Die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft stellte einen neuen Förderantrag.
Von Philipp Müller und Manuel Böhnke
Solingen. Läuft alles nach Plan, soll die Gläserne Werkstatt noch in diesem Jahr mit weiteren Fördermitteln unterstützt werden. Das gab jetzt Uta Schneider bekannt. Sie ist Geschäftsführerin der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW), die gestern ihre Bilanz für 2022 vorstellte. Unter dem Arbeitstitel „FabRegion“ werde gerade beim Land NRW und später bei der EU ein Antrag gestellt, der die Projekte Gläserne Werkstatt in Solingen sowie die „Schmiede für Urbane Manufakturen“ und das „Tool Lab“ in Remscheid verknüpfen will.
Alle drei Projekte gehörten zum 2022 ausgelaufenen Programm „Urbane Produktion“. Das hatte sieben Einzelmaßnahmen unter der Idee vereint, in Innenstädten neue Formen des nachhaltigen Produzierens zu untersuchen. Das Folgeprojekt „FabRegion“ wird Ende Mai auf Landesebene durch eine Jury begutachtet. Wird es für gut befunden, könne auf EU-Ebene ein Förderantrag gestellt werden, erläuterte Schneider. Mittel würde aber spät im Jahr fließen.
„Wir helfen, wenn wir gefragt werden.“
Auch zur aktuellen Situation der Gläsernen Werkstatt nahm Uta Schneider Stellung. Darauf habe man ein waches Auge, aber keine Kontrollfunktion. „Wir helfen, wenn wir gefragt werden“, sagte sie in Richtung der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), die das Alltagsgeschäft organisiert. „Für den Erfolg der Werkstatt müssen wir Geduld haben“, sagte sie mit Blick auf das neue Team um Gloria Göllmann, das eine gute Arbeit mache.
Rund drei Millionen Euro hat die Gläserne Werkstatt bisher gekostet. Die SEG stemmte den Umbau des ehemaligen Modegeschäfts an der Hauptstraße, die Stadt den Eigenanteil über die rund 2,3 Millionen Euro Fördersumme von Land NRW und EU hinaus.
Der Verlauf des Projekts hätte besser sein können, räumte der zweite Geschäftsführer der BSW, Stephan A. Vogelskamp, ein. „Wir hätten uns gewünscht, dass wir ein Jahr bauen und zwei Jahre den Aufbau des Betriebs unterstützen.“ Doch nicht zu Beginn 2019, sondern erst im Oktober 2022 öffnete die Werkstatt. Die SEG bittet auf ST-Nachfrage um Geduld, will sich aber in Kürze zur Zukunft der Werkstatt äußern.
BSW hat 2022 eine Fülle an Aufgaben umgesetzt
Die Arbeit der BSW lässt sich in Wirtschaftsentwicklung ()und Strukturförderung unterteilen, darunter fällt auch Tourismus. „Wir sind das einzige Regionalmanagement in NRW, das so breit aufgestellt ist“, betonte Schneider. Sie ist als Geschäftsführerin vor allem für Strukturförderung verantwortlich.
In diesem Bereich fanden 2022 Workshops zum Integrierten Regionalen Mobilitätskonzept statt. Es soll den Rad- sowie den öffentlichen Personennahverkehr stärken, damit „diese Verkehrsmittel schneller und stressfreier sind als eine Autofahrt“. 2023 gehe es Uta Schneider zufolge darum, die Ideen umzusetzen. Dass dabei 19 Städte zusammenarbeiten, verbessere die Position in Verhandlungen mit Land und Bund über Förderung.
Wichtig ist laut Vogels-kamp, dass die Region nicht immer nur über ihre finanzielle Lage klagt. Vielmehr müssten „hier Ideen für das ganze Land entstehen“.
Die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (BSW) wird durch die Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal, die drei Stadt-Sparkassen sowie die Bergische Industrie- und Handelskammer getragen.
Standpunkt von Philipp Müller: Zukunft ist ungewiss
Die gute Nachricht aus dem Haus der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW) ist, dass sie sich weiter für den Erfolg der Gläsernen Werkstatt einsetzen will. Dazu sollen neue Fördermittel eingeworben werden. Die schlechte Nachricht ist, dass es noch ungewiss ist, ob das klappt. Zudem wird es kaum vor dem Herbst zur Ausschüttung neuer Gelder kommen. Somit bleibt es dabei, dass die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) als Träger des Angebots für nachhaltige Produktion und die Präsentation lokaler und regionaler Produkte weiter allein agieren muss. Dazu bittet die BSW um Geduld, bis alles gut laufen soll.
Denn die Werkstatt wurde wegen der auslaufenden ersten Förderphase mit offenen Fragen zum Konzept im Oktober 2022 auf die Reise geschickt. Das Team der Werkstatt streckt von Beginn an die Hand in die Stadtgesellschaft, an der Hauptstraße eigene Ideen einzubringen oder sogar umzusetzen. Dieser Weg ist aktuell steinig, wenn auch die SEG Geduld einfordert.