Musical
Johlender Applaus für Eigeninszenierung
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Mit dem Musical „Anything goes“ setzte die Reihe „Broadway Fieber“ des Kulturmanagements den Erfolgskurs fort.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Viele Zuschauer des flotten Musicals „Anything goes“ von Cole Porter werden am Freitagabend summend und innerlich immer noch swingend nach Hause gefahren sein. Die diesjährige Eigeninszenierung des Kulturmanagements wurde am Schluss mit stehendem Applaus gefeiert. Über zwei Stunden lang unterhielt die im Jahr 1934 angesiedelte musikalische Verwechslungskomödie aufs Schönste. Peppige Songs, gesungen von den durchweg stimmstarken jungen Sängern und Sängerinnen, gut gelaunt aufspielende Bergische Symphoniker mit Bigband-Sound und lebendiges Spiel mit witzigen Dialogen überzeugten auf ganzer Linie und ließen immer wieder zustimmenden Spontan-Beifall aufkommen.
Musical „Anything goes“




Die temperamentvollen Choreographien von Yara Hassan sowie der endlich wieder präsente Solinger Theaterchor nahmen immer wieder den Spielball auf und erzählten die turbulente Story mit ihren Mitteln weiter. Passend dazu die von Britta Tönnis mit viel Liebe zum Detail entworfen Kostüme aus den 30er Jahren. Cocktailkleider mit Fransen am Saum bei den Damen zum Beispiel, dazu Riemchen-Pumps sowie Bundfalten-Hosen und Hüte bei den Herren.
Ein guter Teil des donnernden Schluss-Applauses galt auch dem imponierenden Bühnenbild, das den Ort der Handlung, den großen Übersee-Passagier-Dampfer, mit verschiebbaren Treppen und vielen Kabinentüren kurzerhand zur Show-Bühne machte. Eine intime Rahmenbeleuchtung aus vielen kleinen Glühbirnen verstärkte diesen Varietéeffekt.
Schon nach nur wenigen Augenblicken waren die Zuschauer vom Charme des Bühnengeschehens gefesselt. Dass diese Faszination sich immer mehr steigerte, spricht für Regisseurin Sandra Wissmann, der es gelang, das Ganze nie ins Zotige abgleiten zu lassen, sondern musikalisches Boulevard-Theater vom Feinsten abzuliefern.
Dafür konnte sie sich auf eine junge, engagierte Crew verlassen, die trotz plötzlicher Corona-Infektionen in ihren Reihen nicht die Motivations- Segel strich. Musste die für vergangenen Mittwoch angesetzte Premiere noch verschoben werden, so zogen alle an einem Strang, um die von jetzt auf gleich einspringenden Ersatz-Leute gut einzuarbeiten.
Julius Störmer übernahm spontan die Rolle des sympathischen Gauners Moonface Martin und erntete immer wieder Lacher aus dem Publikum. Seinen dadurch freigewordenen Ensemble-Platz übernahm Samuel Ismail Türksoy. Dass Tom Zahner nicht die Ursprungsbesetzung war, sondern innerhalb von drei Tagen lernen musste, sich in der Haut des Millionärs Elisha Whitney zu bewegen, hätte niemand gemerkt, wenn er nicht – wie zuvor von Projektleiter Maik Frömmrich angekündigt – zuweilen das Text-Skript in der Hand gehalten hätte, um ab und zu dezent hineinzublicken.
Viel Spaß machten dem Publikum auch die Stepptanz-Einlagen des Ensembles, angeführt von Susann Kitley in ihrer Rolle als missionierende Nachtclub-Sängerin mit viel Sex-Appeal, die die Handlungsfäden um das schließlich zueinander findende Paar Billy (Nils Karsten) und Hope (Kelly Panier) vorantrieb. Jessica Fedler als Hopes Mutter, die ihre Tochter unbedingt reich verheiraten will, setzte immer wieder amüsante Akzente, ebenso Gioia Heid als toughe Gangsterin.
Eigeninszenierung
Broadway Fieber: „Any-thing goes“ war die diesjährige Eigeninszenierung des Kulturmanagements und auch Teil der Reihe „Broadway Fieber“, seit zwei Jahren Label für anspruchsvolle Musicals am Solinger Theater.
Kooperation: Zum zweiten Mal nach „She loves me“ konnte für die Eigeninszenierung, bei der Bühnenbild, Techniker und Musiker aus Solinger Hand kommen, die Folkwang Universität der Künste in Essen gewonnen werden.