Schullandschaft ändert sich

Solingen soll eine neue Gesamtschule bekommen

Auf den Neubau des maroden Schulzentrums Vogelsang entfällt der Großteil der geplanten Investitionen. Die Baukosten werden aktuell mit rund 185 Millionen Euro veranschlagt.
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Das Schulzentrum Vogelsang ist betroffen von den Änderungen in der Schullandschaft.

Auf explodierende Schülerzahlen und Schulraummangel hat die Schulverwaltung jetzt mit einem groß angelegten Plan reagiert.

Von Simone Theyßen-Speich

Solingen. Auf explodierende Schülerzahlen und Schulraummangel hat die Schulverwaltung jetzt mit einem großangelegten Plan reagiert. Schon zum Start des Schuljahrs 2024/25 im nächsten Sommer soll es eine fünfte Gesamtschule in Solingen geben. Damit verbunden sind aber auch Änderungen und Umzüge in der bestehenden Schullandschaft.

Die neue Gesamtschule soll am Schulzentrum Vogelsang entstehen – parallel zum dort bestehenden Gymnasium Vogelsang. Die dortige Realschule Vogelsang soll dafür an den Schulstandort an der Guntherstraße umziehen. Dort ist derzeit die Sekundarschule Central beheimatet, die – dann im Standort-Tausch mit der Realschule Vogelsang – parallel zur neu wachsenden Gesamtschule auslaufen soll.

Die Nachricht, über die die betroffenen Schulleitungen am Mittwoch von der Schulverwaltung informiert worden sind, sorgte für entsprechenden Gesprächsstoff in der Solinger Schullandschaft. Auf ST-Nachfrage erklärte Schuldezernentin Dagmar Becker (Grüne) das zukunftsweisende Projekt. „Es ist ein großer Schritt, um die Solinger Schullandschaft zukunftsfähig zu machen“, betonte sie. Es sei ihr klar, dass es für die betroffenen Schulen eine große Umstellung bedeute. „Es ist aber der Weg, um mehr dringend benötigten Schulraum in der Sekundarstufe I zu schaffen und dem Elternwunsch nach mehr Plätzen bei den Gesamtschulen langfristig nachkommen zu können“, so Becker.

Eine große Chance sei, den geplanten Neubau des Schulzentrums Vogelsang, für den 185 Millionen Euro veranschlagt sind, jetzt für diese richtungsweisende Veränderung zu nutzen. „Wir haben einen Generalplaner für die Baumaßnahme gefunden, müssen jetzt aber auch festlegen, was dort wie genau gebaut wird“, so Becker.

Geplant ist, dass dort neben dem Gymnasium Vogelsang auch die neue fünfte Solinger Gesamtschule untergebracht wird. „Da wir die Plätze in der Sekundarstufe I aber jetzt dringend brauchen und nicht erst nach Fertigstellung des Neubaus in einigen Jahren, soll die neue Gesamtschule dort bereits im nächsten Sommer mit dem fünften Jahrgang starten“, erklärt Oliver Vogt, Leiter des Stadtdienstes Schule, auf ST-Nachfrage.

Der Start soll ab Sommer 2024 in den jetzigen Räumen der Realschule Vogelsang erfolgen – zunächst mit vier Klassenzügen, im Neubau dann auf sechs Züge erweitert. „Auch die beiden Oberstufen von Gymnasium und Gesamtschule können sich dann zukünftig dort gut ergänzen“, sieht Vogt einen weiteren Vorteil.

Für die Realschule Vogelsang bedeute das zwar einen Umzug, aber auch eine große Chance, begründet Dagmar Becker. „Das Gebäude am Central ist angesichts der kompletten Sanierung und modernen Ausstattung ein Top-Standort“, hofft sie auf Verständnis für diesen notwendigen Ortswechsel. Und für die Zeit des Neubaus am Vogelsang müssten sich die dortigen Schulen vermutlich ohnehin mit Ausweichquartieren arrangieren.

Sekundarschule soll bis 2029 auslaufen

Für die Sekundarschule, die vor zehn Jahren am Central neu gegründet wurde, würden die Pläne das Aus bedeuten. Die Schule soll nach dem Umzug ins Gebäude Vogelsang ab Sommer nächsten Jahres keine neuen Kinder mehr aufnehmen und bis 2029 komplett auslaufen. „Mit jedem Jahrgang, den die Sekundarschule am Vogelsang dann kleiner wird, wächst die Gesamtschule“, erklärt Oliver Vogt den Plan. Für die Kinder, die schon in den Schulen sind, ändere sich nichts.

Die Schulform der Sekundarschule ist von den Eltern in den vergangnen Jahren nicht gut angenommen worden. Für diesen Sommer waren in der ersten Anmelderunde nur 27 Kinder dort angemeldet worden, durch Koordinierung von anderen Schulen stieg die Zahl auf 54. „Klar erkennbar ist aber, dass die Eltern lieber eine Gesamtschule mit Oberstufe wünschen“, so Vogt. Die großen Vorteile der Umstrukturierung sieht er deutlich: „Wir behalten das gegliederte Schulsystem, schaffen mehr Klassen in der Sekundarstufe I und gründen eine neue Gesamtschule.“ 

Zeitplan für die Umgestaltung

Entscheidung: Der Verwaltungsvorstand der Stadt hat über die vorliegenden Pläne entschieden. Im nächsten Schritt werden sie im Schulausschuss und im Juni im Stadtrat abgestimmt. Geplant ist eine zusätzliche Schulausschuss-Sitzung Anfang Mai. Die notwendigen Gespräche mit der Bezirksregierung haben schon stattgefunden.

Information: Zeitnah wird die Schulverwaltung in die betroffenen Schulen gehen und das Gespräch über die Pläne suchen.

Standpunkt von Simone Theyßen-Speich: Ein mutiger Schritt

simone.theyssen-speich@solinger-tageblatt.de

Veränderung bedeutet immer Unsicherheit für diejenigen, die es betrifft. Das ist auch bei den jetzt geplanten Veränderungen in der Solinger Schullandschaft nachvollziehbar so. Wichtig ist aber, den Schulstandort Solingen insgesamt zu sehen. Es wäre geradezu fahrlässig, den geplanten 185 Millionen Euro teuren Neubau des Schulzentrums Vogelsang nicht zu nutzen, um dort mehr Kinder in den stark nachgefragten Schulformen unterzubringen.

Das ist eine Chance, die die Schulverwaltung richtigerweise nutzen will. Und wenn Politik und Verwaltung oftmals vorgeworfen wird, dass sie nur „Klein-Klein“ machen, dass sie nur Löcher provisorisch stopfen und oft einen Schritt zu spät unterwegs sind, dann muss man jetzt auch den großen mutigen Schritt mitgehen. Elternnachfrage zu bedienen, indem das Angebot ausgebaut wird, und weniger Nachgefragtes einzustellen – das ist wirtschaftliches Handeln, das man sonst oft von der öffentlichen Hand einfordert. Ein mutiger und richtiger Schritt.

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