Bühnenüberdachung
Architekt von Stuttgart 21 entwirft Gräfrather Zeltdach
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Über dem Gräfrather Marktplatz spannt sich eine neue Bühnenüberdachung für das anstehende Marktfest. Und dieses Dach hat einige Besonderheiten.
Von Philipp Müller
Solingen. Knapp 100 Quadratmeter Fläche hat das neue Zeltdach über der Treppe zwischen Klosterhof und Gräfrather Marktplatz. Seine Premiere als Schutz hatte es schon zur Eröffnung mit einem Konzert von Wolf Codera gefeiert. In einer Woche thront es über dem Marktfest. Doch bis dahin war es ein weiter Weg, wie der Architekt Peter Pistorius erzählt. Heute überragt eine Konstruktion mit modernstem Material Teile der Treppe. Finanziert wurde es vor allem durch Geschäftsleute, die die Idee für eine außergewöhnliche Umsetzung unterstützt hätten, erzählt Pistorius. Dazu kommen einige Mittel aus Töpfen der Stadt Solingen und der Bezirksvertretung Gräfrath.
Alles begann damit, dass der weltweit aktive Planer des renommierten Büros Ingenhoven aus seinem Fenster zum Marktplatz auf die alte Bühnenüberdachung schaute. Das müsse bessergehen, dachte er sich. Dann ergab sich ein Zufall. Zusammen mit dem Wirt des Kaffeehauses am Marktplatz, Peter von der Heiden, war er in Berlin. Beide sahen dort ein Zeltdach, wie es nach Gräfrath passen würde. Zurück in Gräfrath erfuhren Edgar und Wolfgang Rixen von der Idee und sagten: „Das bauen wir.“
Es gab zunächst aber keine Idee, wie das verwirklicht werden sollte, gibt der Experte zu, der schon große Bauprojekte wie den Bahnhof „Stuttgart 21“ geplant hat. Hunderte Stunden habe er dann damit verbracht, Zeichnungen für das Dach anzufertigen, mit Experten für die Umsetzung zu verhandeln und die entsprechenden Fachfirmen auszusuchen. Denn es sollte keinesfalls ein Zeltdach „von der Stange“ werden. Jedes Teil ist eigens für den Einsatz auf dem Marktplatz angefertigt. Das gilt von den Stangen, die alles tragen, über die Spanndrähte bis zum Dach selbst. Der Stoff kommt von einer darauf spezialisierten Fachfirma am Chiemsee.
„Stoff wie Haifischhaut“: Weltpremiere in Gräfrath
In Gräfrath feiert der Stoff Weltpremiere. Er sei ähnlich einer Haifischhaut und lasse Wasser und Schmutz abperlen, erklärt Peter Pistorius. Schon in Kürze komme das Material zum zweiten Mal in Dubai bei Zeltkonstruktionen zum Einsatz. Die Plane hält Windböen bis Stärke 10 aus.
„Das Zeltdach wirkt wie ein leichter, fast durchsichtiger Vorhang.“
Schaut er auf „sein“ Werk, ist ihm der Stolz anzumerken, auch wenn das Projekt nicht in Australien, im arabischen Raum oder in Stuttgart umgesetzt wird. Mit Sicht auf den Blickfang sagt er: „Das Zeltdach wirkt wie ein leichter, fast durchsichtiger Vorhang.“ Bei der Eröffnung hat ihn beeindruckt, wie gut man darauf mit sich bewegenden Lichtprojektionen spielen kann.
Pistorius betont, alles ohne das sonst übliche Honorar geplant zu haben. So besprach er etwa mit der Stadt, wie spezielle Schraubhülsen in den Boden gebracht werden können, damit alles stabil steht. Bis zu vier Meter tief sind diese zwischen dem Kopfsteinpflaster eingelassen. Alleine das hat einen fünfstelligen Betrag gekostet.
Aber über Geld reden er und Peter von der Heiden nicht so gerne. Wichtig sei, dass das Zeltdach aus der Mitte der Gräfrather Stadtgesellschaft entstanden ist, erklärt Pistorius. Und Peter von der Heiden berichtet, dass es extra einen Verein für das Zeltdach gibt. Doch der kümmert sich zusammen mit der Firma item nicht nur um die Lagerung und den Auf- und Abbau des Zeltdachs. Der „Verein für Kunst & Kultur in Gräfrath“ will künftig selbst Veranstaltungen organisieren.
Dauerhaft wird das Dach nicht stehenbleiben. Es wird immer nur für Veranstaltungen auf- und abgebaut. Kommendes Wochenende steht es zum Marktfest.
44. Marktfest
Die Arbeitsgemeinschaft Gräfrather Vereine lädt ab Freitag, 6. Mai, auf den historischen Marktplatz ein. Unter dem neuen Zeltdach wird das fest an diesem Tag von OB Tim Kurzbach um 18.30 Uhr eröffnet. Samstag, 7. Mai, ist ab 15 Uhr wieder jeder Stand besetzt, abends ab 17 Uhr spielen „The Proms“ und „be prepared“. Sonntag, 8. Mai, startet das Fest um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst.