Anlass ist Brandanschlags-Gedenken

Ein Schulwettbewerb zu Fake News startet

Oberstudiendirektor Michael Becker (l.) begrüßte bei der Informationsveranstaltung unter anderem OB Tim Kurzbach und die Grünen-Politikerin Sylvia Löhrmann (vorne rechts) unter den Gästen.
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Oberstudiendirektor Michael Becker (l.) begrüßte bei der Informationsveranstaltung unter anderem OB Tim Kurzbach und die Grünen-Politikerin Sylvia Löhrmann (vorne rechts) unter den Gästen.

Die Stadt Solingen und der Freundeskreis des Zentrums für verfolgte Künste wenden sich an Jugendliche.

Von Philipp Müller

Solingen. In diesem Jahr jährt sich der Solinger Brandanschlag zum 30. Mal. Aus diesem Grund führen die Stadt Solingen und der Förderkreis für das Zentrum für verfolgte Künste erstmals einen Schulwettbewerb zum Solinger Brandanschlag unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Tim Kurzbach (SPD) durch. Unter dem Titel „Fake News – das gefährliche Spiel zwischen Lüge und Wahrheit“ sind einzelne Schülerinnen und Schüler oder Gruppen und Schulklassen ab dem 27. Februar zur Teilnahme aufgerufen.

Den Wettbewerb stellte die Vorsitzende des Förderkreises des Zentrums, Sylvia Löhrmann, am Dienstag im Technischen Berufskolleg vor. Die Idee für einen Schulwettbewerb habe es schon lange gegeben, auch weil solche in anderen Städten im Rahmen der Erinnerungskultur gut funktionieren würden. Mit dem Jahrestag des Brandanschlags am 29. Mai 2023 sei dazu jetzt ein Anlass gefunden.

Gürsün İnce, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç wurden bei einer durch rechtsextremistisch geprägte Täter verübten Tat vor 30 Jahren getötet. Sie waren Opfer eines Brandanschlags auf das Haus der Familie an der Unteren Wernerstraße. Die vier Täter verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf zu langjährigen Haftstrafen. Solingen geriet weltweit in die Schlagzeilen in einer Zeit, in der solche Anschläge gehäuft vorkamen. Hoyerswerda, Mölln, Rostock-Lichtenhagen sind Orte dieser rechtsextremen Übergriffe mit vielen Opfern.

Der Wettbewerb hat auch das Ziel, das mahnende Gedenken im Sinne von Mevlüde Genç mit ihrem berühmten Appell an die Mitmenschlichkeit „Lasst uns Freunde sein“ zu würdigen. Sylvia Löhrmann kündigte an, dass eine Fachjury alle Arbeiten würdigen wird. Zwar werde es auch Prämierungen geben, doch stehe das Mitmachen im Mittelpunkt. Es soll auch ein Weg gefunden werden, alle Arbeiten öffentlich zu machen.

Schirmherr Kurzbach spricht Stadtgesellschaft an

Schirmherr Tim Kurzbach betonte, dass das Thema Brandanschlag immer noch die Stadtgesellschaft beschäftige und spalte. Es gebe die, die sich immer erinnern würden, andere, die verdrängen wollten unter dem Motto „irgendwann ist gut“. Und es gebe zunehmend die, die die Tatsache des Brandanschlags gar nicht kennen würden. Aktuell seien die Planungen zum Gedenktag im Mai täglich zudem Thema im Rathaus, um diesen würdig zu gestalten.

Über den Wettbewerb hinaus wird jetzt auch der Wunsch seitens der Solinger Schulen aufgegriffen, mehr Unterrichtsmaterial zum Thema Brandanschlag zu erhalten. Dazu wurde das vom Verein IDA NRW (Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit) produzierte Bildungsmaterial zum Brandanschlag von 1993 vorgestellt.

Brandanschlag: Schulen erhalten neues Unterrichtsmaterial

Herausgeberin ist die Solingerin Birgül Demirtas. Der Titel der thematisch breitgefächerten Bildungsmaterialien ist „Da war doch was!“, der sei im Rahmen einer vorbereitetenden Veranstaltung im Gymnasium Schwertstraße entstanden, sagte Demirtas. Dort sei der Satz in Bezug auf die Tatsache gefallen, dass es den Brandanschlag gab. Die einzelnen Module sind sowohl für Lehrer und Mitarbeitenden in Bildungsträgern als auch für Schülerinnen, Schüler und andere Interessierte gegliedert.

An der Zusammenstellung wirkte auch Familie Genç mit. 27 Aufsätze mit wissenschaftlicher Grundlage gehören dazu. Querverweise auf andere Quellen sollen alles vertiefen. Basis ist aber nicht nur Historisches und Einordnendes zum Brandanschlag, denn zugleich wird auf das Thema Rassismus eingegangen, wie man ihm im Alltag begegnet, ihn erkennt und bekämpft. Zugang zum Material gibt es über das Internet:

brandanschlag-solingen-1993.de

Wettbewerb

Inhalt: Es geht um alle Formen und Fragen von und zu Fake News.

Umsetzung: Gefragt sind die unterschiedlichsten Formen von Texten, Podcasts, Videos, Bildern bis hin zu künstlerischer Auseinandersetzung.

Frist: Abgabe ist am 12. Juni 2023 beim Stadtdienst Integration: m.roden@solingen.de

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