Nach der Flut

Balkhauser Kotten öffnet Ende des Jahres

Das Ufer am Balkhauser Kotten bereit nach dem Hochwasser 2021 weiter Sorgen. Bei der „Offenen Baustellen-Tür“ erläuterte das Kuratorium des Museums den Besuchern den aktuellen Sachstand. Der Wupperverband will die Erosion nun mit baulichen Maßnahmen aufhalten.
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Das Ufer am Balkhauser Kotten bereit nach dem Hochwasser 2021 weiter Sorgen. Bei der „Offenen Baustellen-Tür“ erläuterte das Kuratorium des Museums den Besuchern den aktuellen Sachstand. Der Wupperverband will die Erosion nun mit baulichen Maßnahmen aufhalten.

Der Betreiberverein, das Kuratorium des Kottens, gab Einblicke in die Baustelle nach der Flut 2021.

Von Philipp Müller

Solingen. Erstmals lud das Kuratorium Balkhauser Kotten zu einer „Offenen Baustellen-Tür“ an die Wupper ein. Die Vorsitzende, Nicole Molinari, machte gleich bei der Begrüßung deutlich, worauf es dem Verein mit der Idee ankam: „Wir werden immer wieder gefragt, warum der Kotten nicht längst aufhat. Die Sanierung des Wipperkottens hat doch auch nicht so lange gedauert.“ Darauf gab die Architektin zwei Antworten: Vor Jahrzehnten wurde der Kotten mit einer Farbe gestrichen, die jetzt dazu führt, dass die Balken zu Mehl verrotten. Das muss geändert werden. Zweites Problem ist das Ufer. Das wurde in der Flutnacht im Juli 2021 weggerissen. Der Wupperverband mache sich jetzt aber an die Sanierung. Zugleich betonte Molinari, dass das Museum noch Ende 2023 wieder öffnen werde.

Im Kotten nagt der Zahn der Zeit am Denkmal. Nicht nur die Flut, auch früher falsch verwendete Farbe zerstört die Balkenkonstruktion.

Die Veranstaltung „Offene Baustellen-Tür“ zog am vergangenen Freitag etwa 20 Interessierte an. Mittels Fotos erklärte Molinari zunächst, wie sich die Flut im Kotten ausgebreitet hatte, welche Folgen das alles hat. Das Kuratorium ist ein Verein und betreibt den Kotten (). In den kommenden Wochen sehen die Planungen so aus, dass entschieden wird, wann und wie der Kotten eingerüstet wird. Dann müsse die luftundurchlässige Farbe herunter. Warum, zeigte die Sachverständige für Bauschäden. Außen klopfte Molinari auf die Farbe. Es klang hohl. Im Kotten löste sie mit dem Finger spielend Holz aus den Balken. Etwa die Hälfte der Holzkonstruktion muss im Erdgeschoss ausgetauscht werden.

Auch Neuerungen wird es geben. Mit einer Wärmepumpe wird die alte Ölheizung ersetzt. Im Untergeschoss gibt es mehr Platz für das Museum und eine moderne sanitäre Anlage für die Besucher ist geplant. Im ersten Geschoss sollen zudem ein Museumsdepot und eine Vorbereitungsküche eingerichtet werden. Das Museum selbst wird auch mit Mitteln des Landschaftsverbands Rheinland neu geplant und will beispielsweise den Lieferfrauen mehr Raum geben. Sie waren die Verbindung zwischen den Kotten an der Wupper und den Manufakturen auf den Höhenzügen der Stadt.

Ufer soll mit Wasserbausteinen und Bunen geschützt werden

Bleibt der Außenbereich. In Sachen Ufer vor dem Balkhauser Kotten schlagen beim zuständigen Wupperverband offenbar zwei Herzen in der Brust. Das eine setzt voll auf ökologische Selbstbestimmung der Wupper. So sagt Verbandssprecherin Susanne Fischer zu den Folgen des Hochwassers: „Sowohl die Uferkante nahe des Kottens als auch die Kiesbank sind aus Sicht des Gewässers zunächst eigentlich keine Schäden, sondern naturnahe Gewässerstrukturen, die für einen natürlichen Fluss mit großer Artenvielfalt wünschenswert sind. Denn solche Strukturen sorgen für Abwechslung und Dynamik und bieten Unterschlupf sowie Nistmöglichkeiten. In Steilufern zum Beispiel können Eisvögel ihre Bruthöhlen anlegen.“

Die Kuratoriumsvorsitzende Nicole Molinari (r.) stellte den Sachstand der Sanierung vor und lud im Anschluss zur Kottenbutter ein.

Das andere Herz hört auch auf die Belange des Kottens. Um einen Kompromiss zwischen Schutz des Kottens und freiem Spiel der Natur zu finden, haben sich nach Angaben des Wupperverbands im Herbst 2022 Vertreter der Bezirksregierung Düsseldorf, der Stadt Solingen, des Kotten-Kuratoriums und des Wupperverbands Lösungen besprochen. Ein Vorschlag sieht laut Fischer vor, die aktuell bestehende Uferlinie zu erhalten. Sie soll durch Wasserbausteine gesichert und mit Wupperkies hinterfüllt werden. Zudem soll durch Bunen, Einbauten im Fluss, die Fließrichtung der Wupper etwas von der Kottenseite abgelenkt werden.

Einen Zeitplan hat der Wupperverband nicht. Um die Maßnahme durchführen zu können, seien noch einzelne Punkte aus genehmigungstechnischer, naturschutzfachlicher und artenschutzrechtlicher Sicht zu klären. Alles werde „von uns nach Abschluss der zuvor angesprochenen Punkte schnellstmöglich angegangen“.               

Denkmal

Der Balkhauser Kotten ist im Eigentum der Stadt Solingen. Den Museumsbetrieb organisiert ein Verein. Das Kuratorium Balkhauser Kotten sorgt in Absprache mit der Stadt zugleich dafür, dass das Denkmal in Schuss bleibt.

Standpunkt von Philipp Müller: Eine Herzenssache

philipp.mueller@solinger-tageblatt.de

Schnell wieder öffnen, oder doch gründlich sanieren? Das sind die beiden Möglichkeiten für den Balkhauser Kotten. Irgendwo dazwischen kommt es jetzt am Ende an. Mit Nicole Molinari hat das Kuratorium des Kottens eine Fachfrau an der Spitze, die „dummerweise“ auch was von Flutschäden versteht. Für den im Eigentum der Stadt bestehenden Kotten ist das sicher gut. Denn Molinari besteht auf sachgerechte Sanierung. Da kann die Stadt jetzt nicht einfach wegschauen und den Sanierungsstau aussitzen, so wie sie es sonst gerne einmal bei ihren Gebäuden macht.

Man erinnere nur daran, dass es die Stadt „geschafft“ hat, in 20 Jahren aus dem Alten Bahnhof eine Bauruine zu machen, für deren Sanierung es im Haushalt kein Geld gibt. Für den Kotten an der Wupper greifen zu Glück die Wiederaufbautöpfe von Bund und Land – man mag deren Fehlen gar nicht denken wollen. Optimistisch ist Nicole Molinari in Sachen Öffnung des Museums zum Jahresende. Wird sie genug Dampf im Kessel ihrer Herzenssache machen können?

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