Mobilität

Das Geschäftsmodell Autohaus ändert sich

Opel und Citroën werden innerhalb der Unternehmensgruppe Schönauen von der Friedrichstraße in Mitte (Foto) an den Hauptsitz in Ohligs an der Kottendorfer Straße verlagert. Schönauen werde „in aller Ruhe abwägen, was mit dem Standort in Mitte geschieht“.
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Opel und Citroën werden innerhalb der Unternehmensgruppe Schönauen von der Friedrichstraße in Mitte (Foto) an den Hauptsitz in Ohligs an der Kottendorfer Straße verlagert. Schönauen werde „in aller Ruhe abwägen, was mit dem Standort in Mitte geschieht“.

Die Hersteller verhandeln die Verträge neu – Schönauen zieht mit zwei Marken von Mitte nach Ohligs.

Von Björn Boch

Solingen. Die Branche der Automobilhersteller und -zulieferer befindet sich bereits seit einiger Zeit im Umbruch. Mit einiger Verzögerung wandelt sich nun das Geschäftsmodell der Autohäuser – dafür umso schneller. „Die Geschwindigkeit der Transformation ist gigantisch. Und wir wissen noch nicht genau, wo das hinführt“, berichtet Franz-Josef Schönauen, einer von drei Geschäftsführern der gleichnamigen Unternehmensgruppe.

Sicher ist: Viele Fahrzeuge werden demnächst online bestellt, direkt beim Hersteller. Vor Ort in den Autohäusern wird es dann weniger Auswahl geben, zum Beispiel bei Autos mit Tageszulassung. Produziert wird vom Hersteller nur, was genau so bestellt wurde. „Wir sind dann der Service-Partner vor Ort, liefern aus und unterstützen die Kunden“, erklärt Thomas Schönauen. Das werde schon in drei bis vier Jahren weitgehend umgesetzt sein, schätzt er.

Michael Kotlenga (v. l.), Franz-Josef und Thomas Schönauen bilden die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Schönauen. Service und Zubehör werden wichtiger. Weshalb es im Autohaus zum Beispiel auch Dachzelte für die beliebten VW-Bullis zu mieten oder zu kaufen gibt.

Die Preishoheit wird dann beim Hersteller liegen, nicht mehr beim Autohaus. Die Zahl der Autohäuser werde sich verringern – um ein Drittel bis die Hälfte, glaubt Thomas Schönauen. Und Konkurrenz gebe es nicht mehr über den Preis, sondern über Service und Angebot vor Ort, etwa beim Zubehör. „Den Unterschied macht dann die Leistung, nicht mehr der Kaufpreis eines Autos“, sagt Michael Kotlenga, drittes Mitglied der Geschäftsführung.

Die Gründe für die Veränderung sind zahlreich: Corona, Ukraine-Krieg, instabile Lieferketten und fehlende Halbleiter führen dazu, dass Autohersteller weniger produzieren. Um das Vertriebsmodell zu ändern, kündigen bereits jetzt viele Konzerne die Händlerverträge, um sie europaweit zu vereinheitlichen.

Auch die Händler selbst denken um. Schönauen etwa kauft aktiv Jung- und Gebrauchtwagen. Der Umsatz in diesem Bereich des Unternehmens sei seit 2020 um rund 25 Prozent gestiegen – bei nahezu gleichem Neuwagenabsatz.

Der Konzern Stellantis etwa, zu dem unter anderem Opel und Citroën gehören, hat die Verlängerung seiner Händlerverträge zwar angekündigt. Noch ist aber nichts unterschrieben. Weil die Art der Zusammenarbeit noch unklar ist, hat die Schönauen-Gruppe beschlossen, die Marken Opel und Citroën von der Friedrichstraße in Mitte an den Hauptsitz an der Kottendorfer Straße in Ohligs zu verlagern. Für das Reparaturgeschäft ist das bereits geschehen, der Verkauf folgt bis Anfang Mai. Alle Mitarbeiter bleiben im Unternehmen.

Der Standort Friedrichstraße hat einen laufenden Pachtvertrag bis 2026. Man werde in aller Ruhe abwägen, was mit dem Standort in Mitte geschieht, da er energetisch in allen Bereichen auf den neuesten Stand gebracht werden müsse, erklärt die Geschäftsführung. Zunächst werde der Außenbereich für Gebrauchtwagen genutzt. Das Unternehmen freue sich schon – Stichwort Wachstum bei den Jung- und Gebrauchtwagen – dort erst einmal zusätzlichen Platz zu haben.

Die Unternehmensgruppe, die kommendes Jahr 20. Geburtstag feiert, sei kerngesund. „Wir sind breit genug aufgestellt“, sagt Thomas Schönauen. Neben der verstärkten Ausrichtung auf Gebrauchtwagen tragen dazu die Autovermietung Schönauen Rent und die neue Waschstraße an der Kottendorfer Straße bei. Mehr als 100 Fahrzeuge dort an einem Tag seien derzeit keine Seltenheit – und die kalten Monate zu Jahresbeginn sind eigentlich keine gute Zeit für Autowäschen. Auch Zubehör werde immer wichtiger: etwa Dachzelte für die beliebten VW-Bullis.

Zurzeit werden, da die Förderung für E-Autos gesunken ist, wieder mehr Verbrenner verkauft. Die haben allerdings langfristig keine Zukunft. Weil unklar ist, ob Autos dann vor allem mit Strom, Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen fahren, gelte es, viele Entwicklungen im Blick zu behalten. So habe Schönauen einen sechsstelligen Betrag in eine Instandsetzungsanlage für Batterien investiert, berichtet Michael Kotlenga. Sicher sei: Der Wechsel des Antriebs wird schleichend sein. Und dauern.

Schönauen

Die Unternehmensgruppe Schönauen mit Hauptsitz in Ohligs, zu der das Autohaus von Keitz gehört, hat acht Standorte – neben Solingen in Hilden, Kerpen und Erftstadt. Die Gruppe hat Verträge mit Kia, Peugeot, Opel, Citroën und Volkswagen. Rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei Schönauen beschäftigt. Derzeit hat die Gruppe 43 Auszubildende, im August starten 18 weitere. Allein im Januar haben fünf ihre Prüfung bestanden, sie werden alle übernommen.

„Den Unterschied macht die Leistung, nicht mehr der Kaufpreis eines Autos.“

Michael Kotlenga, Geschäftsführer

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