Verkehr
Region sucht gemeinsame Linie zur A 3
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Städte und Abgeordnete wollen Autobahnausbau beschleunigen – mit acht Streifen oder Standspurfreigabe?
Von Andreas Tews
Solingen. Der Ausbau der Autobahn 3 zwischen Leverkusen und Hilden soll so schnell wie möglich kommen. Um eine Beschleunigung des Verfahrens zu erreichen, wollen sich die betroffenen Städte und die Abgeordneten der Region auf eine gemeinsame Linie verständigen. Erste Gespräche gab es bereits. Umstritten bleibt, ob die Autobahn auf acht Fahrspuren erweitert werden soll, oder ob nur die Standstreifen ertüchtigt werden, damit sie in Hauptverkehrszeiten als Fahrspuren freigegeben werden können.
Eigentlich ist geplant, die A 3 zwischen den Kreuzen Leverkusen und Hilden in den Jahren ab 2030 auszubauen. Die Autobahngesellschaft des Bundes favorisiert einen achtstreifigen Ausbau, wie er unter anderem auf der A 3 im Bereich des Kölner Autobahnrings erfolgt ist. So soll der Verkehrsfluss verbessert werden. Gegner dieser Pläne wollen vor allem verhindern, dass die Autobahn im Bereich der Ohligser Heide und anderer Naturschutzgebiete noch mehr in die Breite geht. Die anliegenden Städte schlagen genauso wie die Bergische und die Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK) eine Ertüchtigung der Standstreifen vor. Diese ist laut Autobahn GmbH aber nur als Übergangslösung bis zu einem groß angelegten Ausbau zulässig.
Nach einem Papier der Bundesregierung gehört die A 3 zwischen Leverkusen und Hilden zu den 144 Autobahnprojekten, die beschleunigt werden sollen. Die Entscheidung soll bei den Ländern liegen. Diese Chance wollen Politiker der Region nicht verstreichen lassen, obwohl NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) diese Woche erklärte, dass ein Ausbau von Autobahnen für ihn nicht vorrangig sei. Nach seiner Ansicht wäre die Sanierung maroder Autobahnbrücken wichtiger.
„Alle Gemeinden sind gegen den achtstreifigen Ausbau.“
Die Vertreter der Region wollen das Ausbauverfahren beschleunigen. Sie wollen sich jetzt auf einen Ausbaustandard verständigen, mit dem sie sich in Berlin und Düsseldorf für die A 3 stark machen.
Der Solinger SPD-Bundestagsabgeordnete Ingo Schäfer versucht nach eigenen Angaben bereits, sich in Berlin für den reduzierten Ausbau einzusetzen, räumt aber ein: „Ob dies gelingt, weiß ich nicht.“ Erschwert werde dies dadurch, dass der achtstreifige Ausbau bereits im Bundesverkehrswegeplan hinterlegt sei. Dass dieser geändert werden müsste, mache die Sache kompliziert. Schäfer argumentiert aber, dass alle betroffenen Gemeinden gegen den achtstreifigen Ausbau seien. Eine nach Bedarf geregelte Standstreifenfreigabe funktioniere an anderen Stellen gut – unter anderem auf der A 3 zwischen dem Kreuz Hilden und Mettmann. Zudem wirft Schäfer die Frage auf, warum zwischen Hilden und Leverkusen das Tempo freigegeben sei. Auch eine Tempo-120-Regelung könnte nach seiner Meinung zu weniger Staus führen.
Auch die Landtagsabgeordneten Sebastian Haug (CDU) und Josef Neumann (SPD) setzen auf ein gemeinsames regionales Vorgehen. Neumann hat bei bisherigen Gesprächen – diese waren auf Initiative der Stadt Langenfeld zustande gekommen – den Eindruck gewonnen, dass viele in der Region die Standstreifenfreigabe favorisieren. Aus Neumanns Sicht wäre diese am schnellsten umzusetzen und darüber hinaus am umweltverträglichsten.
Auch Haug kann sich diese Lösung dauerhaft vorstellen, wenn die Vorgaben des Bundes entsprechend geändert werden können. Der Christdemokrat gibt aber zu bedenken, dass auch dafür Flächen verbraucht werden. Unter anderem müssten 27 Nothaltebuchten gebaut werden.
Die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) sucht nach Angaben ihres Hauptgeschäftsführers Michael Wenge das Gespräch mit dem Bundesverkehrsministerium. Zusammen mit der Düsseldorfer IHK habe man auch das Landesministerium von Oliver Krischer angeschrieben. IHK-Geschäftsführer Thomas Wängler ergänzt, dass die IHK bei ihrem Vollversammlungsbeschluss bleibe. Sie spreche sich für die Standstreifenfreigabe aus.
Einzig der Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (CDU) ist dagegen, den achtspurigen Ausbau aufzugeben. Nach seiner Ansicht wird das Verkehrsaufkommen auch in Zukunft nicht zurückgehen. Wichtig sei, die Staugefahr auf der A 3 zu reduzieren. Das Ziel müsse ein „gut fließender Verkehr mit umweltfreundlichen und leisen Fahrzeugen“ sein. Die Belastung für Anwohner und Umwelt hält er bei einem achtstreifigen Ausbau für verträglich. Eine Standstreifenfreigabe sei nur für eine Übergangszeit sinnvoll.
Hintergrund
Der Abschnitt der Autobahn 3 zwischen den Kreuzen Leverkusen und Hilden ist 15 Kilometer lang. 1,5 Kilometer liegen auf Solinger Stadtgebiet. Gegen einen achtstreifigen Ausbau regt sich Widerstand in den Anrainerstädten. Unter anderem hat sich eine Bürgerinitiative gegründet.
Standpunkt von Andreas Tews: Geschlossen auftreten
Von Köln bis zum Kreuz Leverkusen ist die Autobahn 3 bereits achtspurig ausgebaut, zwischen dem Kreuz Hilden und Ratingen soll dies noch erfolgen. Da braucht es gute Argumente dafür, wenn es auf dem 15 Kilometer langen Abschnitt dazwischen bei drei Fahrstreifen pro Richtung bleiben soll. Denn auf einer der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands drohen bei einem Engpass in Hauptverkehrszeiten Staus. Das Ziel der bundeseigenen Autobahngesellschaft ist also, ein Nadelöhr zwischen Hilden und Leverkusen zu vermeiden. Das ist nicht von der Hand zu weisen.
Gegen den achtstreifigen Ausbau spricht aber, dass die Autobahn mehrere wertvolle Naturschutzgebiete durchschneidet und dass die Anrainerstädte gegen diese Lösung sind. Wenn die Region die Verbreiterung der Autobahn auf das Nötigste beschränken und eine dauerhafte Standstreifenlösung durchsetzen will, muss sie geschlossen nach außen auftreten. Nur so ist zu erreichen, dass die Verordnung, die dagegen spricht, geändert wird.