Die Feier erinnerte an die vielen Unterstützer und den Zusammenhalt während der Pandemie.
Von Simone Theyßen-Speich
Solingen. „Danke“ stand in großen Lettern auf dem T-Shirt, das Matthias Ruf, Vorsitzender der Geschäftsführung der Diakonie Bethanien, am Donnerstagabend trug. Bethanien hatte zu einem Fest auf das Gelände an der Aufderhöher Straße eingeladen, um genau das zu sagen: „Danke!“
„Wir haben all die Menschen eingeladen, die uns geholfen haben, gemeinsam so gut durch die Corona-Pandemie zu kommen“, so Ruf, der die Moderation des Abends übernahm. Neben Vertretern der Stadt, von Gesundheitsamt, Feuerwehr, Bundeswehr, THW und Wohlfahrtsverbänden waren auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lungenfachklinik, die während der Pandemie den Großteil der Solinger Erkrankten betreut hatte, geladen. 250 Gäste waren es insgesamt. „Und wir freuen uns auch, dass unsere Mutterhaus-Gemeinschaft gekommen ist, die für unser Anliegen gebetet hat“, betonte Ruf mit Blick auf die anwesenden Diakonissen.
Irgendwie sei es dem Bethanien-Team ein Anliegen gewesen, „einen Schluss zu setzen“, erklärte Chefarzt Prof. Dr. Winfried Randerath, dessen großer Verdienst im Kampf gegen das Virus und für die Erkrankten an dem Abend immer wieder gewürdigt wurde. Er erinnerte – sichtlich gerührt – daran, wie von einem auf den anderen Tag die Stadt und ihre Strukturen auf den Kopf gestellt werden musste, wie aus seiner Klinik ein Notkrankenhaus wurde, an die 50 Notfallbetten, die zusätzlich in der Kapelle aufgestellt, aber zum Glück nie gebraucht wurden.
Aber die Notlage habe auch viel Gutes hervorgebracht. „Wir haben klarer kommuniziert, weniger hinterfragt, einfach gemacht“, beschreibt er rückblickend. Aber sie alle seien auch an ihre Grenzen gekommen. „Und es gab Tage, da hatte ich einfach Angst.“ Da sei die Sorge um die Pflegekräfte gewesen, die in der ersten Phase der Pandemie ungeimpft in die Zimmer der Infizierten gehen mussten – und die Antwort einer Schwester, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht: „Das ist doch unser Job.“
Professor Randerath lobte neben den vielen Unterstützern auch die Arbeit der Presse. „Die Zusammenarbeit war immer offen, kritisch, aber immer positiv begleitend. Die Solinger Presse hat ihre Verantwortung wahrgenommen und mitgeholfen, dass die Stimmung in der Öffentlichkeit nicht kippt.“
Auch Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) erinnerte sich an die unzähligen Gespräche Tag und Nacht, die geführt wurden. „Ich bin unendlich dankbar für die Begleitung und die Ratschläge der Engel aus Bethanien – allen voran Erzengel Randerath“, sparte auch er nicht mit Lob. „Wir haben vieles richtig gemacht, aber es wurden auch Dinge beschlossen, auf die ich nicht stolz bin“, erinnert Kurzbach an die Schließung von Kitas und Schulen, das Besuchsverbot von Kranken und Sterbenden.
An die Zeit, als die Bewohner des Bethanien-Seniorenwohnheims im November 2020 39 Tage in Quarantäne waren, an die Trauer um die Verstorbenen, erinnerte auch Natalie Schaffert, Regionalleiterin der Bethanien-Altenhilfe. „Und ich weiß noch, wie ich mit 50 FFP2-Masken, weil wir zum Glück etwas Vorrat hatten, nach Dortmund gefahren bin, um sie dort einer Kinderklinik zu übergeben – aus Angst, die kostbare Fracht würde auf dem Postweg verloren gehen“, betonte sie den Zusammenhalt.
Abseits der offiziellen Reden bot die Feier aber auch Gelegenheit für Gespräche und den Blick nach vorne. „In der Stadt werden wir zukünftig anders über Katastrophen denken müssen“, so Ordnungs- und Sozialdezernent Jan Welzel (CDU). Bevölkerung schnell zu impfen – auch das müsse ein Thema bleiben, sagte er mit Blick auf das neu geplante Gesundheitshaus. Und im Gesundheitsamt, wo es in der Pandemie mit vereinten Kräften um Fälle und Nachverfolgungen ging, setzt man jetzt den Fokus auf die Corona-Auswirkungen – besonders bei der Kinder- und Jugendgesundheit, so Leiterin Dr. Annette Heibges.
Corona-Zahlen
Fälle: In den drei Jahren der Pandemie gab es ab dem 13. März 2020 in Solingen 84 130 gemeldete Corona-Fälle. 422 Menschen sind an oder mit dem Virus gestorben.
Aktuell: Derzeit gibt es offiziell 30 Infizierte, die Inzidenz liegt bei 6,9.
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