Barbier
Basel Mohammad schneidet schneller als sein Schatten
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Bei den „Barber Battles“ in Düsseldorf belegte der Solinger Basel Mohammad den dritten Platz.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Wäre Basel Mohammad Cowboy, hieße es über ihn, er schieße schneller als sein Schatten. Doch seine Werkzeuge sind Schere und Rasiermesser, nicht Colt und Lasso. Nicht Lucky Luke, sondern „König des Speeds“ wird der Barbier von seinen Kollegen deshalb scherzhaft genannt. Weil es ihm gelingt, binnen kurzer Zeit saubere Ergebnisse zu erzielen. Davon konnte sich unlängst eine Fachjury überzeugen. Beim Finale der „Barber Battles“ in Düsseldorf belegte der 30-Jährige den dritten Platz – als Autodidakt.
Eigentlich ist Basel Mohammad Koch. Der Krieg in Syrien wirbelte sein Leben durcheinander. Im November 2015 floh er von Ras al-Ain, einer Stadt im Nordosten an der Grenze zur Türkei, nach Deutschland. Nach Stationen in Minden, Braunschweig, Bernburg und wiederum Braunschweig landete er 2019 in Solingen.
Hier verbesserte er nicht nur seine Deutschkenntnisse an der Bergischen Volkshochschule, sondern beschäftigte sich auch mit Haareschneiden und Bartpflege. Sein Bruder habe in Syrien als Friseur gearbeitet, bei ihm konnte er sich einige Tricks abschauen. Im August vor vier Jahren fand er eine Anstellung im „Barbershop by Kaco“ an der Konrad-Adenauer-Straße. Bis dahin dienten Freunde und Bekannte als Versuchsobjekte.
Ein guter Barbier, ist Mohammad überzeugt, muss sauber arbeiten, mit Schere, Kamm und Föhn umgehen können. Bei der Bartpflege komme es vor allem auf Symmetrie an, die Haut der Kunden dürfe nicht leiden. All das versucht der 30-Jährige zu beherzigen: „Ich habe mir das selber beigebracht.“ Das führt inzwischen zu einer eigenen Fangemeinde: Seinem Kanal auf der Plattform TikTok folgen mehr als 90 000 Menschen.
Basel Mohammad hat einen hohen Anspruch an sich selbst. Schnell zu arbeiten, entspreche seinem Naturell – die Qualität dürfe darunter jedoch nicht leiden. Ob dieser Spagat gelingt, konnte er im vergangenen Jahr erstmals beweisen. Bei einem Wettbewerb in Düsseldorf qualifizierte er sich für die Endrunde der Barber Battles in Berlin. In der Hauptstadt reichte es noch nicht für ein Platz auf dem Treppchen.
In diesem Jahr wagte der Barbier deshalb einen neuen Anlauf. Um sich für den Wettstreit bei der Messe Top Hair in Düsseldorf zu qualifizieren, trat er vorab im „Speed Fade“ an. Die Kategorie scheint wie für Basel Mohammad gemacht. Das Ziel: In möglichst kurzer Zeit eine Fade-Frisur mit sauberen Übergängen schaffen, bei der die Seiten von oben nach unten immer kürzer geschnitten werden. Drei Minuten und 50 Sekunden brauchte er für ein Ergebnis, das die Experten in der Jury überzeugte.
„Ich habe den Krieg gesehen, Angst habe ich nur vor Gott.“
Im Halbfinale entschied er sich für einen Taper Fade, im Finale hatte er 45 Minuten Zeit, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Ein klassischer Haarschnitt kam dabei heraus, ausschließlich mit der Schere geschaffen. Für den Bart griff er auf Schaum und Messer zurück, die Augenbrauen brachte er mit einem Faden in Form. „Mein Modell und ich waren sehr zufrieden“, erzählt Mohammad. Und die international besetzte Jury war es auch – die gute Bewertung bescherte ihm Platz drei.
Neben Geld- und Sachpreisen erhielt der 30-Jährige einen Pokal. Er hat einen Ehrenplatz im Mohammads Salon „Haarreflexion“ an der Hildener Straße. Der gebürtige Syrer ist in Solingen heimisch geworden, hat eine Familie gegründet. Sohn Nummer eins ist auf der Welt, das zweite Kind unterwegs.
Anfang März hat sich Mohammad in Ohligs den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt. Furcht vor dem Schritt und der deutschen Bürokratie? „Ich habe den Krieg gesehen, Angst habe ich nur vor Gott“, sagt der 30-Jährige. Es sei es simpel: Entweder es funktioniert, oder es funktioniert nicht. Fest stehe lediglich: „Versuchen kostet nichts.“
Unterstützung erhält er im Geschäft von einer angestellten Meisterin. Hilfe kommt ihm vor allem beim Färben und Strähnen entgegen – beides nicht seine Welt. Zum Beweis präsentiert er schwarze Rückstände an seinen Händen. Er habe probiert, helle Stellen in seinem Bart zu überdecken. Versuchen kostet nichts.
Messe
Die Messe „Top Hair“ fand in diesem Jahr am 1. und 2. April in Düsseldorf statt. Laut Angaben der Veranstalter kamen 26 000 Fachbesucherinnen und -besucher aus 39 Nationen sowie 400 Aussteller in der Landeshauptstadt zusammen, um sich über neue Trends der Friseurbranche auszutauschen.