur Friedrich-Albert-Lange-Schule, wo Jesus auf Pontius Pilatus trifft und das Kreuz aufgeladen bekommt. „Das Kreuz wiegt 20 bis 25 Kilo, ist aber etwa 40 Kilo leichter als das große Eichenkreuz, an dem das Leiden Christi sein Ende finden wird“, erläutert der dreifache Familienvater, dessen Kinder ebenfalls aktiv mitwirken werden. Über die Altenhofer und Spitzwegstraße wird schließlich die Weyerstraße und St. Katharina erreicht.
Neben authentischer Kleidung, die die Missione dank eines umfangreichen Fundus bereitstellen kann, ist den Kreuzgängern auch das überlieferte Aussehen wichtig. „Giovanni Bevacqua ist dieses Jahr unser Jesus, der sich schon längere Zeit Bart und Haare wachsen lässt.“ Die größte Herausforderung dürfte neben des Tragens des Kreuzes für ihn auch das Barfußlaufen und die auf einen Umhang reduzierte Bekleidung unabhängig des zu erwartenden Wetters sein. Doch er hat gesagt: „Wenn man sich drauf einlässt und in Glauben geht, merkt man keine Schmerzen.´ Das finde ich faszinierend“, ergänzt Witzmanns italienische Ehefrau Elisabetta Marchese-Witzmann.
Hintergrund
Die italienische Kirchengemeinde in der Klingenstadt wurde 1973 gegründet. Sie feiert jeden Sonntag ihre Gottesdienste in der Merscheider Kirche St. Mariä Empfängnis in der Eifelstraße.