Diagnose
So kann Autismus spielerisch erkannt werden
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Sozialpädiatrisches Zentrum des Klinikums bietet neue Form der Diagnose an.
Von Simone Theyßen-Speich
Solingen. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die Eltern stutzen lassen: Kinder, die kaum Blickkontakt aufnehmen, mangelndes Interesse an Bewegungen und Geräuschen oder fehlende Kommunikation. Für Kinder mit Verdacht auf eine Autismusstörung gibt es im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) des Klinikums ein neues Diagnoseangebot.
„Seit wir das Angebot ausgebaut haben, wächst die Zahl der Patienten, etwa 20 waren es in den vergangenen Monaten“, erklärt die Kinderärztin Dr. Ruth Klaeren, Oberärztin im SPZ.
Ein spezieller Materialkoffer, der mit finanzieller Unterstützung der Kette der helfenden Hände, der Wohltätigkeitsaktion des Solinger Tageblatts, angeschafft werden konnte, hilft dem Psychologen- und Ärzte-Team bei der Diagnose.
Auf den ersten Blick sieht es für die Kinder wie ein Zimmer voller Spielsachen aus, wenn sie den Diagnoseraum im SPZ betreten. „Aber alles ist bei dieser standardisierten Diagnose genau festgelegt“, erklärt Psychologin Dr. Maren Aktas, die eine spezielle Fortbildung zur Autismus-Diagnose gemacht hat. Wo stehen die Spielsachen, was liegt auf, was unter dem Tisch – auch die Eltern, die in der Ecke nur beobachtend sitzen, sind instruiert.
Wie kann sich Autismus äußern?
„Ein normal entwickeltes Kind, das in den Raum kommt, schaut sich alles interessiert an, spielt, probiert aus“, erklärt Aktas. Ein autistisches Kind geht vielleicht nur im Kreis oder beschäftigt sich mit nur einem winzigen Detail eines Spielzeugs.
Immer wieder bringt die Psychologin während der spielerischen Diagnose neue Impulse. Ein Stoffhase, der sich bewegt, sollte die Aufmerksamkeit der Kinder fesseln – „spätestens wenn der Hase Geräusche von sich gibt oder ich darauf hinweise, sollte das Kind reagieren“.
Reaktionen und Blickkontakte werden dokumentiert
Und wenn die Psychologin Seifenblasen macht und das Kind gerne mehr davon möchte, sei es interessant zu beobachten, ob und wie das Kind versucht, das zu vermitteln, Signal zu geben, Blickkontakt herzustellen. „Wichtig ist, dass die Tests intuitiv und nicht an Deutsch als Muttersprache gebunden sind“, erklärt Dr. Maren Aktas.
Alle Ergebnisse und Beobachtungen werden dokumentiert. Das Diagnoseangebot richte sich an Kinder ab zwei Jahren bis ins Jugendlichen-Alter. „Auch junge Kinder, die noch kaum sprechen können, werden erfasst“, erklärt Dr. Klaeren. Für die älteren, bei denen der Verdacht oft in Richtung Asperger-Autismus geht, umfasst der Diagnose-Koffer Kleinteile, die zum Rollenspiel anregen sollen.
Findet in
In der Regel überweisen die niedergelassenen Kinderärzte die jungen Patienten, wenn ein Verdacht auf Autismus besteht. „Auch die Eltern haben da oft ein gutes Bauchgefühl“, so Dr. Aktas. „Hier im SPZ findet dann die Diagnose statt, aber keine Therapie“, erklärt Dr. Klaeren.
Dazu werden die Familien dann an die Heilpädagogische Frühförderung oder das Autismus-Therapiezentrum weitervermittelt. „Unsere in der Form in Solingen einmalige Autismusdiagnose ist in der Gesamtversorgung der Kinder ein wichtiger Baustein“, so Kinderklinik-Chefarzt Dr. Sven Propson.
Kinderklinik und SPZ
Kinderklinik: Nachdem die Kinderklinik Ende vergangenen Jahres komplett überlastet war, die Zahl der Patienten sich dann im Januar etwas normalisiert hatte, sei die Belegung jetzt wieder sehr hoch, betont Chefarzt Dr. Sven Propson. Die 21 Betten der Allgemeinen Pädiatrie und die 13 Intensiv-Betten seien sehr gut belegt. Neben Coronainfektionen und Respiratorischen Viren (RSV) seien auch schwere Verläufe von Magen-Darm-Erkrankungen derzeit großes Thema.
SPZ:Das Sozialpädiatrische Zentrum wächst stetig. In 2022 gab es etwa 1500 Patienten. Schwerpunkt sind Kita- und Grundschulkinder. Neben sozialen Defiziten sind Epilepsien, neuro-logische Krankheiten, Verhaltensauffälligkeiten und Autismus Krankheitsbilder.