Extremsport
Apnoe-Taucher: Minutenlang ohne Sauerstoff unter Wasser
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Wolfdietrich Meyer ist Apnoe-Taucher. Wie er zu diesem Sport kam und warum er nun auch Apnoe-Trainer werden möchte, erklärt er bei einem Besuch an seiner Trainingsstätte.
Von Andreas Römer
Solingen. Wie verrückt muss man sein, um sich ein Halsband aus Blei umzulegen, damit ins Wasser zu gehen und zu versuchen, möglichst weit unter Wasser zu schwimmen? Wolfdietrich Meyer findet das gar nicht verrückt. Der 51-Jährige macht so etwas als Sport – Apnoe-Tauchen nennt sich das. Meyer hat sich immer schon im Wasser wohlgefühlt, auch unter Wasser. Doch zum Apnoe-Tauchen – also ohne Sauerstoffflaschen oder Schnorchel – ist er erst spät gekommen. „Ich war schon immer regelmäßig mit meinen Kindern im Schwimmbad. Zum Apnoe-Tauchen bin ich aber erst bei einem mehrwöchigen Aufenthalt in Neu-Kaledonien gekommen“, erzählt Meyer. Die ganze Familie war total fasziniert von der Unterwasserwelt östlich von Australien, die man ausgiebig mit Schnorcheln erforschte. Andere tauchten ohne Schnorchel, und das wollte Wolfdietrich Meyer auch probieren. Und schnell hatte es ihn gepackt.
Zuhause in Solingen schaffte er sofort eine Bahn – also 25 Meter. „Nach vier Monaten war ich schon bei 50 Metern und total infiziert“, erzählt Meyer. Viele seiner Sportskollegen seien auch schon über die 40 sagt er, auf die Bemerkung, dass man mit Mitte 40 vielleicht jetzt nicht mehr mit Aussicht auf Spitzenplatzierungen in einen Sport einsteigt. „Ich denke, in dem Alter haben viele erste die nötige Ruhe und Entspanntheit, sich lange unter Wasser aufhalten zu können“, so Meyers Theorie.
In jedem Fall hatte es ihn gepackt. Nicht nur im sportlichen Bereich. Er ist auch gleich in die Verbandsarbeit eingestiegen. „AIDA Deutschland“ heißt der gemeinnützige Verband und hat nichts mit den Kreuzfahrtschiffen zu tun. Vielmehr steht AIDA für „Association Internationale pour le Développement de l’Apnée“. Meyer ist als Schatzmeister im Vorstand und möchte gern mit den Verbandskollegen die Aufnahme in den Deutschen Olympischen Sportbund (DSOB) schaffen, was zwar zunächst viel Bürokratie erfordert, aber später hoffentlich Fördergelder für Athleten bringen könnte.
Er möchte sich zum Apnoe-Trainer ausbilden lassen
„Unsere Weltmeisterschaften finden in Korea oder auf Zypern statt, und wir können gerade einmal die Startgelder von 500 Euro pro Taucher zahlen. Reisekosten und Unterbringung müssen unsere Athleten alle selbst zahlen“, sieht Meyer hier vor allem Unterstützungsbedarf.
Er selbst träumt auch davon, einmal zu einer WM fahren zu können. Bei den letzten deutschen Meisterschaften landete er immerhin schon unter den besten zehn. Seinen persönlichen Rekord hat er auf 100 Meter weit tauchen gebracht. Etwa 2:40 Minuten dauert so was und darf auch nur in Begleitung eines „Safety“ durchgeführt werden. Auch im Training ist immer ein „Buddy“, der mit Schnorchel in der Nähe bleibt, vorgeschrieben. Trotzdem war es den Badebetrieben in Solingen zu gefährlich, und Meyer darf hier jetzt kein Bahnentauchen mehr machen. Dabei steht gerade AIDA als Verband für sicheres und gesundes Tauchen, wie Meyer betont. Es gebe feste Regeln. So muss jeder Apnoe-Taucher nach seinem Versuch – egal ob weit oder tief – das „Okay“-Zeichen machen und 30 Sekunden den Wettkampfrichter mit klarem Blick ansehen.
Zum Glück gibt es auch andere Trainingsformen, und Meyer kann zudem in Potsdam ins Wasser steigen. Dort forscht der Doktor der Chemie unter der Woche am Fraunhofer Institut an Stoffen, mit denen 3-D-Drucker künstliche Organe oder Implantate herstellen sollen. Er wohnt schon seit vielen Jahren in Solingen, mit Frau und drei Kindern.
Seine nächsten Ziele sind, sich selbst zum Apnoe-Trainer ausbilden zu lassen und dann noch mehr Leute für seinen Sport zu begeistern. Neben dem Streckentauchen ohne Flossen, was Wolfdietrich Meyer bevorzugt, gibt es auch die Disziplin mit Flossen zu tauchen oder in die Tiefe zu tauchen. Wer es „ruhiger“ mag, legt sich „nur“ mit dem Gesicht ins Wasser. Statik nennt sich diese Disziplin, und die Besten schaffen das mehr als acht Minuten, ohne Luft zu holen. „Da wird selbst mir beim Zuschauen ganz anders“, sagt Meyer voller Respekt.