Interview
Curvy-Model Dascha: „Es muss einem egal sein, was andere sagen“
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Die Solingerin Dascha Carriero plauderte mit dem ST über ihre Zeit nach „Germany's next Topmodel“, unrealistische Schönheitsideale und den Krieg in der Ukraine.
© Eleni Bogatini
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Die Solingerin Dascha Carriero hat 2021 den zweiten Platz bei Heidi Klums TV-Show Germanys Next Topmodel belegt. Im Interview spricht sie über ihre Model-Karriere, über weibliches Selbstbewusstsein und den Krieg in der Ukraine.
Von Kristin Dowe
Dascha, seitdem Du 2021 den zweiten Platz bei „Germany's next Topmodel“ belegt hast, ist viel passiert. Was waren Deine persönlichen Highlights?
Dascha Carriero: Da gab es so viele, dass ich eigentlich gar kein bestimmtes nennen kann. Ich habe supercoole Leute kennengelernt und tolle Jobs bekommen – unter anderem habe ich Werbespots für Adidas gedreht oder mit Rieker zusammengearbeitet und bin regelmäßig auf der Fashion Week unterwegs. Ich bin sehr dankbar für die vielen Chancen, die ich seit der Show bekommen habe.
Kürzlich warst du auf dem Cover von „Burda Curvy“ zu sehen. Gibt es in der Modebranche inzwischen mehr Akzeptanz für kurvige Frauen?
Carriero: Ja, auf jeden Fall. Früher waren nur Frauen als Model angesehen, die die Maße 90-60-90 hatten und mindestens 1,80 Meter groß waren. Mittlerweile sind Curvy Models bei den Firmen gerne gesehen. Das finde ich toll, weil es viel mehr die Realität widerspiegelt, die man draußen zum Beispiel im Schwimmbad vorfindet. Es gibt so viele unterschiedliche Frauen mit unterschiedlichen Körperformen. Umso mehr wünsche ich mir, dass Frauen unabhängig von ihrer Figur selbstbewusster werden und sich trauen, neue Looks auszuprobieren oder buntere Farben zu tragen. Nur weil man ein bisschen mehr auf den Rippen hat, heißt das nicht, dass man hässlich ist. Wenn man verrückt, wild und bunt ist, kann man das auch in seinem Stil ausdrücken.
Ist dieses Ziel denn schon erreicht?
Carriero: Nein, für mich ist der Weg da noch ziemlich weit. Es gibt immer noch viel zu viele Hater auf der Welt und Leute, die meinen, ihre Meinung über andere äußern zu müssen. Viele Frauen, aber auch Männer, lassen sich schnell einschüchtern und denken, der Gesellschaft irgendetwas beweisen zu müssen. Das wird wahrscheinlich nie aufhören, aber man kann lernen, dadrüber zu stehen. Es muss einem egal sein, was andere Leute sagen.
Hast du auch schon mal Erfahrung mit Hasskommentaren gemacht?
Carriero: Klar, auf Social Media kommen viele Menschen und Meinungen zusammen. Auch ich habe Hasskommentare bekommen, aber sowas interessiert mich nicht. Meistens kommt so etwas von Menschen, die nicht mit sich selbst zufrieden sind. Da höre ich einfach nicht drauf und ziehe mein eigenes Ding durch. Wenn ich mich selbst schön finde und mich in meinem Körper wohlfühle, dann kann mir das keiner nehmen. Ich lebe mein Leben für mich und nicht für andere.
Was verbindest du mit deiner Heimatstadt Solingen?
Carriero: Vor allem viele Erinnerungen an meine Schulzeit, ich habe dort ja Abitur gemacht und später auch gearbeitet. Solingen wird oft als hässlich abgetan, dabei hat die Stadt auch wunderschöne Ecken zu bieten. Auch viele Restaurants und Läden finde ich wirklich gut. Negative Seiten gibt es in jeder Stadt. Das sollte man akzeptieren.
Du hast ukrainische Wurzeln. Wie geht es deiner Familie, die in der Ukraine dem russischen Angriffskrieg ausgesetzt ist?
Carriero: Das Schlimmste ist, dass man einfach nur zu Hause sitzt und nichts dagegen machen kann. Meine Oma ist mal im Aufzug stecken geblieben, weil der Strom ausgefallen ist und sie musste dort herausgeholt werden. Wir haben ihr jede Menge Kerzen geschickt, weil die Wohnungen teilweise keinen Strom haben. Sie hat dann überall Kerzen aufgestellt, damit sie wenigstens ein bisschen Licht hat, da es in der Ukraine gerade im Winter schon sehr früh dunkel wird. Und es ist extrem kalt. Wir Deutschen regen uns über die Strom- und Gaspreise auf und dass wir „nur“ 18 Grad in der Wohnung haben. In der Ukraine herrschen im Winter minus 15 Grad. Nach Deutschland holen können wir meine Großeltern auch nicht, weil mein Opa seit über 20 Jahren nicht mehr laufen kann. Die beiden sind auch einfach alte Menschen, die nicht den letzten Teil ihres Lebens in einem anderen Land verbringen möchten. Das kann ich gut verstehen. Meine Großeltern haben die Situation akzeptiert, auch wenn uns Angehörigen das sehr schwer fällt. Trotz allem glaube ich fest an einen Sieg der Ukraine.
Zur Person
Dascha Carriero (22) nahm 2021 an der TV-Show „Germany’s next Topmodel“ teil und belegte dort den zweiten Platz. Seitdem konnte sie international Erfolge als Curvy Model feiern.