Aggressionspotenzial steigt
Braucht es Sicherheitskräfte im Rathaus?
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Die Stadt kündigt eine „Gesamtbetrachtung“ an. Der Personalrat sieht mehr Aggressionspotenzial.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Masken sind nur noch selten zu sehen, „Abstand-halten“-Schilder ebenso. Und doch sind die Auswirkungen der Corona-Krise weiterhin in Teilen Solingens spürbar. Im Rathaus und anderen städtischen Gebäuden beispielsweise. Dort sind nach wie vor Sicherheitskräfte im Einsatz. Wie lange das so bleibt, scheint derzeit unklar.
Immer wieder erreichen das ST Beschwerden darüber. Schließlich sei die Zeit der pandemiebedingten Einschränkungen vorbei. Trotzdem werden Besucher etwa im Rathaus weiterhin von Security-Mitarbeitern empfangen. Innerhalb des Gebäudes sind viele Türen nur mit Code-Karten, über die ausschließlich Mitarbeiter verfügen, zu öffnen.
Die Verwaltung hat das Thema im Blick, erklärt die Pressestelle auf Anfrage. Während der Corona-Pandemie habe man „viele Erkenntnisse gewonnen, die wir nun für die zukünftige Ausrichtung nutzen wollen“. Ziel sei eine „Gesamtbetrachtung, die viele unterschiedliche Aspekte berücksichtigt“, zum Beispiel die Steuerung des Publikumsverkehrs. „Die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Konsequenzen werden wir vorstellen“, kündigt die Stadt an. Wann das sein wird, ist unklar. Auch die Frage zu den Kosten, die der Einsatz der externen Sicherheitsfirmen verursacht, bleibt unbeantwortet.
Personalrat regt an, Strukturen im Rathaus zu überdenken
Wie sollte es weitergehen? Der Personalrat der Stadt hat sich noch keine abschließende Meinung zu dem Thema gebildet. „Das ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt der Vorsitzende Uwe Hedtfeld. Er erinnert daran, dass bereits vor der Corona-Pandemie vereinzelt Security-Personal eingesetzt worden sei. Seiner Beobachtung nach werde der Ton gegenüber Beschäftigten der Verwaltung rauer: „Das Aggressionspotenzial steigt.“ Sicherheitskräfte könnten deeskalierend wirken. Die Lage sei jedoch nicht so dramatisch, dass seine Kollegen Angst haben müssten: „Wir brauchen nicht überall einen Sheriff.“
Uwe Hedtfeld sieht ein anderes Argument, weiterhin auf Sicherheitskräfte zu setzen. Sie könnten insbesondere mobilitätseingeschränkten Menschen helfen, die richtigen Räume im Rathaus zu finden. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Empfang sei es nicht möglich, ihren Arbeitsplatz dafür zu verlassen. Hedtfeld möchte diese Aufgabe allerdings nicht externen Dienstleistern überlassen, sondern neue Stellen innerhalb der Verwaltung schaffen: „Dann hätte man das System in der eigenen Hand.“
Darüber hinaus spricht sich der Personalratsvorsitzende dafür aus, die grundsätzlichen Strukturen am Walter-Scheel-Platz zu überdenken. Im Rathaus von Solingens niederländischer Partnerstadt Gouda gebe es beispielsweise eine Etage, die den Bürgerinnen und Bürgern offenstehe. Analog dazu könnte man in der Klingenstadt alle Abteilungen mit viel Publikumsverkehr in der Nähe des Rathauseingangs unterbringen. Das würde die Situation aus Uwe Hedtfelds Sicht für alle Beteiligten entspannen.